Kekse und Popcorn für ein großartiges Kinoerlebnis

Wir verwenden Cookies, um den Service, die Inhalte und das Erlebnis zu optimieren und teilen Nutzungsinformationen mit Partnern für soziale Medien, Werbung und Analyse. Mit dem Klicken auf "Alle akzeptieren" wird der Verwendung von Cookies zugestimmt. Eine Entscheidung gegen die Verwendung von Cookies kann dazu führen, dass einige Funktionen der Webseite möglicherweise nicht verfügbar sind.
Filmplakat von Leap of Faith: Friedkin über sein Horror-Meisterwerk „Der Exorzist“

Leap of Faith: Friedkin über sein Horror-Meisterwerk „Der Exorzist“

105 min | Dokumentarfilm | FSK 16
Szene %1 aus %Leap of Faith: Friedkin über sein Horror-Meisterwerk „Der Exorzist“
Regisseur William Friedkin (FRENCH CONNECTION, LEBEN UND STERBEN IN L.A.) sitzt in seinem Wohnzimmer. Im Hintergrund knistert ein Kamin. Er nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Dieses recht unspektakuläre Setting ist Ausgangspunkt einer Expedition ins Herz eines der Meisterwerke des Horrorkinos. Eines der kontrovers diskutierten Werke der Filmgeschichte. Im Interview mit Doku-Legende Alexandre O. Philippe (MEMORY – ÜBER DIE ENTSTEHUNG VON ALIEN, 78/52 – DIE LETZTEN GEHEIMNISSE VON PSYCHO) taucht Friedkin noch einmal tief in den Schaffensprozess zu DER EXORZIST ein und teilt seine Erinnerungen, Geheimnisse des Glaubens und einige spannende Hintergrundinformationen, die auch für eingefleischte Fans des Horror-Meisterwerks viele Überraschungen bieten. Ein lyrischer und spiritueller filmischer Essay über den Film DER EXORZIST, der im Genre bis heute unerreicht bleibt.
  • RegieAlexandre O. Philippe
  • Dauer105 Minuten
  • GenreDokumentarfilm
  • AltersfreigabeFSK 16
  • TMDb Rating7/10 (2) Stimmen

Vorstellungen

Leider gibt es keine Kinos.

Filmkritik

Der Name William Friedkin wird in erster Linie mit seinem Horror-Meisterwerk „Der Exorzist“ assoziiert. Selbst „Brennpunkt Brooklyn“, mit dem der Filmemacher 1971 das „New Hollywood“-Kino zu einem denkwürdigen Höhepunkt geführt hatte und dafür mit fünf „Oscars“ belohnt wurde, kann da nicht mithalten. „Der Exorzist“ ist ein Phänomen. Er drängt den fast schon dokumentarischen Ansatz des damals neuen US-Kinos zurück, bietet effektiven Geisterbahn-Horror und beschert Hollywood so einen seiner erfolgreichsten Filme überhaupt. Noch bei seiner Wiederaufführung im Jahr 2000 spielte er binnen zehn Monaten allein in den USA noch einmal knapp 40 Millionen Dollar ein, und das bei einem Zielgruppen-Publikum, das mittlerweile die Splatter-Exzesse der 1980er- und 1990er-Jahre gewöhnt war.

Der Regisseur und seine Sicht der Dinge

Die Geschichte um die vom Teufel besessene Schülerin Regan (Linda Blair), die im Washington der 1970er-Jahre vom örtlichen Pfarrer Damien Karras (Jason Miller) und dem zu Hilfe gerufenen Exorzismus-Experten Lankester Merrin (Max von Sydow) mittels katholischer Rituale „befreit“ werden soll, ließ das übernatürlich Böse in einer säkularen Gesellschaft sein Unwesen treiben und traf mit ihren spektakulären Szenen einen Nerv. Bis 2005 versuchten vier weitere Regisseure (darunter der Verfasser der Romanvorlage und Drehbuchautor William Peter Blatty) mit eher minderem Erfolg an den Kassenschlager anzuschließen, 2023 will „Der Exorzist - Bekenntnis“ der Start einer neuen Trilogie sein. Die Nachfolger spielen im Dokumentarfilm „Leap of Faith: William Friedkin on the Exorcist“ aber keine Rolle. Denn dem Dokumentarfilmer Alexandre O. Philippe geht es weniger um den Film als um den Regisseur und seine Sicht der Dinge.

