- RegieAlexandre Aja
- Dauer85 Minuten
- GenreHorror
- Cast
- IMDb Rating6.8/10 (63357) Stimmen
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Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Eine schwer verletzte Frau läuft völlig verstört durch einen lichten Wald. Die französische Landschaft wirkt kalt und leblos. Mit letzter Kraft schafft sie es bis zur Straße, hält ein Auto an und schreit um Hilfe. Schnitt. Nun sind die Farben wärmer, die Idylle scheint zurückzukehren; man sieht zwei Mädchen, die fürs Wochenende aufs Land fahren. Alex will ihrer Freundin das Haus der Eltern zeigen, in dem die gestresste Marie die lärmende Großstadt vergessen soll, um für einige Tage den Kopf fürs Lernen frei zu haben. Zunächst ist es nur die vage Musik, die ankündigt, dass hier nicht die Unbeschwertheit, sondern das Unheil zwischen den Maisfeldern lauert. Dann sieht man einen am Feldweg geparkten Lieferwagen. In ihm scheint eine Frau ihren Freund oral zu befriedigen. Wenig später geht die Kamera auf Distanz und konzentriert sich auf den Arm des Mannes, der aus dem Seitenfenster gestreckt wird und einen abgetrennten Frauenkopf ins Gras fallen lässt. Mit diesem Entreé gelingt es Regisseur Alexandre Aja in nur sechs Minuten, das Publikum in einer Weise zu verstören, wie dies seit „Blutgericht in Texas“ (fd 20 920) nur wenigen Horrorthrillern gelungen ist. Sein Film will nichts weiter als Angst verbreiten – und das gelingt ihm äußerst eindrucksvoll. Wie in „Halloween“ (fd 22 083) ist das Böse schon gegenwärtig, bevor man es zu Gesicht bekommt. Dennoch wirkt das Massaker, das der grobschlächtige Rentner an den fünf Bewohnern verübt, wie ein Schlag in die Magengrube. Man erfährt nichts über den Schlächter, ahnt nur, dass er gnadenlos mordet, um Befriedigung zu erlangen. Selbst das Wissen, dass Marie überlebt, schafft keine wirkliche Erleichterung, da der Schrecken bis zum Finale andauert. Aja ist gerade mal 27 Jahre alt – drei Jahre jünger als John Carpenter, als er 1978 „Halloween“ (fd 22 083) inszenierte. Vielleicht hätte er diese Jahre noch gebraucht, um dem Kino der Angst mit „High Tension“ einen wirklichen Meilenstein hinzu zufügen. Denn sein Film scheitert letztlich an seiner Überambitioniertheit. Der Plot-Twist zum Finale, der die Handlungs- und die Bedeutungsebene völlig umkehrt, ist im ersten Augenblick ein origineller Paukenschlag. Doch je länger man über ihn nachsinnt, desto deutlicher wird, wie sehr der Drehbuchautor Aja gegen jede Logik seiner zuvor stringent entwickelten Handlung verstößt. So erscheint plötzlich nicht nur das Ende aufgesetzt, auch das viele Blut und die Brutalität bekommen einen schalen Geschmack, weil sie als purer Selbstzweck erscheinen. Carpenter ist in „Halloween“ dieser Fehler nicht unterlaufen, weil sein Film über das Böse simpel, effektiv und zeitlos war. Aja hingegen beweist: Zuviel Psychologie kann für (Horror-)Filme tödlich sein. DVD: Der Film ist in mehreren, ziemlich unterschiedlichen Varianten im deutschen Sprachraum auf DVD erschienen. Neben der Verleihfassung gibt es eine Kauf-Version als Special Edition (2 DVDs), die u.a. ein 36-minütiges „Making of“ enthält, in dem ein längeres Interview mit dem Regisseur sowie dem Co-Autor Gregory Levasseur mit Ausschnitten von den Dreharbeiten unterfüttert ist. In limitiertem Umfang ist diese Edition als SPIO/JK-Version erschienen; Standard ist jedoch die um etwa eine Minute gekürzte FSK 18-Version. Vom gleichen Verleih wurde in Österreich eine „Uncut Version“ herausgebracht, die wie die deutsche Verleihfassung keine weiteren Extras, dafür aber eine gut eine Minute längere Fassung aufweist. Unsinnigerweise sind die expliziten Splatterszenen, die der deutschen Schnittfassung zum Opfer fielen, im „Making of“ der Special Edition zu sehen.