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Filmkritik
Die Welle der deutschen Pferdemädchenfilme scheint ungebrochen. Nach den Filmreihen um „Bibi & Tina“ und „Ostwind“, „Wendy“, „Rock My Heart“ und der Neuauflage des „Immenhof“-Stoffes kommt nun die zweite „Immenhof“-Neuverfilmung in die Kinos. Eine Überraschung ist das nicht, avancierte der Vorgänger „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ 2019 an der Kasse doch zum zweiterfolgreichsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendfilm. Das neue Pferdeabenteuer bringt ein Wiedersehen mit dem bekannten Ensemble, führt aber auch neue Figuren ein.
Regisseurin Sharon von Wietersheim, die erneut das Drehbuch schrieb und als Produzentin fungiert, kann sich offenbar auf eine treue Fangemeinde verlassen, die vielleicht sogar den Roman „Dick und Dalli und die Ponies“ von Ursula Bruns aus dem Jahr 1952 kennt und sich freut, wenn die alten Filme „Die Mädels vom Immenhof“ (1955), „Hochzeit auf Immenhof“ (1956) und „Ferien auf Immenhof“ (1957) in die Gegenwart geführt werden. Wen wundert es, dass das Skript für den dritten Teil schon in der Schublade liegt.
Sorge um einen schwarzen Hengst
Auf dem Immenhof erwartet die 17-jährige Lou (Leia Holtwick), dass ihre Stute Holly ein Fohlen zur Welt bringt. Auch sonst gibt es auf dem finanziell stabilisierten Reiterhof viel zu tun, den Lou zusammen mit ihrer Cousine Josy (Caro Cult) leitet, einer flippigen Großstadtgöre, die von Pferden keine Ahnung hat. Die beiden vertreten Lous ältere Schwester Charly (Laura Berlin), die weit weg an einer Kunstakademie studiert. Für großen Wirbel sorgt der ehrgeizige Rennstallbesitzer Mallinckroth (Heiner Lauterbach), dessen Spitzenrennpferd Cagliostro Opfer eines Giftanschlags wurde. Da Lou sich ohnehin oft um den schwarzen Hengst kümmert, bittet Mallinckroth sie und Josy, das 18 Millionen Euro teure Pferd bis zum nächsten großen Rennen auf dem Immenhof zu verstecken. Zudem lässt er zahlreiche Überwachungskameras auf dem Hof installieren, um einen zweiten Anschlag zu verhindern.
Ein Geheimnis hüten auch Lous 13-jährige Schwester Emmie (Ella Päffgen) und deren Freundin Susi. Sie entdecken ihre Nachbarin Frau Alvers zusammengebrochen auf dem Boden ihres Hauses. Der Notarzt findet heraus, dass sie offenbar vergiftet wurde. Die Mädchen versprechen, ihre 22 Isländerpferde zu versorgen, während Frau Alvers im Krankenhaus ist. Der Einfachheit halber verstecken sie die Tiere heimlich auf einer Koppel des Immenhofs. Kurz nachdem Lou um ein Haar mit dem Giftmischer zusammengetroffen wäre, erfährt sie, dass Mallinckroth den Hengst zum letzten der drei wichtigsten Derbys schicken will, obwohl der Hengst die Vergiftung noch nicht überstanden hat; Tierarzt Blumenau rät dringend ab. Um Cagliostros Leben zu retten, reißt Lou mit ihm aus und findet auf dem einsamen Pferdehof ihre Kindheitsfreundes Cal (Max Befort) Zuflucht. Doch Mallinckroth hat längst einen Suchtrupp losgeschickt.
Pferdeparadies in Eigenregie
Schon die imposante Eingangsszene mit einer galoppierenden Herde Wildpferde in den Dünen am Meer setzt das Signal: Hier wird nicht mit Pathos, bombastischer Musik und kitschigen Bildern gespart. Die geradlinige Inszenierung stilisiert den idyllisch gelegenen Immenhof zu einer Art Pferdeparadies im sommerlich-heiteren Heile-Welt-Ambiente. Die Mädchen müssen sich dort nicht mit erwachsenen Autoritäten herumschlagen, sondern verwalten den Hof sozusagen in Eigenregie.
Im Vergleich zum Vorgängerfilm hat sich die Tonlage spürbar verändert. Die aktuelle Inszenierung berücksichtigt deutlich mehr die Bedürfnisse der jüngeren Zielgruppe. So wurde die Rolle der frechen Emmie im Drehbuch ausgebaut und eine Art Parallelgeschichte rund um die putzigen Isländerpferde etabliert, die jedoch recht konstruiert und wie ein überflüssiges Anhängsel des spannenderen Hauptstrangs wirkt.
Zudem baute die Regie die humoristische Seite mit allerlei flotten Sprüchen aus, für die vor allem Emmie und Josy zuständig sind. Allerdings bleibt der Dialogwitz meist flach und gerät mitunter sogar unfreiwillig komisch, etwa wenn eines der Mädchen angesichts der kollabierten Frau Alvers bemerkt: „Vielleicht war der Tee zu stark und hat sie umgehauen.“
Kritik an missbräuchlichen Praktiken
Die Figuren wirken insgesamt recht statisch, und selbst die Protagonistin macht keine nennenswerte Entwicklung durch. Auch aus dem Kontrast zwischen der introvertierten Lou und ihrer viel lebhafteren, nach außen orientierten Schwester Emmie macht die Inszenierung nur wenig. Hauptdarstellerin Leia Holtwick, die in der ersten „Immenhof“-Neuauflage ihr Kinodebüt gab, bleibt abermals blass. Während Heiner Lauterbach als skrupelloser Gestütsbesitzer seine stereotype Antagonistenrolle routiniert absolviert, können Caro Cult als überforderte, aber schlagfertige Josy sowie Max Befort als Cal immerhin frische Akzente setzen.
Die aktive Tierschützerin Sharon von Wietersheim lässt deutliche Kritik an missbräuchlichen Praktiken im Hochleistungssport in den Film einfließen und macht sich für eine bessere Tierhaltung stark. Es deutet sich bereits an, dass der Immenhof künftig zu einem Therapiezentrum für hilfsbedürftige Pferde werden soll. So lobenswert dieser Ansatz auch ist, so fragwürdig bleibt es, wenn Hengst Cagliostro kurz vor Schluss eine suizidale Tendenz zugeschrieben wird, nur damit das Pferd einem womöglich lebensgefährlichen Rennen entgeht.