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Filmplakat von Guardians of the Galaxy: Volume 3

Guardians of the Galaxy: Volume 3

150 min | Komödie, Abenteuer, Science Fiction | FSK 12
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Im dritten Teil der "Guardians of the Galaxy"-Reihe muss sich die außergewöhnliche Truppe, angeführt von dem Draufgänger und Popmusik-Fan Star-Lord aka Peter Quill, einer schwierigen Aufgabe stellen. Ihr Ziel ist es, ihren engen Verbündeten, den schwer verletzten Waschbären Rocket, zu retten. Dafür begeben sie sich auf die Suche nach High Evolutionary, dem Erschaffer von Rocket, der durch absurde Experimente menschlich-tierische Wesen züchtet. Doch diese Mission bringt nicht nur eine turbulente Vergangenheit von Rocket ans Licht, sondern auch die Trauer von Peter Quill um Gamora. Um das Leben von Rocket zu retten, muss das Team eine riskante Mission unternehmen, und das Schicksal der Guardians steht auf dem Spiel.

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Filmkritik

Es ist wahrlich nicht unwichtig, mit welchem Song „Guardian of the Galaxy Vol. 3“ beginnt. Man sollte Popsongs zwar auch in anderen Filmen nicht überhören oder für belanglos erachten. Doch in „Guardians of the Galaxy“ ist das noch etwas anderes; hier steckt mehr Popmusik drin als Marvel. Wie in keinem anderen Film geht es um die aktuelle Playlist und damit um die Befindlichkeit von Peter Quill alias Star-Lord alias der einzige Mensch, der sich bei den Wächtern des Universums auch um die Verbreitung des wichtigsten irdischen Kulturguts verdient macht: der Popmusik.

Und so läuft auf dem MP3-Player als erster Song „Creep“ von Radiohead, während sich in einer virtuosen Quasi-Plansequenz die anderen Protagonisten in Alltagsbeschäftigungen ergehen. Es handelt sich dabei um eine Akustik-Version dieser maßgeblichen Hymne der irdischen 1990er-Jahre. Was den Song noch etwas deprimierender macht, in dem es um Selbstmitleid und eine unerreichbare Liebe geht. Während Rocket, Groot, Drax, Kraglin Obfonteri samt Hund Cosmo, Mantis und Nebula im Nirgendwo einer abgelegenen Galaxie in den Tag hineinleben, ist ihr „Chef“ Star-Lord Quill (Chris Pratt) völlig besoffen. Immerhin ist seine große Liebe Gamora nicht mehr. Zumindest nicht mehr so, wie er sie in „Avengers: Infinity War“ kannte, bevor sie von Thanos in den Tod gestoßen wurde.

Während „Creep“ von Radiohead also sein unsagbar schwermütiges „I wish I was special / But I’m a creep / I’m a weirdo / What the hell am I doin’ here? / I don’t belong here“ intoniert, macht sich aus der Tiefe des Raumes Adam Warlock (Will Poulter) auf den Weg zu den Guardians, um neues Unheil anzurichten. Er ist als Geschöpf von Ayesha (Elizabeth Debicki) noch ein ungestümes Baby, aber im Körper eines goldstrahlenden Superhelden. Geboren, um die Guardians zu vernichten.

Wer Rocket eigentlich ist

Im ersten von vielen weiteren Gemetzeln wird auch Rocket Raccoon schwer verletzt. So schwer, dass es eigentlich keine Hoffnung mehr gibt. Und so beginnt ein neues Abenteuer für die Guardians of the Galaxy. Wer ist eigentlich dieser Rocket? Ein sprechender, menschelnder, vulgärer, im Gegensatz zu seinem lieblichen Äußeren ätzend-prolliger Waschbär, der chronisch verneint, ein Waschbär zu sein. Ein unverzichtbarer, wenn auch nicht wirklich sympathischer Zeitgenosse in der zweiten Reihe der Guardians. Ein Sidekick, wie es sprechende Tiere in Animations- und Superheldenfilmen häufig sind. Ein bisschen so wie der sprechende Weltraum-Retriever Cosmo, mit dem Unterschied allerdings, dass Rocket zumeist auf zwei Beinen geht und mit tödlichen Schusswaffen hantiert. „So fucking special!“

