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Filmplakat von Happy Family 2

Happy Family 2

103 min | Animation, Abenteuer, Science Fiction | FSK 0
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Ein Jahr nach ihrem Abenteuer als Monstertruppe gehen die Wünschmanns wieder ihrem Leben als ganz normale Familie nach - Streitereien, Stress und alltäglicher Familienwahnsinn inklusive! Die überraschende Bekanntschaft mit Mila Starr markiert jedoch den Anfang eines neuen Abenteuers, das alle Probleme verblassen lässt. Als die kampferprobte Mini-Agentin unerwartet auf der Hochzeit von Baba Yaga und Renfield auftaucht und das Paar entführt, bleibt den Wünschmanns nur eine Option, um zu helfen: Sie müssen sich erneut in ihre monstermäßigen Alter Egos verwandeln. Als Mumie, Werwolf, Vampir und Frankensteins Monster verfolgen sie Mila über den gesamten Globus, um sie daran zu hindern, weitere mystische Kreaturen von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Doch Milas Monsterjagd ist nur ein Puzzlestück eines ausgeklügelten Plans, bei dem ihre Eltern Marly und Maddox als fiese Strippenzieher agieren.

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Filmkritik

Sind es die Geschichten, die zählen? Oder reichen nicht schon die Figuren, die es primär deshalb gibt, um damit ein Franchise in Gang zu setzen? 2017 erblickte die „Happy Family“ das Licht der Leinwand, was zumindest formal ein geglückter Versuch war, ein deutsches Animationsfilmformat zwischen den Global Playern aus Asien und Hollywood zu etablieren. Als hätte es „Addams Family“ oder „Hotel Transsilvanien“ nie gegeben, erzählte „Happy Family“ von einem Vampirfürsten namens Dracula, der sich ausgerechnet eine Hausfrau und Mutter einer nicht ganz idealtypischen US-Familie als Geliebte erwählt. Als Resultat diverser Kabbeleien und Verwünschungen verwandeln sich die Mitglieder ihrer Familie in Werwolf und Mumie (die Kinder) sowie Frankenstein-Monster und Vampirella (die Eltern), um Abenteuer zu überstehen und am Ende wieder in Menschengestalt enger zusammenzuwachsen.

Alle tragenden Charaktere sind auch im zweiten Teil wieder mit an Bord, inklusive der nicht minder wichtigen Echttier-Sidekicks, nämlich dreier putzig-trotteliger und virtuos animierter Fledermäuse.

Monster befreien Monster

Doch was macht man nun mit ihnen? Können sie nicht einfach nur 90 Minuten da sein? Quasi als Wackelbilder oder Memes in Dauerschleife? Solche Gedanken könnten im Kopf der Produzenten durchaus eine Rolle gespielt haben. Anders ließe sich das Fehlen einer Geschichte in „Happy Family 2“ wohl kaum erklären. Die Plotline ließe sich ungefähr so zusammenfassen: Die Tochter eines Superhirn-Paares entführt auf deren Geheiß wichtige Monster der Zeitgeschichte für einen mysteriösen, erst im Finale enthüllten Zweck. Daraufhin verwandelt sich auch die Familie Wishbone erneut in ihre Grusel-Alter-Egos, um ihre „Freunde“ aus der misslichen Lage zu befreien.

Dass unter den Gefangenen der böse Dracula sowie Nessie, King Kong und Yeti sind, mit denen die Wishbones bislang keinen oder keinen erfreulichen Kontakt pflegten, ist dabei noch eine der geringeren Ungereimtheiten der Handlung, die zunehmend grotesker wird. Weder weiß man, wer eigentlich im Zentrum des Geschehens steht, noch was die Beweggründe fürs jeweilige Handeln sind. Es wird verfolgt, gekämpft und vor allem getollpatscht. Alles, was zu Bruch gehen kann, wird von dem jungen Werwolf, dem unter Minderwertigkeitskomplexen leidenden Max, demoliert. Und wenn der gerade mal pausiert, springen ihm sein Vater (das hirnamputierte Frankenstein-Monster) oder die drei Flattermänner trefflich bei.

Alles muss sich dem Showdown unterordnen

Gegenpart, pubertäres Love Interest sowie Reibungspunkt ist die kleine Superagentin Mila Starr, der man zwischen all dem Chaos beim Einfangen der Monster zuschauen kann. Deren Fragen nach einem Sinn des Ganzen werden von ihren Eltern aber unisono mit der Plattitüde „Zum Wohl der Menschheit“ abgespeist.

Neben Action und Atemlosigkeit bietet der Film jede Menge Moral. Es geht um „diverses“ Miteinander, die Wichtigkeit der Familie, den Weltfrieden und darum, dass Superhelden überbewertet und Normalos das neue Cool sind.

Dass man darüber die Starrs als vermeintliche Wohltäter der Menschheit peu à peu zu grotesken Horroreltern degradiert, die ohne weiteres akzeptieren, das ihr tapferes, aber kopflos kämpfendes Töchterchen vollends traumatisiert wird, nimmt man um eines twistreichen Showdowns billigend in Kauf.

Dracula und die anderen prominenten Gruselknuddelmonster werden zwar eingeführt, aber dramaturgisch ebenso links liegen gelassen wie das restliche Universum aus dem ersten Teil.

Natürlich zählt die Geschichte!

Es ist tragisch, dass aus dem Potenzial des Formats so wenig gemacht wird. Immerhin besitzt der komplett in Deutschland erstellte Film ein gutes Character Design und ein stimmiges Timing in den Actionsequenzen. Durch wohldosierte und originelle 3D-Effekte erhält „Happy Family 2“ einen professionellen Look, der hinter vergleichbaren Hollywood-Produktionen nicht zurücksteht. Völlig unverständlich ist deshalb, warum gerade beim Drehbuch so fahrlässig gespart wurde. Denn natürlich zählt die Geschichte! Gerade auch beim vermeintlichen „Zeitvertreib“ für Kinder. Es wäre längstens an der Zeit, dass man sich die Pixar-Filme nicht nur audiovisuell, sondern auch narrativ zum Vorbild nimmt!

Erschienen auf filmdienst.deHappy Family 2Von: Jörg Gerle (9.3.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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