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Filmkritik
Die junge isländische Bankangestellte Kristin (Vivian Ólafsdóttir) fällt aus allen Wolken, als sie Fotos und einen Videoclip erhält, auf denen ihr Bruder Elías mit einem alten Flugzeugwrack auf dem isländischen Gletscher Vatnajökull zu sehen ist. Kurz darauf ist Elías nicht mehr auffindbar, und auch der jungen Frau trachtet jemand nach dem Leben. Doch Kristin kann sich rechtzeitig vor dem Killer (Wotan Wilke Möhring) in Sicherheit bringen. Der arbeitet für den CIA-Vizedirektor William Carr (Iain Glen), der Kristin als vermeintliche Mitwisserin zum Schweigen bringen will; die Entdeckung des Wracks soll absolut geheim gehalten werden. Mit großem Aufwand lässt Carr seinerseits die Überreste des deutschen Fliegers ausgraben, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges auf einer Geheimmission abstürzte. Das jahrzehntelang verschollene Flugzeug wurde erst kürzlich wieder sichtbar, weil durch den Klimawandel der Gletscher abgeschmolzen ist.
Schon stehen die Verfolger in der Tür
Kristin macht sich große Sorgen um ihren verschwundenen Bruder und bittet den Historiker Steve Rush (Jack Fox) um Hilfe. Beide verbindet eine fragile romantische Beziehung. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was es mit dem Flugzeug und seiner mysteriösen Fracht auf sich hat. Doch kaum haben sie die Witwe eines der ehemaligen Piloten aufgespürt, stehen auch schon die stets gut informierten Verfolger vor der Tür.
Die Vorlage zu dem Thriller „Gletschergrab“ lieferte der isländische Schriftsteller Arnaldur Indriðason mit seinem Roman „Operation Napoleon“. Bei dessen Adaption hat sich der Drehbuchautor Marteinn Þórisson einige Freiheiten genommen. So ist die Protagonistin im Roman eine Mitarbeiterin des isländischen Außenministeriums, und Steve Rush ist dort als US-Soldat in einer Kaserne stationiert. Aus Carrs rechter Hand, der die Bergungsarbeiten leitet, wird im Film eine brutale Expeditionsleiterin namens Julie Ratoff.
In der rauen Vulkanlandschaft
Regisseur Óskar Thór Axelsson verfilmt das Skript als geradlinigen Thriller mit routinierten Verfolgungsjagden und packenden Spannungsmomenten. Dazu kommen imposante Aufnahmen der rauen isländischen Vulkanlandschaft. Allerdings verfügt der Film auch über einen wenig plausiblen historischen Handlungsstrang, der umso mehr in Kolportage abdriftet, je mehr es um die krude Vorgeschichte der Geheimmission geht, von der die Nazis profitieren wollten. Der hanebüchene NS-Erzählfaden erinnert an „Iron Sky“ von Timo Vuorensola über eine Nazi-Horde, die auf dem Mond eine riesige Festung errichtet haben. Obendrein eröffnet die finale Flugreise nach Polen eine Möglichkeit für ein filmisches Sequel, auch wenn Indriðason bisher keine literarische Fortsetzung geschrieben hat.
Der Film wartet mit einem namhaften internationalen Ensemble auf. Die junge Isländerin Vivian Ólafsdóttir macht als harmlose Durchschnittsbürgerin, die durch einen Zufall aus ihrem Alltag gerissen wird und im Kampf gegen scheinbar übermächtige Kriminelle über sich hinauswächst, eine gute Figur. Im Vergleich dazu bleibt der smarte Engländer Jack Fox allzu blass. Auch die beiden Bösewichter (Iain Glen, Wotan Wilke Möhring) wirken eindimensional. Der US-Amerikaner Ólafur Darri Ólafsson trägt als raubeiniger Landwirt zumindest etwas skurrilen Humor in den Film, ehe er kurz vor Schluss verrät, welche erstaunlichen Fähigkeiten in ihm stecken.