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Filmkritik
Es ist kein Geheimnis, dass die „Ghostbusters“-Reihe der Vergangenheit verhaftet ist und stets auf ihre Anfänge zurückblickt. Doch dass „Ghostbusters: Frozen Empire“ im Prolog nicht nur 40 Jahre, sondern ganze 120 Jahre in die Vergangenheit springt, ist eine kleine Überraschung. Die Geschichte beginnt an der Wende zum 20. Jahrhundert, als Geheimgesellschaften mystische Rituale vollzogen und das Hauptquartier der Geisterjäger noch ein Feuerwehrhaus war. Eine uralte Gottheit will die Welt in Eis verwandeln und lässt Menschen in wunderschön-schaurigen Bildern buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren. „Frozen Empire“ wirft damit einen Blick in eine Mythologie, die von der Filmreihe bisher vernachlässigt wurde. Denn wer hat eigentlich die Geister gefangen, ehe die von Bill Murray & Co. gespielten Ghostbusters auf den Plan traten? Es ist eine subtile Idee, dass die vier Männer aus den 1980er-Jahren weder der Beginn noch das Ende der Geisterjagd darstellten.
„Ghostbusters“-Generationentreffen
Die aktuelle „Ghostbusters“-Generation, die schon in „Ghostbusters: Legacy“ (2021) etabliert wurde, hat in der Gegenwart ebenfalls alle Hände voll zu tun. In den Straßen von New York jagt Teenagerin Phoebe (Mckenna Grace) mit ihrer Familie einen entflohenen Drachen. Sich mit der Mutter darüber zu streiten, was man als Jugendliche darf und was nicht, während man mit Vollgas durch die Straßen rast, Protonenlaser abfeuert und Geisterfallen fernsteuert, gibt den Ton des Films vor. „Frozen Empire“ ist quirlig und temporeich. Dem verlässlichen Muster der Reihe folgend, droht ein mächtiger Geist damit, in die Welt zurückzukehren und es geht darum, seine Schwächen rauszufinden und jede Menge Geister zu jagen, ehe es zum großen Showdown kommt.
Um der Bedrohung Herr zu werden, braucht es mehr Geisterjäger:innen als jemals zuvor. Zusätzlich zu Phoebe und ihrer Familie sind noch diverse Freunde mit von der Partie. Die ursprüngliche Generation der Geisterjäger darf auch nicht fehlen, und zudem gibt es eine Reihe von Nebenfiguren, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein Mammutensemble, dass alle Zuschauer-Generationen erreichen soll, aber in dem die meisten Figuren zu wenig Raum bekommen, um wirklich Eindruck zu hinterlassen. Trotzdem gibt es immer wieder Momente, die funktionieren. Der ältere Teil des Publikums darf leicht gerührt sein, wenn Ray (Dan Aykroyd) und Winston (Ernie Hudson) darüber sprechen, wie sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Die Jüngeren bekommen dafür mit Mckenna Grace in der Hauptrolle eine starke Identifikationsfigur, die für reichlich Action sorgt, aber auch typische Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens meistern muss. Irgendwo zwischen Teenagerin und Geisterjägerin sorgt sie sogar dafür, dass sich in die Story etwas einschleicht, was man der Reihe nie zugetraut hätte: Spuren einer „Queer Paranormal Teenage Romance“.
Bekenntnis zum inneren Teenager
Revolutionen sucht man in „Frozen Empire“ aber vergeblich, denn dafür ist der Film zu gemütlich im seichten Hollywood-Mainstream unterwegs. Er setzt auf Grusel ohne Horror, Abenteuer ohne Risiko. Die Lehren über Familie, Freundschaft und Erwachsenwerden folgen den bekannten Klischees. Sogar der queere Subtext ist so leise, dass er leicht übersehen werden kann. Dass diese etwas mutlose Mischung dennoch funktioniert, liegt am Geist der Filmreihe. Schon der erste „Ghostbusters“-Film war ein wunderbarer Grusel-Klamauk ohne sonderlichen Tiefgang, dafür aber mit einer extra Portion Charme und Einfallsreichtum. Auch wenn die Nostalgie möglicherweise andere Sichtweisen vorgibt, richtete sich auch „Ghostbusters“ schon primär an Teenager. Sein Kultstatus erwuchs daraus, dass genügend Witze dabei waren, bei denen die Eltern auch mitlachen konnten, auch wenn die eskapistische Fantasie, mit einem Protonenpack nach Slimern zu jagen, den Jüngeren vorbehalten blieb.
„Frozen Empire“ behält die harmlose Verspieltheit bei, wobei nun nicht mehr ausschließlich Jungs angesprochen werden, sondern ein bunter Querschnitt aus Geschlecht, Herkunft und Alter. Nur dass eben genau das Portiönchen Charme und Einfallsreichtum fehlt, das den ersten Teil so außergewöhnlich machte.
Ein Sommerblockbuster für alle und keinen
Das Erfolgsrezept von „Ghostbusters“ lässt sich nahezu nicht kopieren. Es war ein Projekt von talentierten Comedians, die in erste Linie etwas gemacht haben, worauf sie Lust hatten. Dass sie ausgerechnet damit den richtigen Humor getroffen haben, war perfektes Timing. „Frozen Empire“ beschreitet den entgegengesetzten Weg und versucht den Zeitgeist zu treffen, indem der Film die größtmögliche Schnittmenge des Publikums anzielt. Durch diesen Konsens entsteht ein unverfänglicher Sommerblockbuster für die ganze Familie, der aber nur wenig Persönlichkeit besitzt. Nur selten spürt man ein Fünkchen Aufbruchsstimmung.
Bei einer Filmreihe, die vor 40 Jahren neben all ihren Qualitäten auch Witze über Geister-Blowjobs und Betäubungsmittelmissbrauch auf die Leinwand brachte, hätten man eher nicht gedacht, dass es darin Platz für eine komplizierte paranormale Freundschaft zweier Teenager geben kann. Natürlich nur am Rande und ganz versteckt. Das hätte eine dieser kleinen Flammen sein können, die im coolen Hollywood-Kino für unerwartete Wärme sorgt. Doch den Zunder bekommt das ohnehin schon wild lodernde Fegefeuer der Nostalgie.