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Filmplakat von Diener der Dunkelheit

Diener der Dunkelheit

130 min | Thriller
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Samantha Andretti wurde die letzten 15 Jahre ihres Lebens in einem unterirdischen Labyrinth von einem Mann, der eine Hasenmaske trug, gefangen gehalten. Jetzt ist die junge Frau, die als damals 13-Jährige spurlos verschwand, an einer Landstraße ohne Orientierung aufgegriffen worden und befindet sich in einem Krankenhaus. Sowohl ihr behandelnder Arzt Dr. Green, als auch Privatdetektiv Bruno Genko, versuchen den geheimnisvollen Fall aufzuklären und das Rätsel, um den Mann im Labyrinth, zu lösen.

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Filmkritik

Ein weißer Lieferwagen steht am Straßenrand, einige Blätter fallen von Ästen, im Hintergrund ist eine Großstadt zu erkennen. Ein Mädchen kommt auf dem Weg zur Schule an dem Auto vorbei und bleibt stehen, um sich vor den sich spiegelnden Autofenstern Lippenstift aufzutragen. Plötzlich erscheinen zwei große, rot leuchtende Augen hinter der Scheibe. Die Tür geht auf, das Mädchen wird in den Wagen gezogen. Szenenwechsel, 15 Jahre später. Eine junge Frau wacht in einem Krankenbett auf und schaut sich um, als der behandelnde Arzt Doktor Green (Dustin Hoffman) hereinkommt. Es stellt sich heraus, dass sie, Samantha Andretti (Valentina Bellè), als 13-jähriges Mädchen spurlos verschwand und nun orientierungslos an einer Landstraße aufgegriffen und ins Krankenhaus gebracht wurde. 15 Jahre lang wurde sie in einem unterirdischen Labyrinth gefangen gehalten. Gemeinsam mit Green sucht sie in ihrer Erinnerung nach Hinweisen auf ihren Entführer.

Mit „Diener der Dunkelheit“ verfilmt Regisseur und Autor Donato Carrisi zum zweiten Mal einen seiner eigenen Romane. Der Italiener ist mit Krimis wie „Die Totenjägerin“ oder „Der Todesflüsterer“ auch außerhalb seines Heimatlandes berühmt geworden. Vor drei Jahren wagte er sich mit der Verfilmung seines Romans „Der Nebelmann“ erstmals hinter die Kamera. Wie auch in seinem Filmdebüt verzichtet Carrisi in diesem Thriller auf eine einfache und gradlinige Erzählung und etabliert erneut schon früh in der Geschichte einen zweiten Handlungsstrang. Der Privatdetektiv Bruno Genko (Toni Servillo) nimmt sich ebenfalls des mysteriösen Falls an und beginnt mit den Ermittlungen.

Ein Thriller mit Krimi- und Horrorelementen

„Es ist ein Spiel“, sagt Samantha gleich zu Beginn immer wieder zu dem Arzt. Im Gespräch wird schnell deutlich, welches Martyrium sie in dem Labyrinth erleben musste. Mittels eines Würfels musste sie Rätsel lösen; wenn ihr das gelang, erhielt sie als Belohnung ein Bett oder etwas zu trinken und zu essen. Wie sie dorthin gekommen ist, weiß Samantha nicht mehr. Wie ihr Entführer aussah, kann sie ebenfalls nicht sagen.

Die Bilder, mit denen das Erlebte im Labyrinth verbildlicht wird, erinnern teilweise an einen Horrorfilm: Dunkle Räume, spärliches Licht, das unbekannte Böse, kein Ausweg. Horrorelemente finden sich auch im zweiten Handlungsstrang, der vom Grundprinzip wie ein Krimi aufgebaut ist. Der Privatdetektiv Genko leistet klassische Ermittlungsarbeit. Er versucht, über die Polizei an Informationen heranzukommen und er geht Hinweisen nach. Diese bringen ihn auf die Spur einer Person im Hasenkostüm mit rot leuchtenden Augen. Es ist eine klassische Horrorfigur, und als solche inszeniert der Film sie auch: Sie taucht plötzlich auf, manchmal auch nur schlaglichthaft in einer Erinnerung oder Vorstellung – ebenso mysteriös wie gefährlich.

Spannende Raumkonzepte

Carrisi gelingt es, den dadurch ohnehin vorhandenen Eindruck des Surrealen und Rätselhaften vielfach zu verstärken. Der Regisseur arbeitet mit in dunklen Farben gehaltenen Bildern oder setzt häufig Schatten ein, sodass Teile des Bildes unsichtbar und unheimlich bleiben. Ein großer Pluspunkt ist neben der Atmosphäre zudem die Konzeption der Räume, die undefinierbar und rätselhaft wirken. Da ist das Krankenzimmer, das trist und leer erscheint. Das Labyrinth, dessen Aufbau und Dimension nie richtig greifbar werden. „Es hat kein Ende, keinen Anfang“, sagt Samantha einmal. Das in knallroten Farben gehaltene Zimmer einer Bekannten von Genko, das stilistisch komplett aus der Reihe fällt. Und der große Raum der Ermittler, in dem nur Schreibtische stehen und dessen endlos wirkenden Wände mit Fotos von Entführungsopfern gefüllt sind. Ein außergewöhnliches und herausragendes Szenenbild, das eine albtraumhafte Atmosphäre heraufbeschwört.

Wie ein Labyrinth ist auch die Geschichte konstruiert. Laufen die beiden Handlungsstränge zunächst unabhängig voneinander und für sich genommen recht geradlinig ab, entfaltet Carrisi wie schon in „Der Nebelmann“ mit immer neuen Enthüllungen und Wendungen ein raffiniertes Psycho-Krimi-Verwirr-Spiel. Indem er die Figuren ausführlich etabliert und in den ersten beiden Dritteln immer wieder Hinweise auslegt und Ansätze präsentiert, baut er viel Spannung auf, um das Rätsel schließlich im letzten Drittel aufzulösen: Ein Ausweg aus den Irrwegen bleibt den Zuschauern nicht versagt.

Erschienen auf filmdienst.deDiener der DunkelheitVon: Alexander Hertel (12.3.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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