Filmplakat von Fantastic Four

Fantastic Four

100 min | Science Fiction, Action, Fantasy
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Vier junge Außenseiter, der Forscher Reed, der aufbrausende Johnny Storm und seine Schwester Sue sowie Ben Grimm, landen in einem gefährlichen Paralleluniversum, in dem nichts so ist, wie sie es gewohnt sind. Sie müssen sich nicht nur auf die fremde Umgebung einstellen, sondern auch ihren eigenen Körper ganz neu entdecken, nachdem sie plötzlich übermenschliche Fähigkeiten besitzen. Doch die werden sie auch brauchen bei dem Kampf, der ihnen bevorsteht... (v.f.)

Filmkritik

Der Titel ist Programm: Diese Pilze sind einfach fantastisch - und die sorgsam komponierten Bilder der meist unbekannten und wenig beachteten dritten Gruppe von Lebewesen – neben Tieren und Pflanzen – sind ebenso spektakulär wie erstaunlich in ihrer verblüffenden Vielfalt. Und von teilweise überirdischer Schönheit.

Zu Beginn werden in rascher Folge sensationelle Aufnahmen präsentiert. Da durchbrechen hellrosa Keime die Erde, strecken ihre schlanken Stängel und öffnen die eleganten Schirmchen, Schimmelpilze beginnen als diskreter blauer Fleck und überziehen in Sekundenschnelle Pflanzen oder tote Tiere mit ihrem Pilzgewebe, unter dem sich das Gewebe auflöst. Oft lassen sich reale und animierte Bilder kaum unterscheiden.

Pilze verstehen heißt die Natur verstehen

Information folgt auf Information, und jede einzelne ist interessant. Dass oberirdische Pilze durch das unterirdische „Myzel“ genannte Pilzgeflecht miteinander verbunden sind, das als Kommunikations- und Transportmedium funktioniert. Dass unter jedem Fuß eines Menschen im Wald sich 500 Kilometer Pilzgeflecht erstrecken; dass Schimmelpilze alles zerstören können, was natürlichen Ursprungs ist, die Pilze aber auch den Verdauungstrakt des Waldes darstellen und sowohl den Anfang als auch das Ende allen tierischen und pflanzlichen Lebens begleiten.

Schnell wird klar: Die Pilze zu verstehen heißt, die Natur zu verstehen. Die Wissenschaft der „Mykologie“, der Pilzkunde, wird von Fachleuten vorgestellt, unter denen der US-amerikanische Mykologe und Unternehmer Paul Stamets eine exponierte Rolle spielt. Seine Geschichte ist untrennbar mit den Pilzen verbunden, die er schon sein Leben lang erforscht.

Während es anfangs also um die Grundlagen der Pilzkunde geht, damit man mehr über diese erstaunlichen Gewächse versteht, konzentriert sich die Inszenierung später auf die Möglichkeiten, mit Hilfe von Pilzen die aktuellen medizinischen, therapeutischen und ökologischen Probleme der Erde zu lösen. Dabei geht es um wissenschaftliche Errungenschaften wie die Entwicklung des Penicillins aus einem Schimmelpilz, aber auch um die Möglichkeit der Bewusstseinsveränderung durch berauschende Pilze.

Dreh- und Angelpunkt der Hominisation

Mit der etwas steilen These vom halluzinogenen Pilz als Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung des menschlichen Gehirns – und damit des Ursprungs des modernen Homo sapiens – wird zu neuesten Forschungen übergeleitet: Psilocybin bzw. Psilocin, das aus „Magic Mushrooms“ gewonnen wird, wirkt angstlösend und wird in der palliativen Medizin bei krebskranken Menschen eingesetzt sowie bei schweren Depressionen und Angstzuständen.

Daneben gibt es aber auch Pilze, die das Nervenwachstum fördern, was ein möglicher Ansatz für eine Alzheimer-Therapie werden könnte. Pilze können aufgrund ihrer Fähigkeit, natürliche Stoffe aufzulösen, zur Beseitigung von Ölteppichen eingesetzt werden, aber auch zur Insektenvernichtung – oder auch zu ihrer Erhaltung: Essenzen aus Pilzen können möglicherweise das Bienensterben verhindern. Pilze helfen, Viren zu bekämpfen oder andere Krankheiten zu heilen.

Die Zukunftsperspektiven der Pilzkunde sind durchaus optimistisch: Gewebe, das aus dem Myzel von Pilzen wächst, soll Kunststoffe ersetzen; Pilze könnten sogar den Klimawandel beeinflussen. Mehr als 70 Prozent des gesamten Kohlenstoffs der Erde lagern unterirdisch und werden durch Pilzgeflechte gebunden.

Perfekte Bilder, gewagte Folgerungen

Der Dokumentarist Louie Schwartzberg kombiniert reale Aufnahmen und Animationen in nie gesehener Perfektion, seine Zeitraffer-Aufnahmen sind berückend. Die Fülle an Farben und Formen seines Pilz-Universums wirkt überwältigend, und sehr schnell folgt die Erkenntnis: Ja, das ist Kino. Diese Bilder gehören auf die Leinwand, und sie sollte groß sein. Allein die visuelle Gestaltung des Films ist es mehr als wert, ihn zu sehen – eine Lehrstunde in Sachen Natur und Umwelt ist er noch dazu. Die rauschhaften Bilder wecken Emotionen, deren Wirkung von einer beinahe klassisch anmutenden Musikbegleitung unterstützt wird, von sanften Solo-Violinenklängen bis zum dramatischen Tutti.

Die Beiträge der Expertinnen und Experten sorgen für eine gleichzeitig lockere und klare Struktur – eine Handlung im Sinne einer Entwicklung von A nach B gibt es nicht, eher eine grobe Einteilung in Kapitel, die sich zum Schluss hin immer weiter auf die Nutzung der Pilze durch den Menschen konzentrieren. Die wunderschönen, oft bezaubernden oder verblüffenden, aber stets perfekt gestalteten Bilder von sprießenden Pilzen sind immer dabei, so wie ein schier unendlicher Reigen farbenfroher Wesen aus einer fremden Welt.

Mehr Aufmerksamkeit für Pilze

Doch so gelungen der Film in visueller und cineastischer Hinsicht auch ist: Manche Schlussfolgerungen sind gewagt, teilweise auch dubios bis abstrus, zumal Paul Stamets auch sein Unternehmen immer mehr in den Vordergrund stellt. Stamets stottert nicht mehr, seitdem er halluzinogene Pilze isst; auch seine schwerkranke Mutter verdankt ihnen ihr Leben. Solche Aussagen sind zwar fraglich, doch die charismatische Persönlichkeit des Mykologen sowie seine ebenso unterhaltsamen wie kundigen Erzählungen hinterlassen dennoch viel Nachhall. Von Pilzen, so sein Credo, lässt sich viel lernen, etwa ihre Fähigkeit zur Kooperation oder die perfekte Beherrschung des Recyclings.

Erschienen auf filmdienst.deFantastic FourVon: Gaby Sikorski (24.1.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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