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Filmkritik
Vom Weltuntergang muss man sich nicht zwangsläufig die Laune verderben lassen, im Gegenteil. Anstatt sich panisch vor der Apokalypse zu verkriechen oder schnell noch eine letzte Liste abzuarbeiten, könnte man doch ganz gelassen versuchen, mit sich selbst und anderen ins Reine zu kommen. Das ist die Erzählprämisse dieses Films von Zoe Lister-Jones, die zusammen mit Daryl Wein nicht nur das Drehbuch schrieb und Regie führte, sondern auch die Hauptrolle spielt. Sie ist Liza, eine junge Frau, die den letzten Tag ihres Lebens eigentlich allein, am besten mit Hilfe halluzinogener Drogen, bewältigen will.
Doch schon beim Frühstück sitzt ihr gegenüber das nur für sie sichtbare jüngere Ich (Cailee Spaeny). Dieses erinnert sie daran, was sie als Teenager einmal im Leben werden wollte. Liza hat nämlich einige falsche Entscheidungen getroffen und einige kaputte Beziehungen hinter sich. Um das Bedauern und die Reue ein wenig abzumildern, machen sich Liza und ihr jüngeres Ich daran, alte Freundinnen, Liebhaber und Familienmitglieder zu besuchen, um sich zu verabschieden. Am Abend soll dann eine letzte, wilde Party, gegeben von einem Freund, das Ende der Welt einläuten. Es gibt nur ein Problem: Lizas Auto wurde gestohlen. Und so machen sich die beide Frauen zu Fuß auf durch ein sonniges, aber auffällig ruhiges Los Angeles. Dabei begegnen ihnen die unterschiedlichsten Menschen.
Begegnungen für wenige Minuten
Begegnungen, die wie eine Drehtür von nun an die Erzählung strukturieren. Kaum hat der eine den Film verlassen, kommt die andere um die Ecke, immer nur für wenige Minuten, mal sehr witzig, mal nicht ganz so witzig, angefangen bei dem Typen, der den Haschisch-Kiosk ausgeräumt hat und nun in einem Zelt sein eigenes Geschäft betreibt, über ihre geschiedenen Eltern und eine entfremdete Freundin bis zu einem ehemaligen Geliebten, in den Liza vielleicht immer noch verknallt ist.
Am originellsten ist jenes jüngere Ich eines unbekannten Mannes, das befürchtet, für andere unsichtbar zu sein, am kuriosesten jene Stand-up-Komikerin, die an einer Straßenecke ihre Witze ohne Publikum vorträgt, am anrührendsten jene ruhige, fünfminütige Szene, in der die alte und die junge Liza mitten auf der Straße einer Sängerin zuhören. Es ist ein eigenwilliger, sehr zurückgenommener Humor, der mitunter an die Filme von Miranda July erinnert, nicht zuletzt durch die Ausstrahlung von Zoe Lister-Jones, die perfekt die Mischung aus komischem Clown und zutiefst verletzter Frau findet. Die Verletzlichkeit resultiert aus den Unterhaltungen mit ihrem Teenager-Ich, Liza muss sich mit ihrer Vergangenheit versöhnen, und das ist nicht immer einfach.
Wehmütig wird „How It Ends“ aber nie, dafür spielt der Film seine komischen Momente zu sehr aus. Man könnte vielleicht bedauern, dass das Drehbuch den beiden Fußgängerinnen so wenig zu tun gibt. Wir sehen sie im Wesentlichen mitten auf der Straße entlanglaufen, bis sie jemanden treffen. Der Corona-Lockdown in Los Angeles erklärt diese Dramaturgie, die Distanz der Figuren, die kleinen Gruppen, er erklärt auch die menschenleeren Straßen, die dem Film eine endzeitliche Atmosphäre verleihen.
Die Cameos tragen die Handlung weiter
Doch gerade die vielen Cameo-Auftritte, von Helen Hunt über Olivia Wilde bis zur Liedermacherin Sharon Van Etten, machen den Charme dieses Films aus. Sie tragen die Handlung einfach weiter – bis zum unerbittlichen Ende, das sich durch einen gelegentlichen Blick auf den blauen Himmel mit näherkommendem Kometen ankündigt. Das Leben ist bald vorbei. Doch Liza hat vorher noch so einiges in Ordnung gebracht.