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Filmkritik
Dieser umstrittene - jugendverbotene - Film Helmut Käutners wurde 1942 mit einem Riesenaufwand gedreht, kurz nach seinem Start aber auf Veranlassung der Reichsfrauenführerin und der deutschen Admiralität (Angriff auf die Ehre der deutschen Frau - Schädigung des Ansehens der deutschen Marine) durch Goebbels vom Spielplan abgesetzt. Aber nur im Reichsgebiet: - in Paris, Oslo und anderen ausländischen Städten durfte er, um die Herstellungskosten einzubringen, getrost weiterschädigen.
Um einige der gemeinsten Szenen beschnitten, läuft der Film von neuem in den deutschen Lichtspielhäusern - jetzt als "Opfer des Faschismus".
In Köln wurde der Film in einer Sondervorführung den Vertretern der Parteien, der Polizei, des Jugendgerichtes u. a. zur Beurteilung vorgeführt. Er wurde einstimmig (!) als.: untragbar bezeichnet. In Ermangelung einer rechtlichen Handhabe hat der Oberbürgermeister von Köln in einem stadtamtlichen Brief an alle Lichtspieltheater Kölns mitgeteilt, er wünsche auf Grund des Gutachtens seiner Dezernenten nicht, daß der Film nochmals in Köln aufgeführt werde und ersuche die Theaterbesitzer daher, den Film nicht mehr bei der Verleihfirma zur Vorführung zu mieten.
Untersuchen wir den berüchtigten Film ruhig und sachlich auf seinen Inhalt (1), seine technisch-künstlerische Bedeutung (2) und seine Wirkung auf das Durchschnittspublikum.
1. Hans Albers ist als "Singender Seemann" in einem ordinären Vergnügungslokal auf der "Großen Freiheit" (einer Hamburger Straße) tätig. Einer letzten Bitte seines toten Bruders folgend, holt er dessen junge Geliebte (Ilse Werner) zu sich und läßt seine "Weiße Taube" aus Pietät dem Toten gegenüber unberührt. Als seine wachsende Neigung zu ihr ihn schließlich zum Entschluß der Ehe führt, hat die nichtsahnende Gisa mittlerweile ihr Herz und ihren Leib einem anderen Mann (Hans Söhnker) geschenkt. Der verbitterte Albers, der an Gisas Seite auf ein neues und sauberes Leben gehofft hatte, geht zur See, um Gisa zu vergessen. Sein Schmerz befreit sich in einem zynischen Lied: "Was kann es denn Schöneres geben, als in Hamburg ein Mädchen fürs Geld"..
2. Diesen häufig behandelten und keineswegs unsittlichen Stoff enttäuschter Liebe versuchte Helmut Käutner mit filmischen Mitteln zu einem Kunstwerk zu gestalten. Ist ihm das gelungen? Was die technisch-künstlerische Seite angeht, ohne Zweifel. Es ist der bisher vollendeteste deutsche Farbfilm, in dem die Farbe endlich nicht mehr Szene und Handlungsablauf diktiert, sondern beiden dient. Neben die Frage nach der technischen Vollendung eines Films tritt jedoch entscheidend die nach seiner inneren künstlerischen Vollendung. Die Antwort ist bei einem tragischen Stoff wie hier davon abhängig, ob es dem Autor gelingt, das Schicksal Albers` auf eine solche Ebene zu heben, daß unser Nacherleben seines Schicksals uns seelisch läutert "Katharsis") - durch Furcht oder Mitleid. Unser Mitleid ist in der Tat lange Zeit wach. Es wäre sehr gestiegen, wenn Käutner die im Stoff vorhandenen Ansätze genützt hätte. Ein Beispiel: auf welch sittliche Ebene wäre das Ganze gerückt, welch dramatische Spannungsmöglichkeiten hätten sich ergeben, wenn Gisa Albers Liebe geahnt hätte und nun bewußt in den Zwiespalt geraten wäre: auf der einen Seite Albers aus dem verderblichen Hurenlokal herauszulösen - auf der anderen Seite um ihre Liebe zu Söhnker zu kämpfen. Statt dessen ging Käutner den einfacheren Weg, unter dem Vorwand der realistischen Milieuschilderung die Sinnlichkeit des Publikums zu kitzeln.
3. Die Wirkung des Films ist zersetzend, vor allem auf das jüngere Publikum. Sie bleibt es auch nach, Herausschneiden der unappetitlichen farbigen Fleischklumpen-Szenen im Bett der "liebenden". Die ganze Atmosphäre ist eindeutige außerhalb aller gesunden Ordnung. (Eindeutig z. B. das Hurenlied: "Beim ersten Mal, da tut es weh.") Hier wird unsere Ablehnung geradezu wachgeboxt. Gespräche, Lieder, Gewohnheiten der Matrosen stellen die Liebe als "Freizeitgestaltung" hin, als bequem zu erzielende Lust ohne verantwortliche Bindung. Und das nicht objektiv berichtend, sondern bewußt kitzelnd. Wer diesen Liebesmaterialismus damit zu entschuldigen sucht, der Film schildere ja nur die Wirklichkeit des Lebens, der ist hoffnungslos angeknackst. Oder ein Dummkopf. Wahrscheinlich aber beides.