William Friedkin ist kein Künstler, der Interviews scheut und lieber sein Werk und allenfalls seine Darsteller über sich und seine Arbeit sprechen lässt. Wie sein Freund und Kollege Peter Bogdanovich gehört er zu jenen Altmeistern, die sich liebend gerne und sehr eloquent über Filmgeschichte im Allgemeinen bis hin zu Szenenanalysen im Speziellen geäußert haben – und zwar beileibe nicht nur zu den eigenen. Ihre Audiokommentare auf DVDs und Blu-rays gehören zu den besten und zwar nicht nur deshalb, weil sie auf eine Frage ohne weiteres eine über 90 Minuten lange Antwort geben können. Friedkin gefällt sich auch selbst, wenn er über Film redet. Und so hört man Alexandre O. Philippe auch nur einmal kurz eine Frage aus dem Off stellen. Ansonsten gibt es nur einen, der bei „Leap of Faith: William Friedkin on the Exorcist“ erzählt.

Fortlaufend Fußnoten zu Friedkins Schilderungen

Der überrascht auch gleich in den ersten Minuten, wenn er erklärt, dass es eigentlich nur ein filmisches Vorbild zu „Der Exorzist“ gegeben habe, nämlich Carl Theodor Dreyers „Das Wort“ von 1954. Zu den großen Pluspunkten von Philippes dokumentarischem Ansatz zählt, dass er quasi jede Aussage von Friedkin unmittelbar illustriert. Mit Szenen, mit Interview-Ausschnitten, mit Fotos. So präsentiert er fortlaufend die Fußnoten zu Friedkins Schilderungen. Das macht den Film, der in erster Linie ein 100-minütiger Monolog ist, zu einer unterhaltsamen, erkenntnisreichen Angelegenheit. Denn wer kennt schon noch „Das Wort“ von Dreyer?

Doch auch wenn Regisseur und Film sich ihren Status in der Filmgeschichte redlich verdient haben, liegt der Gedanke an eine Redundanz dieses Dokumentarfilms zuerst nicht fern. Friedkin hat sich über die Jahre schon sehr viele Gedanken über sich und seinen Erfolg gemacht, die etwa in den erwähnten DVD-Audiokommentaren und „Making ofs“ festgehalten sind. Bis zu seinem Tod an 7. August 2023 hat er sich als Experte in Sachen Film, Religion im Film und Exorzismus im Film (im Speziellen) hervorgetan. 2017 zeichnete er sogar mit einer kleinen Handkamera auf, wie Pater Amorth, das reale Vorbild für die Priester in „Der Exorzist“, einen Exorzismus durchführte und brachte den Dokumentarfilm „The Devil and Father Amorth“ heraus. Auch daraus ist in „Leap of Faith“ ein winziger Ausschnitt zu sehen.

Vermächtnis eines begnadeten Erzählers

Denn der Film von Philippe ist auf das große Ganze aus. Ein wenig ist er auch Biografie, wenn Friedkin mit Pathos von seinem ersten prägenden Kinobesuch, vom Dunkelwerden und vom eigenen Jauchzen erzählt. Ein wenig ist er Filmseminar, wenn er analysiert, wie eine ganz bestimmte Szene funktioniert. Er ist vor allem auch ein Vermächtnis, denn man kann sich nicht sattsehen an den nicht immer neuen, aber immer wieder faszinierenden Einlassungen des begnadeten Geschichtenerzählers. „Der Exorzist“ ist ein Phänomen für eine ganz bestimmte Zielgruppe. William Friedkin ist ein Phänomen für jeden, der ihn einmal erlebt hat.

Erschienen auf filmdienst.deLeap of Faith: Friedkin über sein Horror-Meisterwerk „Der Exorzist“Von: Jörg Gerle (29.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
Über Filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de