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Filmkritik
Das ältere Ehepaar, das als erstes dem hinter Hut und Mantel verborgenen Dämon zum Opfer fällt, existiert nicht wirklich. Es ist Teil eines Youtube-Formats, das sich um lokale Mythen und Verschwörungstheorien dreht. Das junge Pärchen, das scheinbar auf der gleichen Route durch Louisiana unterwegs ist wie die Youtube-Senioren, verfolgt die Sendung mit unterschiedlicher Begeisterung. Chase (Imran Adams) ist begeistert und fasziniert, seine Freundin Laine (Sydney Craven) gelangweilt und genervt. Er glaubt an Mythen, sie an die Wissenschaft. Eine Rolle spielt das nicht, denn natürlich gibt es den Creeper genannten Dämon wirklich und das Paar ist auf dem direkten Weg in sein Jagdrevier, das zufällig auch der Austragungsort des „Horror Hound Festivals“ ist.
Der Qualität des Films entsprechend ist besagtes Festival eine kleine, eher armselige Veranstaltung, das ebenso wenig wie das Youtube-Vorspiel zum Meta-Kommentar taugen will, den Regisseur Timo Vuorensola und Autor Sean-Michael Argo diesem Reboot der „Jeepers Creepers“-Reihe aufzudrücken versuchen. Als das Paar den Weg durch das angeblich nicht kartografierte Hinterland Louisianas findet, erblickt es wenig mehr als ein paar Buden, Plastikaufsteller und eine von kaum mehr als einem Dutzend Statisten umringte Bühne. Kurzum: das Festival ist nicht aus diegetischen, sondern produktionstechnischen Gründen schlecht besucht. Das ist emblematisch für die Reihe, der bereits im ersten Teil von 2001 anzumerken war, dass es am Budget mangelt.
Das winzige Budget schmilzt mit jeder Szene dahin
„Jeepers Creepers: Reborn“ ist allerdings nicht nur ein Low-Budget-Projekt, sondern dazu ein handwerkliches und produktionstechnisches Desaster. Ein Film, dem man dabei zusieht, wie sein ohnehin winziges Budget mit jeder Szene dahinschmilzt. Wenige, furchtbar sterile Studiosets werden von schlecht ausgeleuchteten Greenscreens ersetzt, die keinen Innenraum, sondern die gesamte Landschaft darstellen. Eine Landschaft, durch die sich Timo Vuorensola ebenso hilflos bewegt wie durch das Franchise, das sein Film wiederzubeleben versucht. Der finnische Regisseur, der im Genre der ironisch-distanzierten B-Movies („Star Wreck“, „Iron Sky“ etc.) zuhause ist, verlässt sichtbar seine Komfortzone, um sich der von Filmemacher Victor Salva ins Leben gerufenen „Jeepers Creepers“-Reihe zu widmen.
Das nach Bekanntwerden von Salvas früherer Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs weitgehend aus dem Horror-Kanon getilgte Franchise war ursprünglich eine sichtbar an Horror-Klassiker der 1970er-Jahre angelegte Reihe von Set-Pieces, die nach dem zweiten Teil ihr Pulver verschossen hatte und 2017 mit einem dritten Teil (ebenfalls von Salva inszeniert) gänzlich gegen die Wand fuhr. Bereits die erste Szene, die auf den Prolog des versuchten Neustarts folgt, offenbart, dass Vuorensolas Masche nur dort funktioniert, wo die ironische Distanz zum eigenen Film laut mitgedacht wird. Der Versuch, einen Film zu machen, der sich ernsthaft einem Genre zuwendet, geschweige denn ein Franchise wiederzubeleben, das keinen Platz mehr im Kino haben sollte und entsprechend schlecht budgetiert an den Start geht, scheitert folgerichtig katastrophal.
Noch einmal deutlich ratloser inszeniert
Vuorensolas Versuch einer Neuauflage ist nicht nur ähnlich schlecht budgetiert wie der dritte Teil, sondern noch einmal deutlich ratloser inszeniert. „Jeepers Creepers: Reborn“ hat weder eine Idee, wie die Reihe noch einmal zu neuem Leben erweckt werden könnte, noch eine Ahnung, was mit der Figur des Creepers anzustellen ist. Das menschenfressende Fabelwesen lauert mal im Schatten, gibt sich dann wieder offen zu erkennen, bringt die einen Opfer schnell um die Ecke, leistet sich dann mit anderen unfreiwillig komische Ringkämpfe, ist mal verspielt auf der Jagd, mal verkrampft und unfähig. Immer aber ist seine neueste Inkarnation in billiges Plastik verpackter, kontur- und profilloser Schrecken.