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Filmkritik
Dokumentationen in Spielfilmlänge über populäre Sportler liegen im Trend. Vor allem Fußballer sind auf diese Weise zu Leinwandehren gekommen. Die Liste reicht von Maradona über Zinedine Zidane bis zu deutschen Kickern wie Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos. Ein Film mit und über Zlatan Ibrahimovic hätte gut in diese Reihe gepasst. Denn der Schwede (Jahrgang 1981) gilt nicht nur als herausragender Fußballer, sondern überdies auch als unangepasster Sportler, der mit seinen Meinungen schon öfters für öffentliche Aufregung sorgte.
Doch der echte Zlatan Ibrahimovic kommt in „I am Zlatan“ nicht vor. Vielmehr handelt es sich um einen Spielfilm, der auf der Basis seiner 2015 erschienenen gleichnamigen Autobiografie entstand; der Schriftsteller David Lagercrantz fungierte damals schon als Ghostwriter und hat als Co-Autor jetzt auch am Drehbuch mitgeschrieben.
Er eckt leicht an
Man sieht den jungen Zlatan, wie er mit zwei Geschwistern und seinen Eltern, die aus Jugoslawien nach Schweden geflüchtet sind, im Stadtteil Rosengarten in Malmö aufwächst. Hinter dem idyllischen Namen verbirgt sich eine triste Hochhaussiedlung. Die Mutter arbeitet als Putzfrau und ist oft mit den Nerven am Ende, der Vater hockt meist zuhause vor dem Fernseher; im Kühlschrank ist selten etwas Essbares zu finden. Zlatan liebt Bruce Lee und Muhammad Ali, klaut, was er zu brauchen glaubt, und eckt auch in der Schule an, weil er mit der Akzeptanz von Autoritäten grundsätzlich Probleme hat.
Das fußballerische Talent des Kindes wird zwar früh erkannt, aber seine Trainer kritisieren immer wieder mangelhaften Teamgeist. Auf Auswechselungen reagiert Ibrahimovic notorisch aggressiv. Daran ändert sich auch im Laufe seiner Karriere wenig.
Ein zweiter Erzählstrang zeigt Ibrahimovic als Teenager, der es schließlich zum Club Malmö FF schafft. Im dritten Strang ist er zum Jungstar bei Ajax Amsterdam mit Porsche und Luxus-Uhren avanciert, von wo er am Schluss des Films zu Juventus Turin wechselt. Die drei Erzählstränge werden als Parallelmontage ineinander geschnitten, wobei nicht allzu häufig gewechselt wird und die ersten beiden deutlich länger ausfallen. Ibrahimovic wird von zwei unterschiedlich alten Nachwuchsdarstellern gespielt, die gut mit dem Ball umgehen könnten. Die Szenen von den Trainingseinheiten oder den Spielen sind bemerkenswert gut choreografiert.
Aufstieg aus schwierigen Verhältnissen
Das filmische Porträt zeichnet den Aufstieg eines Jungen aus schwierigen sozialen Verhältnissen zum internationalen Superstar nach. Der Protagonist lässt sich dabei auch angesichts vieler Widrigkeiten nicht verbiegen, sondern bleibt stets der aufmüpfige Bolzplatz-Kicker. Trotz all seiner Macken wird Zlatan Ibrahimovic hier als Sympathieträger inszeniert. In seiner bieder-konventionellen Machart enttäuscht der Film allerdings. Wenn der Teenager während eines Ausrasters einen Gegenspieler per Kopfstoß niederstreckt, sitzt er später bei ihm im Krankenhaus, um sich zu entschuldigen. Auch sonst lautet die Botschaft des Films, dass Zlatan an und für sich ein herzensguter Mensch ist, der es im Leben nur nicht immer leicht hatte. Das mag zwar stimmen, doch der Inszenierung fehlt es an Ecken und Kanten. Drehbuch und Regie bemühen mehrfach stereotype Versatzstücke des Sportfilms. So wird der junge Zlatan, wenn er aus disziplinarischen Gründen mal wieder auf die Ersatzbank verbannt ist, schließlich doch eingewechselt, weil sein Team hoffnungslos zurückliegt – und dreht dann die Partie praktisch im Alleingang.
Angesichts mancher Redundanz wäre eine Dokumentation mit dem echten Ibrahimovic vielleicht interessanter gewesen. Dessen legendäre Interviews hatten jedenfalls immer für Diskussionsstoff gesorgt. Bei „I am Zlatan“ muss man hingegen mit ein paar seiner spektakulärsten Torszenen vorliebnehmen.
Inzwischen hat Ibrahimovic seiner Autobiografie mit „Adrenalin: Was ich noch nicht erzählt habe“ einen zweiten Teil verpasst. Wenn sich das Buch ähnlich gut verkauft wie sein Debut, dürfte dessen Verfilmung auch nur eine Frage der Zeit sein.