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Filmkritik
Sie sitzen im Knast, aber sie können tanzen. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich die Story von „Fly“ herunterbrechen, die mit viel Figuren- und Situationsklischees aufgebauscht wird. Im Mittelpunkt steht Bex, eine junge Frau, die einen Verkehrsunfall verschuldet hat, was ihr Albträume und sehr viel Selbsthass beschert. Andere Insassen, zumeist Migranten, sind als Kleinkriminelle ins Gefängnis gewandert.
Das Damentrio aus „Bandits“
Eine von Nicolette Krebitz verkörperte wohlmeinende Gefängnispsychologin möchte mit Hilfe ihrer Freundin Ava, die sich mit Tanz und Motivation auskennt, die jungen Häftlinge resozialisieren. Jasmin Tabatabai spielt Ava als taffe Frau, die den Job zunächst nicht machen möchte, weil sie durch ein familiäres Drama traumatisiert ist. Ava sagt dann aber doch zu, motiviert nach ursprünglicher Ablehnung auch die Gefangenen und geht in ihrer Mission völlig auf. Um das Damentrio aus „Bandits“ zu komplementieren, engagierte Regisseurin Katja von Garnier neben Krebitz und Tabatabai auch noch Katja Riemann als Anwältin von Bex, die in ihrer klischeehaften Rolle ebenfalls nicht glänzen kann.
Wäre es nur die überschaubare Geschichte um unterschätzte Ausgegrenzte, die sich in die Gesellschaft zurücktanzen, müsste man über „Fly“ nicht viele Worte verlieren. Aber zwei Trümpfe des Films stechen dann doch. Einmal die gut choreografierten Tanzeinlagen, die auch optisch sehr gut eingefangen werden und dem Film viel Tempo und Leidenschaft verleihen. Man wünscht sich sogar, dass sich die Macher getraut hätten, eine Mischung aus Tanz- und Bollywoodfilm zu drehen, mit dem Mut zur bewussten Übertreibung. Dann hätte man die mitunter peinlichen Klischees eher in Kauf genommen, wie etwa einen arroganten Senator, der nur auf Hochkultur setzt und das Tanzprojekt nicht unterstützen will. Es wäre dann auch nicht weiter aufgefallen, dass die exzellenten Tänzer fast alle nicht sonderlich gut schauspielern können, was aber auch an den hölzernen Dialogen liegt, die sie deklamieren müssen.
Schwächen und Stärken
Der zweite und wichtigste Trumpf des Films ist Svenja Jung als Bex, die tanzen und spielen kann. Ihr gelingt es zunehmend, die Verletzlichkeit und Tragik ihrer Figur auszudrücken und eine Palette an Emotionen anzubieten, die das Publikum berühren. Auch wenn sie sich für den charismatischen Jay (Ben Wichert) öffnet und sogar eine Romanze wagt, nimmt man das dem eindringlichen Spiel von Svenja Jung ab. Damit trägt und rettet sie als Hauptdarstellerin einen lange Zeit enttäuschenden Film. Trotz vieler unnötiger Überdramatisierungen und Vereinfachungen schafft es „Fly“ nach hinten hinaus, noch ein ganz akzeptabler Film zu werden, der neben Schwächen auch Stärken aufweist.