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Filmplakat von Io Sto Bene - Was Am Ende Bleibt

Io Sto Bene - Was Am Ende Bleibt

94 min | Drama
Mit seinem dritten Spielfilm wagt sich Rotunno auf ein Terrain, das einst Ettore Scola oder die Brüder Taviani angezogen haben könnte: Als Antonio und Leo sich begegnen, befinden sie sich an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben. Der alte Mann trauert um seine Frau und wird von Bildern aus seiner Vergangenheit heimgesucht. Leo erhofft sich in einem fremden Land eine bessere Zukunft. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Charaktere, die zwei Generationen trennt, ermöglicht es Antonio, mit seiner Vergangenheit abzuschließen und Leo, an sich selbst zu glauben. Quelle: Der Filmverleih

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Filmkritik

Ein ungleiches Paar: Damit fängt es an. Hier der Pensionär, der von der italienischen Gemeinde in Luxemburg für seine Lebensleistung gewürdigt wird, Antonio Spinelli (Renato Carpentieri), ein alter Mann, der seine berufliche Laufbahn hinter sich hat und um seine kürzlich verstorbene Ehefrau trauert. Dort die junge DJ/VJ Leo (Sara Serraiocco), die engagiert wurde, um auf dem feierlichen Empfang Musik aufzulegen und dafür eigens aus Italien angereist ist. Hier die Vergangenheit und dort – in säuberlicher dramaturgischer Symmetrie – die Zukunft.

Leo steht am Beginn einer ungewissen Karriere und einer Liebesbeziehung, von der sie nicht weiß, wohin sie führt. Was die beiden Protagonisten neben ihrer italienischen Herkunft miteinander verbindet, zeigt die erste Szene, in der sie zusammen, aber doch noch getrennt voneinander zu sehen sind. Leo lässt den Blick schwermütig über das Mischpult hinweg durch die Menge ins Leere schweifen. Antonio steht mit dem Blumenstrauß, der ihm in die Hand gedrückt wurde, allein und (recht plakativ) verloren zwischen den plaudernden Menschen, die doch angeblich ihm zu Ehren gekommen sind.

Ein Zufall ex machina

Es ist dann ein Zufall ex machina, der die beiden aus ihren getrennten Welten zueinander führt. Leo sieht, wie Antonio nach Ende der Veranstaltung in seinem Auto einen Schwächeanfall erleidet und fährt ihn spontan nach Hause. Dort überreicht Antonio ihr seine Telefonnummer, falls sie irgendwann etwas brauchen sollte. Es dauert nicht lange, bis Leo aus ihrer Unterkunft fliegt und sich in ihrer Verzweiflung bei Antonio meldet.

Nach dieser ziemlich zurechtgebogenen Einleitung könnte es also losgehen mit der Geschichte der unwahrscheinlichen Freundschaft eines gegensätzlichen Paares, aus der in allerlei Facetten schon so mancher zauberhafte, traurigschöne oder einfach nur wunderbar alberne Film entsprang. Von „The Kid“ bis „Harold und Maude“ ist die Liste lang.

Der italienischstämmige, in Luxemburg lebende Filmemacher Donato Rotunno hat aber keinerlei Ambitionen, sich hier einzutragen. Das außergewöhnliche Zusammentreffen dient ihm bloß als erzählerisches Hilfsmittel. Er entkernt die Begegnung zum narrativen Rahmen.

In Rückblicken nimmt er Antonios Vergangenheit ins Visier und in einem weiteren, in der Gegenwart angesiedelten Erzählstrang Leos mögliche Zukunft. Doch auch Leos Geschichte bleibt fragmentarisch und scheint vor allem ein Vorwand zu sein, mit dem Soundtrack der New-Wave-Punkband CCCP Fedeli alia linea, deren Song „Io Sto Bene“ dem Film den Titel gab, ein Stück italienischer Kulturgeschichte einfließen zu lassen. Dass Leo sich mit ihrer Mutter überworfen hat, dass sie schwanger ist, aber ihr Freund nichts davon weiß, weil sie selbst nicht sicher ist, ob sie ein Kind will, und was sie überhaupt aus ihrem Leben machen soll, lässt sich aus Telefonaten und Gesprächen meist nur indirekt entnehmen.

Ein Treffen der Generationen

Einzig die Rückblenden in Antonios Vergangenheit entwickeln ein Eigenleben und entfalten einen erzählerischen Sog. Gemeinsam mit zwei Freunden verlässt Antonio (Alessio Lapice) Ende der 1960er-Jahre Italien, kommt dann in Luxemburg unter, schlägt sich mit Hilfsarbeiten auf dem Bau durch, verliebt sich in eine junge Frau (Marie Jung) aus gutem Hause, die er später heiratet, und überwirft sich nach einem Zwischenfall bei einem Aufenthalt in Italien mit seiner Familie und seinen Freunden. Dass sich auch dieser Handlungsfaden nicht immer klischeefrei entspinnt, stört dabei weniger, als dass er zu dünn und unausgegoren gerät. Die Dramaturgie ist auch hier offenbar nur Mittel zum Zweck.

„Ich wollte die Geschichte des Zusammentreffens von Generationen erzählen“, erklärte Rotunno, „von denen jede ihr eigenes Gepäck mitbringt. Ich habe diese Idee zusammen mit Jean Portante entwickelt. Gemeinsam haben wir verschiedene Charaktere gefunden, die als Grundlage für den Text dienen konnten. Anschließend übertrug ich diesen vorbereitenden Prozess in eine Art des Schreibens, die sich besser für einen Film eignet, um am Ende ein Drehbuch und schließlich einen Film zu erhalten.“ Tatsächlich sind es jedoch weniger die Figuren als die charismatischen Darsteller, die dieses komplexe Konstrukt dank ihrer Leinwandpräsenz zusammenhalten. „Mir war es vor allem wichtig“, notierte Rotunno, „einen zeitgemäßen Zugang zum Thema zu finden, eine Verbindung zwischen den historischen Migrationen der 1950er- und 1960er Jahre und den neuen Abwanderungen, mit denen die südeuropäischen Länder in den letzten Jahren konfrontiert wurden.“ Die konkreten Geschichten kommen da erst ganz zum Schluss. Und das merkt man ihnen auch an.

Erschienen auf filmdienst.deIo Sto Bene - Was Am Ende BleibtVon: Stefan Volk (2.11.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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