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Filmkritik
Episodenhafte Komödie um drei Frauen aus München, deren Wege sich nur auf dem Kinderspielplatz kreuzen, während ihre Geschichten ansonsten für sich stehen.
Es geht um Kekse (selbstgebacken oder nicht?), um Beruf versus Kindererziehung und um die Technik des Wickeltaschenpackens. Und explizit auch um solche, die alles falsch machen (und die folglich auch ihre Kekse nicht selbst backen). Die Nahkampfarena für Mütter: der Spielplatz. Hier beginnt „Frau Mutter Tier“ von Felicitas Darschin; das Drehbuch hat Alexandra Helmig gemeinsam mit Rudi Gaul geschrieben; Helmig spielt auch eine der Hauptrollen.
Drei Mütter stehen im Zentrum der Handlung, sie verkörpern diametral entgegengesetzte Typen – und sie bleiben Typen. Welche, wird schon in der Exposition des Films klar, in jenen Szenen auf dem Spielplatz. Die offenkundig besser betuchte Mutter Marie (Julia Jentsch) gibt sich Gesprächen hin, in denen es ausschließlich um den Inhalt ihrer Vollzeitbeschäftigung geht: die Kinderbetreuung. Unterdessen versucht Nela (Alexandra Helmig) im Business-Outfit und in Arbeitstelefonate verstrickt, am Rande des Sandkastens die Balance zu halten, die ihr im Leben als berufstätige Mutter in Vollzeit fehlt.
Zwischen hip und billig
Schließlich betritt Tine (Kristin Suckow) die Arena, in Klamotten irgendwo zwischen hip und billig – auf jeden Fall nicht sandkonform. Sie ist viel jünger als die anderen und lässt sich, von der eingeschworenen Community mitleidig beäugt, isoliert auf einer Bank nieder. Abends geht sie gerne feiern und versucht ansonsten, ihre Tochter und sich alleinerziehend und mit der tatkräftigen Unterstützung ihrer libertinär-chaotischen Mutter durchzubringen.
Die Wege der drei kreuzen sich nur auf dem Spielplatz; „Frau Mutter Tier“ ist kein Episodenfilm, der verschieden Erzählstränge miteinander verknüpft. Die drei Geschichten stehen für sich und gegeneinander. Der Film springt zwischen den unterschiedlichen Lebensentwürfen hin und her. Getrennt werden die Stränge durch Schnittbilder: Buntes Sandspielzeug fliegt in Zeitlupe durch die Luft, die Mütter hüpfen vor blauem Himmel hinterher. Die bonbonbunt-biedere Schnittbildidee ersetzt einen dramaturgischen Bogen, wie ein Zwischenvorhang in einer Nummernrevue, der einzelne Sketche voneinander abgrenzt.
Die München-Date-Komödie
Ähnlich wie Rudi Gauls Online-Dating-Komödie „Safari – Match me if you can“ beginnt der Film mit einem Drohnenflug über München, die Reichenbachbrücke und die Isar. Seit Ralf Westhoffs Speed-Dating-Komödie „Shoppen“, die dank pointierter Dialoge und Schauspielfreude gut funktionierte, scheint sich in dieser Tradition ein neues München-Genre zu entwickeln: die München-Date-Komödie; „Frau Mutter Tier“ wirkt wie eine Variante derselben. Oberflächliche Menschen begegnen sich in Hochglanzoptik an oberflächlichen Orten, wobei alles wie im Drohnenflug gestreift wird. Das Klischee von München als stagnativer Yuppiestadt wird zementiert und nicht – wie in Helmut Diets Gesellschaftssatire „Rossini“ – persifliert.
Über die Charaktere soll man sich zunächst belustigen – zu Beginn dominiert der hässliche deutsche Humor der Schadenfreude; später soll man sie aber dennoch ernst nehmen. Am besten kommt Nela weg, die spätberufene Mutter zwischen Kind und Karriere. In ihrer Episode wird am wenigsten übertrieben, es gibt glaubwürdige Dialoge, eine nachvollziehbare Entwicklung und gute Gags. Eine stärkere Konzentration auf eine Hauptfigur, der Verzicht auf die Schnittbilder und eine gelegentliche Verknüpfung mit den anderen (Neben-)Figuren hätten dem Film womöglich gutgetan.