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Filmkritik
Das Haus liegt im Grünen, am Stadtrand von Paris. Hier lebt die wohlhabende Mittelschicht. Auch Yann (Stéphane De Groodt) liebt es grün. Zu grün, findet seine Frau Catherine (Michèle Laroque), auch wenn sie noch fröhliche Chansons vor sich hin trällert. Denn Yann lebt nur noch für seine Bonsais und spricht sogar mit den kleinen Bäumchen.
Das Leben beginnt, wenn die Kinder aus dem Haus sind, sagt ein altes Sprichwort. Doch seitdem Yann sein Modegeschäft verkauft und dem Prêt-à-porter den Rücken gekehrt hat, kümmert er sich nur noch um seine Bonsai-Zucht. Catherine hatte von einer gemeinsamen Weltreise geträumt; sie fühlt sich vernachlässigt und weiß keinen anderen Rat mehr, als Yann einen Besuch beim Psychologen nahezulegen.
Lauter Probleme, die nicht weniger werden
Bei ihren Kindern scheint derweil noch alles in Ordnung zu sein. Während die eine Tochter mit ihrem Partner von einer großen Geschäftskarriere mit Bio-Baumwoll-Unterwäsche träumt, ist deren sportive Schwester Anna (Alice de Lencquesaing) mit den Nerven ziemlich am Ende, da sie kurz vor der Fertigstellung ihrer Dissertation steht. Aus naheliegenden Gründen hält ihr Lebensgefährte Thomas (Olivier Rosemberg) deshalb mit der Nachricht hinter dem Berg, dass er seine Arbeit in einem Reisebüro verloren hat. Schlimm wird es für die beiden, als der Besitzer ihrer Wohnung nach Paris zurückkommt und auf Eigenbedarf pocht.
Da sie so schnell keine andere Bleibe finden, müssen sie bei Annas Eltern einziehen. Damit aber beginnen die Probleme erst richtig. Während das junge Paar auf dem Wasserbett schlecht schläft, steigt die Spannung zwischen den Eltern. Auch Yanns Besuch beim Psychologen führt nicht zur Versöhnung. Catherine ist es überdies leid, die Unordnung der jungen Leute aufzuräumen. Ihre beste Freundin rät dazu, die Tochter mitsamt ihrem Freund hinauszuekeln.
Die Ereignisse eskalieren: Anna erfährt von Thomas’ Arbeitslosigkeit, der wird eifersüchtig, weil Annas Doktorvater offensichtlich eine Affäre mit ihr anfangen will und zieht trotzig in eine Wohngemeinschaft mit schönen Models. Daraufhin regrediert Anna zum depressiven Teenager und wird nach einem Ladendiebstahl verhaftet. Was kann jetzt noch helfen? Nur noch eine Weltreise, findet Yann und greift auf Thomas’ Fachwissen zurück.
Ein paar laue Wortgefechte
Französische Familienkomödien wie „Tanguy - Der Nesthocker“ (2001) oder „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014) erzählen oft treffsicher und witzig von der Psychologie der französischen Mittelschicht und nehmen Ängste und Hoffnungen der französischen Gesellschaft ernst. In „Hilfe, die Kinder sind zurück“ ist davon wenig zu spüren. Einige laue Wortgefechte um Nachhaltigkeit und Biotextilien oder den ökologischen Fingerabdruck und ein Hinweis auf den Brexit sollen genügen, um das Wechselspiel zwischen Zeitläuften und den Krisen der Protagonisten zu verdeutlichen. Durchaus komisch sind hingegen Catherines Versuche, die Kinder aus dem Haus zu ekeln. Sie lässt das Geschirr auf dem Tisch stehen, verschenkt ihre Kleider und äfft das Stöhnen der Jungen beim Liebesakt so laut nach, dass denen die Lust vergeht. Auch versucht sie ihre Tochter eifersüchtig zu machen, indem sie deren Freund umgarnt.
Die Dramaturgie dieser Komödie beruht dabei auf dem Schema „Wer weiß was von wem und wann erzählt er es weiter, obwohl er es nicht darf“. Die 61-jährige Michèle Laroque ist Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin in Personalunion. Sie fasziniert als Mutter und Ehefrau durch ihr warmherziges, aber auch sarkastisch-spöttisches Lächeln. Ihr Ehemann und Gegenpart Stéphane De Groodt wirkt in seiner listigen Weltfremdheit und philosophischen Verschrobenheit durchaus vergnüglich. Die Figuren sind sympathisch, brechen aber selten aus ihren Konventionen aus; die Konflikte bleiben ohne große Höhepunkte.
Allen Bonsai-Bäumen zum Trotz
„Hilfe, die Kinder sind zurück“ ist sympathisch und unterhaltsam und kann sich auf ein sehr dynamisches Schauspielensemble verlassen. Family-Entertainment, das keinem weh tut, aber auch nicht wirklich bewegt. Dafür mit einer familienfreundlichen Botschaft: Auch wenn man sich noch so sehr auf die Nerven geht und bis aus Blut streitet, hilft der familiäre Zusammenhalt am Ende doch am ehesten bei der Bewältigung großer Probleme. Auch wenn diese dann nach kurzer Zeit erneut vor der Türe stehen, allen Weltreisen und blühenden Bonsai-Bäumen zum Trotz.