Filmplakat von Straßen der Nacht

Straßen der Nacht

118 min | Drama, Komödie
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Der vom Pech verfolgte Basketball-Scout Stanley Beren scheint seine besten Zeiten im Sportgeschäft hinter sich zu haben. Ein seltener Glücksmoment soll jedoch wieder etwas Hoffnung in sein Leben bringen: Als er in Spanien den äußerst vielversprechenden Basketballspieler Bo Cruz entdeckt, überredet er diesen, mit ihm in die USA zu kommen. Ohne Einholung der Teamerlaubnis oder Absprache mit den Verantwortlichen in den höheren Etagen lässt er den Neuzugang aufs Spielfeld. Trotz aller Hürden und Hindernisse will Beren beweisen, dass sein Gespür für besondere Talente noch immer funktioniert. Gemeinsam mit seinem neuen Spieler setzt er alles daran, wieder in der NBA mitzuspielen.

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Filmkritik

Stanley Sugerman (Adam Sandler) lebt Basketball. Als Scout für die Philadelphia 76ers bereist er auf der Suche nach Talenten die Welt. Stanley hasst Reisen. Ohne einen Sinn für die kulturelle Erfahrung, einen Appetit für den Genuss oder ein Auge für das Ambiente klappert er, nur begleitet von seinem Appetit auf das Fast-Food der Heimat, die Kontinente ab. Das gleiche ungesunde Essen überall um den Globus ist Stanleys persönliche Form der Rebellion und zugleich ein ständiger Beweis seines Heimwehs. Denn dieser Mann, der Basketball seit seiner Kindheit liebt und seit seiner Zeit als College-Spieler (die zu einer Karriere in der NBA führte) für und von ihm lebt, liebt eben auch seine Familie: seine Frau Teresa (Queen Latifah), die wohl oder übel den Laden zuhause schmeißt, und seine Tochter Alex (Jordan Hull), die ganz nach ihrer Mutter kommt und keine athletischen, sondern künstlerische Talente hat. Mit der anstehenden Beförderung zum Co-Trainer, die ihm Rex Merrick (Robert Duvall), der gealterte Chef der „Sixers“, verspricht, scheinen beide Welten das erste Mal seit Jahren wieder vereinbar.

Doch die Hoffnung stirbt kurz darauf mit dem gütigen Patriarchen. Sein Sohn Vince (Ben Foster) ist nicht an Stanleys Coaching-Talent interessiert und degradiert ihn gleich zur Geschäftsübernahme wieder zum Scout. Der einzige Ausweg, den der neue Chef ihm lässt: ein Talent finden, das das Team in die Playoffs und darüber hinaus führen kann. Stanley findet diesen Mann tatsächlich. Das Jahrhunderttalent ist Bo Cruz (gespielt von NBA-Spieler Juancho Hernangomez). Kein College-, Vereins- oder Profispieler, nur ein junger Mann, der auf dem Bau arbeitet und auf der Straße spielt. Stanley glaubt an ihn, die Chefetage der „Sixers“ nicht.      

Persönliche Liebeserklärung an den Basketballsport

„Hustle“ ist von der ersten Sekunde an als „Passion Project“ Sandlers erkennbar. Im Zuge der Zusammenarbeit mit Netflix hat Sandlers Produktionsfirma Happy Madison Productions eine ganze Reihe solcher Projekte produziert, die oft um Sandlers ganz eigene Marke des gutmütigen Klamauks gebaut sind. „Hustle“ reiht sich zwar nicht hinter die freundschaftlichen Ensemble-Komödien à la „The Week Of“ oder „Hubie Halloween“ ein, fügt sich als persönliche Liebeserklärung an den Basketballsport aber durchaus nahtlos in Sandlers Œuvre ein.

Besagte Leidenschaft bleibt im Zusammentreffen von Kino und Basketball oft auf einen der vielen Aspekte des Sports oder des Genres beschränkt. Sei es der Straßensport („Weiße Jungs bringen’s nicht“), das College („Blue Chips“) oder die halsabschneiderische Geschäftswelt der NBA („High Flying Bird“); sei es die dramatische Vater-Sohn-Geschichte (He Got Game“), das Sozialdrama („Above the Rim“, „The Basketball Diaries“), die komödiantische Huldigung des individuellen athletischen Könnens („Uncle Drew“) etc. „Hustle“ ist, nicht nur seiner spürbaren Leidenschaft für den Sport wegen, der wohl reinste Basketball-Film der jungen Geschichte und zugleich der erste, der den Sport in seiner US-amerikanischen Gesamtheit zu erfassen versucht: die Athletik, die Straße, das Geschäft und – vielleicht mehr als sonst irgendwie sichtbar – die Obsession mit dem Spiel. Sandlers Sugerman ist ein aufrichtiger Ersatzvater, dem man seine Aufweck- und Trainingsmethoden gerne verzeiht und die klassischen Halbzeit-Reden tatsächlich abkauft. Hernangomez’ Bo ist ein so ehrgeiziger wie fragiler Riese. Sein Talent ist dem des aktuellen Draft-Siegers Kermit Wilts (gespielt von Anthony Edwards, einem der zahllosen NBA-Stars des Films) ebenbürtig.

Underdog-Erzählung mit viel Humor

Verpackt ist dies in eine zweistündige, klassisch entlang der Sportfilm-Topoi konstruierte und mit viel Humor unterfütterte Underdog-Erzählung. Das gilt sowohl für Bo, das Jahrhunderttalent mit proletarischen Wurzeln, als auch Stanley, den technisch und menschlich so begabten Trainer, den niemand ernst genug nimmt, um ihm einen Trainerjob zu geben. Regisseur Jeremiah Zagar und Kameramann Zak Mulligan (ebenfalls ein Underdog-Talent-Duo, das mit „We are the Animals“ 2018 seinen Durchbruch feierte) bringen den Sport nicht nur mit perfekt eingefangenen Dunks, Dribblings und verdeckten Pässen zur Geltung, sondern arbeiten immer wieder sehr prominent die Perspektive des Trainers mit ein, der wie das Publikum weitgehend hilflos mitansehen muss, wie sein Schützling brillant aufspielt und kläglich scheitert.

Der gemeinsame Weg an die Spitze ist geprägt vom brutalen Training, dem zahlreiche Montage-Sequenzen den nötigen Glamour verleihen: Wecken um 3:30 Uhr, Sprint auf der steilsten Straße der Stadt, Training mit moderner Technologie und altmodischer Härte. Bos Straßensprints bringen selbst die umliegenden Ampeln zum Schwitzen, Stanleys Ambition bringt ihn auf die Plätze der NBA. Die Hingabe, die Sandler als Fan und Hernangomez als Spieler in den Film hineintragen, bringt sie und den Film weit über das dicht inszenierte Aufstiegs-Narrativ hinaus.

Erschienen auf filmdienst.deStraßen der NachtVon: Karsten Munt (19.6.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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