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Filmkritik
Der an Selbstzweifeln leidende Designer Tristan (Tim-Fabian Hoffmann) quält sich mit seiner neuen Kollektion. Sein Geschäftspartner und Ex-Liebhaber (Robert Stadlober) hilft ihm liebevoll bei jedem Schritt, und auch sein Vater (Thomas Thieme) unterstützt den aus der Reihe getanzten Filius großzügig, obwohl er eigentlich möchte, dass Tristan endlich ein seriöses Studium beginnt. Für den Kreativitätsschub fehlt offenbar eine Muse, so das Klischee, das „LasVegas“ bereitwillig bedient. Tristan kommt aus einer Familie, in der „alle Frauen mit einer gestörten Wahrnehmung gesegnet sind“, so der sarkastische Vater. Nastassja Kinski spielt eine von ihnen. Geistig und körperlich in keiner guten Verfassung, irrt sie durch ein schlossähnliches Anwesen und trauert über den Verlust ihrer verschwundenen Tochter, die sich offenbar rechtzeitig aus dem Staub gemacht hat.
In einem menschenleeren See
Eine „Amour fou“ jenseits konventioneller Modelle und heterosexueller Normen schwebte dem 1990 geborenen Regisseur Kolja Malik bei seinem Melodrama um einen jungen Modedesigner aus bürgerlichem Haus wohl vor, der sich im Drag-Queen-Milieu auf einen bisexuellen, Frauenkleider tragenden Mann einlässt und mit ihm in einem halsbrecherischen Strudel aus wilder Romanze, Familientraumata und exzessiven Lebensstil versinkt. Ihr gemeinsamer Traum ist es, in Las Vegas zu heiraten. Auch wenn es nie dazu kommt, schwelgen unzählige vermeintliche Rückblenden und auch das Finale in nächtlichen Aufnahmen der Glücksspielstadt, untermalt mit verträumter Indie-Musik, als gelte es einen ausufernd langen Werbeclip zu bebildern.
Mit Sunny (Daniel Roth), einer Mischung aus ramponiertem David Bowie und verantwortungsresistentem Risiko-Junkie, kommt der Rausch und damit ein emotionaler Höhenflug in Tristans von Erwartungen anderer vergiftetes Leben. Wenn die beiden ihre Verliebtheit ausleben, beschmieren sie sich im Fast-Food-Restaurant mit Ketchup, schwimmen in einem menschenleeren See und rasen auf einem Fahrrad fast vor die Räder eines Lastwagens. Tristan ignoriert die Anzeichen von Sunnys selbstzerstörerischer Persönlichkeit, bis er ihn dabei erwischt, wie er sich mit Hotelgästen prostituiert, um an deren Kreditkarten zu kommen. Einen von ihnen setzt er sogar mit K.-o.-Tropfen außer Gefecht. Erst jetzt bemerkt Tristan den enormen Drogenkonsum seiner schrillen Inspirationsquelle, die nicht begreifen kann, warum man den Augenblick nicht einfach gemeinsam genießen kann, koste es, was es wolle.
So wie die voraussehbar auseinanderfallende Beziehung gerät auch die Inszenierung zunehmend in einen Zustand entgleisender Erzählstränge. Die Realität spaltet sich psychedelisch in somnambule Bilder auf. Groteske Figuren tauchen unmotiviert auf, man wähnt sich in einem Film von David Lynch, flankiert von Ausflügen in eine hippe Modenschau, die Tristan unter dem Eindruck von Sunnys katastrophalen Drogentrips in einem Anfall von Arbeitswut und überwundener Blockade auf die Beine stellt.
Traumsequenzen & Zeitsprünge
Dann taumeln alle Beteiligten weiter ins Chaos. Es geht immer noch tiefer in den überkonstruierten Abgrund. Sunny fühlt sich abgelehnt und rächt sich an Tristan, indem er mit dessen Vater Sex hat. Erst verabreicht er einer Ex-Freundin eine Überdosis K.-o.-Tropfen, dann auch sich selbst und einigen Clubbesuchern auf der Tanzfläche. Sieben Tote gehen auf das Konto seines exaltierten Weltschmerzes, was Tristan, der gerade noch das Wüten angeekelt verurteilte, plötzlich als Ausweis besonderer Leidenschaft deutet.
Ausgerechnet sein Vater soll als Staatsanwalt Sunny vor Gericht in die Zange nehmen. Spätestens jetzt sucht man ermüdet nach dem Ausstiegsknopf. Überladen mit formalen Spielereien, Traumsequenzen und Zeitsprüngen findet der Film zu keiner organischen Form, zerbröselt in wiederkehrenden „Ideen“, die von den durchwachsenen Leistungen der zum endlosen Pathos verdonnerten Schauspieler nicht wirklich neutralisiert werden.