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Filmplakat von How to Have Sex

How to Have Sex

91 min | Drama | FSK 12
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Um den Abschluss der Highschool zu feiern, machen Tara, Skye und Em ihren ersten Urlaub mit ihren Freundinnen in einem beliebten Ferienort am Mittelmeer. Das Trio plant, mit ihren englischen Mitbewohnern, die sie bei ihrer Ankunft kennengelernt haben, eine Party nach der anderen zu feiern, sich zu betrinken und die Nächte durchzumachen. Für die junge Tara ist diese Reise der Exzesse wie ein elektrisierendes erstes Mal - bis ihr schwindelig wird. Ist sie angesichts der kollektiven Euphorie wirklich frei, jede Erfahrung anzunehmen oder abzulehnen, die sich ihr bietet?

Vorstellungen

aka-Filmclub -Großen Hörsaal der Biologie, Institut für Biologie II/III
Schänzlestraße 1
79098 Freiburg im Breisgau

Filmkritik

Würde man diese Bilder aus dem Kontext reißen, müsste man vom Schlimmsten ausgehen. Die Straße, von geschlossenen Bars und Clubs gesäumt, sieht aus wie ein Schlachtfeld, auf dem es zu schlimmsten Kampfhandlungen gekommen ist. Doch man befindet sich lediglich auf der Partymeile von Malia in Kreta, am Morgen danach, wenn die feiernde Meute wie ein Sturm über sie hinweggefegt ist, angeturnt von hochprozentigen Getränken, Hormonen und lauten Beats. Jetzt ist der Rausch vorbei. Noch hat keiner die Spuren beseitigt.

Tara (Mia McKenna-Bruce) bahnt sich einen Weg durch den Müll und all die anderen Hinterlassenschaften. Die alkoholgeschwängerte Müdigkeit hat sich wie Blei in ihren Beinen festgesetzt, während ein bedrohlicher Sound auf der Tonspur anschwillt. Die Nacht ist gerade dabei, eines ihrer Opfer auszuspucken. Das ist kein schöner Anblick. Nein, hier wurde nicht gekämpft. Und doch hat die Wirklichkeit den romantischen Träumen der jungen Frau einen heftigen Schlag versetzt; dabei wollte sie doch nur ihr erstes Mal erleben.

Auf der Partymeile

Zumindest war das einer der Gründe, warum Tara mit Skye (Lara Peake) und Em (Enva Lewis) nach Kreta gekommen ist. Um eine gute Zeit zu haben, zu tanzen, feiern und vögeln. Was in völliger Ausgelassenheit und mit jugendlich-enthemmtem Hedonismus beginnt, wandelt sich jedoch bald zu einer Art grenzgängerischer Mutprobe. „Sei keine Spielverderberin, Tara!“, heischt die reifere Skye ihre unerfahrene Freundin an, die vom immer wilderen Treiben um sie herum irritiert ist. Denn wo ihre persönliche Grenze liegt, weiß die junge Engländerin noch nicht. So zieht das Trio mit einer Jungengruppe aus dem Nachbarzimmer um die Häuser. Die Nacht wird zum Tage und verspricht nichts Gutes.

Der prollige, im Grunde aber liebenswerte Badger (Shaun Thomas) scheint ein Auge auf Tara geworfen zu haben. Seine schüchterne Zurückhaltung verhindert eine Annäherung, deren Ausbleiben die beiden Jugendlichen offensichtlich bedauern. Schließlich aber nutzt sein Kumpel Paddy (Samuel Bottomley) einen Moment der emotionalen Verletzlichkeit. Er und Tara haben am Strand Sex, wobei die Einvernehmlichkeit stark angezweifelt werden muss. Der bis dahin pochend-treibende Film stürzt von der Partylaune in einen schweigsamen Taumel, der die männlich dominierte Partywelt und den Gruppenzwang ausstellt und in einen knallharten Faustschlag verwandelt.

„How to Have Sex“ ist im ersten Drittel von einem energetischen Realismus geprägt, der die verführerische Kraft des Exzesses transportiert. Doch nach dem Ereignis am Strand bricht der Film an mehrere Stellen bedrohlich auf und nimmt eine haptische Qualität an, die man bisweilen kaum auszuhalten vermag. Der stille Schmerz und der existentielle Zweifel, die Tara mit sich herumträgt, ohne dass die anderen etwas davon bemerken, werden zu schweren Bildern voll innerer Anspannung. Im Club, während die Körper toben, hört und sieht dich niemand leiden.

Masken aus Sex und Schweiß

Regisseurin Molly Manning Walker, die lang als Kamerafrau arbeitete, hat mit großem Gespür für ambivalente Atmosphären einen eindringlichen Debütfilm von gefährlicher Schönheit geschaffen. Sie entlockt den drei Hauptdarstellerinnen ein unverblümtes Spiel, das noch nicht die Gesten der Erwachsenenwelt beherrscht. Immerzu werden die eigentlichen Gefühle überspielt und die Emotionen wie Tauschkarten zur Schau gestellt: Alles ist geil, alles ist Spaß. Man trägt Masken aus Schweiß und hemmungslosem Sex.

Der Kameramann Nicolas Canniccioni packt die Hektik der Party, das angespannte Treiben um die Pools herum und die Verlorenheit von Tara in farbig-rohe, unmittelbare Bilder. Der griechische Ballermann wird zu einer hypersexuellen Struktur maskuliner Selbstverständlichkeit, zu einem phallischen Stroboskop, in dem die Frauen immer nur Körper zu sein haben. Das von aufdringlichen Animateuren angeleitete Entertainment rückt Brüste und Hintern in den Vordergrund. Es herrscht eine obszöne Überdeutlichkeit, die dem ohnehin mehrdeutigen Titel des Films einen pessimistischen Touch verleiht. Kann man in einem solchen Dickicht aus starren Geschlechterbildern und deren Kapitalisierung überhaupt von Sexualität sprechen? Ist das nicht vielmehr ein geschlechtlicher Unfall kurz vor der Ohnmacht?

Das Frappierende an „How to Have Sex“ ist jedoch vor allem die Dynamik innerhalb der Mädchengruppe, die von harschem Neid durchzogen ist: Freundschaft – vor allem in diesem Alter – wird hier wahrlich in kein gutes Licht gerückt. Gruppenzwang und Partytaumel sind ein gefährlicher Cocktail.

Erschienen auf filmdienst.deHow to Have SexVon: Sebastian Seidler (22.11.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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