Dieser Rocket ist der wahre Held des dritten „Guardians of the Galaxy“-Films. Niemand wusste bislang wirklich, wer er eigentlich ist, auch seine Freunde nicht. Doch wenn man in Rückblenden nun erfährt, was ihm für ein Schicksal widerfuhr, dann ist das im wahrsten Sinne herzzerreißend. Denn alles beginnt mit dem leinwandfüllenden Blick eines frisch geborenen Waschbären in einem schäbigen Käfig. Hoffnungsvoll schaut er seinem neuen Herrchen entgegen und wird doch auf schrecklichste Weise in Experimenten traumatisiert. Herzzerreißend.

Während er in der Jetztzeit um sein Leben ringt, erfährt man, warum er sprechen lernte und warum er sich selbst „Rocket“ taufte. Man lernt seinen Schöpfer kennen, der als der High Evolutionary (Chukwudi Iwuji) gottgleich aus Tieren und Menschen eine neue „Rasse“ klonen will, die aus dem Universum eine bessere „Welt“ machen soll. Seine Experimente sind jedoch ebenso schrecklich wie erfolglos und führen den zweiten, actionhaltigen Subplot des Films zum Ziel. Denn die Suche nach einer Rettung für Rocket führt die Guardians justament zu High Evolutionary.

Star-Lord Peter Quill und seine Guardians schließen sich zu diesem Zweck auch mit der „neuen“ Gamora (Zoe Saldaña) zusammen. Sie ist nun Anführerin der freibeutenden Ravagers und gleicht der alten Gomora nur noch optisch wie ein Klon (der sie ist). Ihr kühles neues Verhältnis zu Quill ist ein wichtiger Motor des Films. Aber es bleibt ein Hilfsmotor, denn im Zentrum stehen ausnahms- und erfrischenderweise die Sidekicks.

Ein Augen- und Ohrenschmaus

Die Frage, ob Quill und Gamora erneut zusammenfinden, besitzt zwar einiges Potenzial. Doch genauso spannend ist das Verhältnis des trotteligen Kraglin Obfonteri (Sean Gunn) zu der russischen Weltraumhündin Cosmo. Es ist auch immer wieder spaßig, wie der brachiale Drax (Dave Bautista) und die empathische Mantis (Pom Klementieff) miteinander interagieren. Und wenn der deprimierende „Creep“-Song von Radiohead erst einmal überstanden ist, wandelt sich „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ zwischenzeitlich auch zu einer Komödie. Zu einer augenzwinkernden und gekonnten, und nicht zu einer dieser überheblich-coolen, wie man sie sonst von Marvel oder DC kennt. Erfrischend ist auch das Schwelgen in absurdem Production-Design. Ein echter Augen- und Ohrenschmaus! Es wird auch eine Menge geschossen und gekämpft, was mitunter brutal und langatmig ist. Doch im Kern ist der dritte Teil der „Guardians“-Filmreihe ein Quell überbordender Emotionen von Seiten, von denen man das nicht unbedingt erwartet hätte. Etwa ausgerechnet von Adam Warlock. Der ja eigentlich ein Bösewicht, doch sein Charakter nimmt hier eine eigentümliche Wendung. Dabei hätte er das Potenzial, ein neuer Thanos zu werden. Wer weiß? Will Poulter, im Kino meist auf nerdige Nebenrollen abonniert, mausert sich hier zu einem auch physisch aufgepumpten, wenngleich auch kindlich wirkenden „Golden Boy“ und „Titan“. Er ist die eigentliche Überraschung des Films.

Es hätte also eine nette dritte Episode werden können, in der am Ende alle ausgelassen zu „Dog Days Are Over“ von „Florence and the Machine“ tanzen (bei der irdischen Playlist sind inzwischen die 2000er-Jahre dran). Getanzt wird sicher noch, gerockt zu Songs von den „Beastie Boys“, „Faith no More“ und Alice Cooper, aber auch geweint. Doch wer überlebt, wer geht und wer bleibt, wer gewinnt und wer verliert?

Erschienen auf filmdienst.deGuardians of the Galaxy: Volume 3Von: Jörg Gerle (21.4.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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