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Filmkritik
Die Prämisse klingt gleichermaßen absurd wie faszinierend: ein Buddy-Cop-Film mit Samuel L. Jackson und Chris Rock, der das Horror-Franchise um den Jigsaw-Killer wieder aufleben lassen soll. Die Filmreihe um den Serienmörder Kramer, der seine Opfer mit Foltermaschinen zu Tode quälte, hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes totgelaufen; der Versuch, die Reihe 2017 mit „Jigsaw“ neu zu beleben, misslang ziemlich umfassend.
Gerade deshalb wirkt der Ansatz des Reboots „Saw: Spiral“ recht erfrischend, denn Chris Rock outete sich als Fan der Reihe und schob eine neue Stoffentwicklung an, die dem Franchise jenseits der alten Formel neues Leben einhauchen sollte. Er selbst spielt darin Detective Zeke Banks, der sich auf seiner Wache maximal unbeliebt gemacht hat, weil er vor Jahren seinen Partner als Mörder überführte. Er gerät nun selbst unter Beobachtung, weil Jigsaw erneut sein Unwesen zu treiben scheint und es offenbar auf jene Kollegen von Banks abgesehen hat, die ihn wegen seiner Ehrlichkeit ungerecht behandelten und dadurch mitunter in gefährliche Situationen brachten.
Die Zunge hängt in einer Falle fest
Korrupte und selbstgerechte Cops stehen damit im Zentrum des neunten „Saw“-Films. Die Perspektive ist verschoben und obendrein mit einem aktuellen gesellschaftspolitischen Thema aufgeladen – dem Machtmissbrauch der scheinbar unkontrolliert agierenden Polizei. Banks’ Vater (Samuel L. Jackson) spielt dabei eine zentrale Rolle; er ist der ehemalige Polizeichef und musste seinen Sohn immer und immer wieder gegen die nachtragende Dienststelle verteidigen.
Während die Kollegen sich also weiterhin selbst zerfleischen, treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Die Jigsaw-Morde gelten zwar als gelöst, doch hat es ein Nachahmungstäter in Schweinemaske auf jene Polizisten abgesehen, die Dreck am Stecken haben. In Jigsaw-Manier bringt er einen nach dem anderen um. Er entführt sie, spannt sie in Foltermaschinen, die ihre Vergehen reflektieren, und stellt sie vor die Wahl: entweder sie verstümmeln sich selbst – oder sterben in der Vorrichtung darin. So findet sich etwas ein Polizist, der vor Gericht häufig Falschaussagen machte, um Unschuldige hinter Gitter zu bringen, auf einem U-Bahn-Gleis wieder und hängt mit der Zunge in einer Art Falle fest; er muss sie sich selbst abreißen, wenn er vom herannahenden Zug nicht überfahren werden will.
Plump inszenierte Hinweise
Banks, ein erklärter Einzelgänger, wird mit seinem neuen Kollegen Detective Schenk (Max Minghella) auf den Fall angesetzt. Nach Buddy-Cop-Manier müssen die beiden sich zusammenraufen, was ihnen erstaunlich schnell gelingt; Schenk macht sich durch die gute Kombination von Hinweisen verdient, und Banks entwickelt so etwas wie Vatergefühle für den jungen Polizisten. Doch dann endet der Buddy-Cop-Film abrupt und schwenkt gänzlich in den Horror-Thriller um. Regisseur Darren Lynn Bousman, der auch schon die „Saw“-Teile zwei bis vier verantwortete, verfällt dabei in alte Schemata, was dramaturgisch ein Desaster ist, weil einerseits recht früh mit plump inszenierten Hinweisen verraten wird, wer der Nachahmungstäter sein muss, andererseits die folgenden Morde aber in gleichbleibender Tonalität abgearbeitet werden, weshalb statt Spannung beinahe Langeweile aufkommt.
Wäre die Ausgangslange nicht so vielversprechend, würde der Film als eines von vielen misslungenen Horror-Reboots sogleich wieder in Vergessenheit geraten. Doch gerade weil Chris Rock offensichtlich viel Überzeugungsarbeit beim Studio geleistet hat und mit „Saw: Spiral“ den bisher teuersten Film der Reihe durchsetzte, bleibt ein schaler und bisweilen sogar verärgerter Nachgeschmack zurück.