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Filmkritik
Es kommt einiges zusammen im „Saint Seiya“-Universum. Adoleszenz, Kampfkunst, Kameradschaft, Homoerotik, nordische und griechische Mythologie und viel Blut panscht die Manga-/Anime-Reihe in 28 Ausgaben, 114 Episoden und unzähligen Film- und Serienablegern zusammen. „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ ist die erste Realfilm-Adaption der weltweit überaus erfolgreichen, in Deutschland jedoch weitgehend unbekannten Reihe von Masami Kurumada. Für die Mammutaufgabe, dieses über Jahrzehnte expandierte, umgeformte und regelmäßig neu geschaffene Universum in einen Spielfilm zu bannen, ist entsprechend viel zusammengestutzt worden. Tatsächlich ist Tomasz Baginskis Film nur noch das farblose Skelett der pompösen Vorlage geblieben.
Eine gewaltige kosmische Energie
Im Zentrum steht der junge Seiya (Mackenyu). Mit seinem Schicksal, als der Pegasus-Krieger die Reinkarnation der Göttin Athene zu beschützen, ist er noch nicht vertraut. Auf der Suche nach seiner Schwester schlägt er sich mit Straßenkämpfen und „Mixed Martial Arts“-Events durch. Einer der Kämpfe erweckt – nicht ganz zufällig – die „Cosmo“ genannte Kraft in ihm. Diese noch vom Urknall verbliebende kosmische Energie ist nicht nur so gewaltig, dass unaufhörlich über sie geredet werden muss, sie ruft auch den Milliardär Alman Kido (Sean Bean) und seine Ex-Frau und Rivalin Guraad (Famke Janssen) auf den Plan. Guraad will seine Kräfte gegen die eigene Tochter Sienna (Madison Iseman) einsetzen, Kido braucht Seiya, um sie zu beschützen.
Der unbedarfte Seiya versteht erst einmal nur Bahnhof, fühlt sich aber zur jungen Frau hingezogen, die bald zur Göttin Athene werden wird. Um sie bis zu ihrem Wandel zur Gottheit gegen ihre Mutter und deren Schergen zu verteidigen, muss der junge Krieger lernen, das ihm gegebene Cosmo freizusetzen und zu kontrollieren und so zu einem der mythischen Krieger zu werden, die in göttlicher Rüstung gekleidet die Menschheit im Namen der antiken Göttin verteidigen.
Allein und verwirrt in Computer-Kulissen
Vorher aber steht eine Reihe von ausführlichen Gesprächen über die mythologische Geheimgesellschaft an, von der Seiya nun ein Teil ist. Das in ihr verborgene Versprechen von Pomp und Pathos löst der Film nicht ein. Die Hundertschaft der Zodiac-Krieger, die Manga und Serie bereits in der Exposition zusammenbringen, existiert hier gar nicht erst. Seiya steht meist allein und verwirrt inmitten steriler, computergenerierter Kulissen. Der mit Farbe und Blut besprenkelte Anime-Kosmos schrumpft zur düsteren, unterbudgetierten und unterbevölkerten Realfilm-Welt zusammen. Dass „Die Krieger des Zodiac“ eben diese Welt behauptet, statt in den Sphären der neo-antiken Parallelgesellschaft zu bleiben, ist auch deswegen befremdlich, weil die wirkliche Welt immer nur gerade so oft zu sehen ist, dass sie als irrelevant abgetan werden kann.
Überhaupt bleibt der Kosmos von „Saint Seiya“ eine große Leere. Seiya ist der einzige Zodiac-Krieger. Entsprechend gibt es nicht das für die Serie prägende Narrativ der Kameradschaft, nicht die queeren Untertöne, nur steinige Inseln, Luxusvillen, mit Computern zugestellte pseudo-antike Innenarchitektur und einen Batzen mythologischen Fundaments, das der Film zumeist in ausuferndes Geplapper übersetzt. Famke Janssen und Sean Bean bäumen sich das ein oder andere Mal gegen das nervtötend geschwätzige Drehbuch auf, und Mark Dacascos vermag ihm als Abziehbild des coolen Leibwächters sogar den ein oder anderen Moment abzuringen, aber die Beziehungen zwischen den Kriegern, Göttinnen, zwischen Eltern und Töchtern oder einfach nur zwischen verwirrten, aber übermächtigen Teenagern entstehen gar nicht erst.
Allein die Rüstungen glänzen
Allein die göttlichen Rüstungen der Zodiac-Krieger bezeugen den Willen des Films, sich dem extravaganten Prunk und der Gravitas der Reihe anzunähern. Doch was sich nahtlos in die Farbpaletten der animierten Ableger einreiht, sieht im brutal zusammengestutzten und entsättigten Seiya-Universum aus wie ein schlecht bepinselter Fremdkörper aus Pappmaché.