Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Der größte Albtraum einer amerikanischen Frau – würde man dem Hollywood-Kino Glauben schenken – ist es, vor dem Altar vergeblich auf den Bräutigam zu warten. Manchmal kommt er auch nur zu spät, manchmal beziehen Trauungen ihre Spannung aus der Frage des Pfarrers, ob jemand etwas gegen die Eheschließung einzuwenden hätte. Wie dem auch sei: Die Erfüllung des Traumes von Haus und Heim und perfektem Ehegatten ist in romantischen Komödien aus den USA oftmals in Gefahr. Schon die erste Szene dieses Films von Bethany Ashton Wolf ist darum eine viel zu starke Metapher für das Scheitern einer Lebenschance. Liam Page hat vor acht Jahren, so zeigt es der kurze Prolog, seine High-School-Freundin Josie Preston vorm Altar stehen lassen, um Karriere als Country-Sänger zu machen. Dem Film genügen wenige Szenen, um zu zeigen, was für ein arroganter, weltberühmter und reicher Star Liam geworden ist. Nun kehrt er acht Jahre später anlässlich der Beerdigung eines guten Freundes in seine kleine Heimatstadt Saint Augustine, Louisiana, zurück. Doch niemand freut sich über das Wiedersehen, schon gar nicht sein Vater, der als Pfarrer das Paar damals hätte trauen sollen, und erst recht nicht Josie, die dem Altar-Flüchtling einen kräftigen Fausthieb in die Magengruppe versetzt. Dann hält der Vater eine Predigt, in der es vor allem um das christliche Gebot der Vergebung geht. Plötzlich sind alle nett zu Liam, dem verlorenen Sohn, und dann ist da doch Josies siebenjährige Tochter, die für ihr Alter viel zu aufgeweckt und klug ist. Und wer nun sieben Jahre und neun Monate zusammenzählt, ahnt es schon. Liam ist der Vater des Mädchens und möchte am liebsten gar nicht mehr weg aus Saint Augustine. Doch die bösen Musikmanager fordern ihren Tribut. Das ist schon ziemlich starker Tobak. Dass ein junger Mann einfach abhaut, um sich nie mehr zu melden und Blitzkarriere als Country-Sänger zu machen, ist eine unglaubwürdige, mit dem traumatischen Tod der Mutter nur unzureichend begründete Prämisse. Mal abgesehen davon, dass keine Frau, die etwas auf sich hält, acht Jahre wartet, um dem Geliebten von damals noch einmal eine Chance einzuräumen, funktioniert auch das skrupellose Musikbusiness etwas anders. Doch Realität ist nicht der Anspruch der Regisseurin. Sie verwurstet einfach die Genre-Klischees des Melodrams, um sie ordentlich überzustrapazieren. Dabei ist der Film voller falscher Momente, die weder berühren noch nachdenklich stimmen. Die Bitte um Vergebung in der Kirche ist mit anschließendem versöhnlichem Händedruck viel zu platt inszeniert. Für Josie wird dann noch ein ganz anderer Traum war: Sie fordert von Liam die Rolle des großspurigen Country-Stars ein und lässt sich mit Limousine und Hubschrauber zu einem Club in die Großstadt transportieren, Fangeschrei und Medienrummel inklusive. Auch diese Szene ist schwer verdaulich, weil sie im Nachhinein Liams rücksichtsloses Verhalten rechtfertigt. Es gibt dann noch einen unnötigen Umweg auf dem Weg zum Happy End, das an Kitsch nicht zu überbieten ist. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Musik, eine gefällige Mischung aus Country und Pop, die niemandem wehtun will. Wenn man überhaupt etwas loben kann an dieser angestrengten Schmonzette, dann ist es die schauspielerische Leistung der kleinen Abby Ryder Fortson, die zurzeit auch in „Ant-Man and The Wasp“ (fd 45 599) zu sehen ist. Sie ist mit ihrem Charme, ihrer Eloquenz und ihren unverstellten Gefühlen den Erwachsenen haushoch überlegen.