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Filmkritik
Es bedeutet natürlich längst ein Wiedersehen mit alten Bekannten, sich den neuesten „Eberhofer“-Film anzusehen. Und von Mal zu Mal hat man die Niederkaltenkirchener Chaos-Truppe rund um den tiefenentspannten, oft hart an der Grenze zur Lethargie entlangschrammenden Dorfpolizisten Franz Eberhofer mehr ins Herz geschlossen: Etwa dessen larmoyanten und sich gern selbst überschätzenden, aber absolut treuen Freund Rudi, der als windiger Privatdetektiv beim Ermitteln hilft. Franz’ selbstbewusste Freundin Susi, die gerne ein gesetzteres Leben mit dem Vater ihres Kindes führen würde und dennoch alles andere als ein Heimchen am Herd ist. Die phänomenal aufkochende Oma, die nicht nur in der Küche den Überblick hat. Franz’ Spießer-Bruder Leopold und den Alt-Hippie-Papa der beiden ungleichen Geschwister. Simmerl und Flötzinger, die ewigen Saufkumpane des Eberhofer, die wie er selbst mental in ihrer Jugendzeit hängengeblieben sind. Und, und, und.
Trotz der grundsätzlichen Sympathie, die man den Filmen nach den erfolgreichen Landkrimis von Rita Falk entgegenbringt: Die mittlerweile 7-teilige Reihe ist durchaus nicht von gleichbleibender Qualität. So fiel beispielsweise die letzte Produktion „Leberkäsjunkie“ gegenüber ihren Vorgängern „Grießnockerlaffäre“ und „Sauerkrautkoma“ deutlich ab. Mit „Kaiserschmarrndrama“ aber läuft das Filmteam nun erneut zu großer Form auf: Natürlich spielt die kriminalistische Handlung wie stets eine eher untergeordnete Rolle (diesmal geht es um die Ermordung des Niederkaltenkirchener Erotik-Webcam-Girls Mona), fügt sich aber stimmig ins zentrale Spielfeld der „Eberhofer“-Filme ein, nämlich die privaten und halb-privaten Irrungen und Wirrungen rund um den Dorfpolizisten. Zentraler Schauplatz ist mehr denn je der Bauernhof, in dessen altem Kuhstall Franz haust – und in dessen Küche seine Oma waltet und schaltet.
In der Herzkammer der Reihe
Diese meist vollbesetzte Küche ist gewissermaßen die Herzkammer der Reihe: Hier wird zwar auch und gerne und viel gegessen, aber vor allem wird hier gestritten, sich versöhnt, beleidigt gespielt, sich gegenseitig gepiesackt, diskutiert, taktiert, sich gesorgt und umeinander gekümmert. Und hier werden Dienstanrufe entgegengenommen, quasi Homeoffice auf niederbayrisch.
Auch in „Kaiserschmarrndrama“ spielen sich in dieser Küche wieder herrliche, eines Tollhauses würdige Szenen ab: Die übliche Familientruppe diesmal erweitert um drei polnische Bauarbeiter, die ein Doppelhaus auf die grüne Wiese neben den Hof setzen. Den Spießer-Traum haben Susi und Leopold in Auftrag gegeben, sogar mit Gemeinschaftssauna im Keller! Natürlich freut sich der alte Rocker Franz deshalb insgeheim, als sein aus Spanien zurückgekehrter Vater die Baustelle besetzt, um gegen die „Gentrifizierung“ seines Hofes zu protestieren. In Franz’ barrierefreien „Saustall“ zieht zu dessen großem Missfallen derweil Rudi mit ein, weil der nach einem Autounfall (vermeintlich) an den Rollstuhl gefesselt ist.
Viele Faktoren tragen dazu bei, dass das Irrenhaus, zu dem das Eberhofer-Anwesen im siebten Teil endgültig mutiert, für den Zuschauer eine äußerst vergnügliche und stimmige Angelegenheit darstellt: Das so pointensichere wie -reiche Drehbuch von Stefan Betz und Ed Herzog, die flotte Regie mit ihrem untrüglichen Sinn für Rhythmus und Slapstick, das tolle, längst schlafwandlerisch gut aufeinander eingespielte Ensemble sowie zahlreiche weitere Gewerke: Das detailverliebte Szenenbild (allein die tollen Konzertposter in Franz’ altem Kinderzimmer!) sowie Kostüm und Maske, die die Figuren mit ihrer präzisen Arbeit alle wesentlich mit „zeichnen“. Dabei wird mit bewusst dicken Strichen gearbeitet – was zu den komödiantisch überzeichneten Figuren passt.
Die Kurve zu ernsteren Tönen
Erstaunlich, dass der Film bei seinem Tempo und beständig sprühendem Witz dann aber auch wieder die Kurve hin zu ernsteren Tönen schafft, als es um den todkranken Familienhund Ludwig geht: Da wird es dann vorübergehend ganz ruhig und anrührend. Und der finale Streit zwischen den ungleichen Brüdern Franz und Leopold gerät sogar richtig schmerzhaft. Allein im Umgang mit dem toten Mordopfer lässt es der Film leider und unverständlicherweise am richtigen Gespür fehlen – das wird hier von seinem ersten „Auftritt“ an allzu mitleidslos und leichtfertig zur billigen Lachnummer erklärt. Das ist vor allem deshalb schade, da sich der Film ansonsten gerade durch seine große Sympathie für all seine Figuren, auch und gerade die anstrengenden, nervigen, uncoolen auszeichnet. Nichtsdestotrotz zählt „Kaiserschmarrndrama“ definitiv zu den Höhepunkten der Niederkaltenkirchener Krimi-Saga.