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Filmkritik
Zwei Menschen mit Mitte dreißig, die beide in ihrem Leben festzustecken scheinen, begegnen sich in einem Pub auf der Isle of Skye. Ian (Chris Fulton) ist aus London zu Besuch bei seinen Eltern. Er versucht ihnen dabei aber so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Die aus Deutschland stammende Kira (Aylin Tezel), die ebenfalls in London lebt, hat sich auf die verschneite schottische Insel zurückgezogen, um die Trennung von ihrer großen Liebe Aidan zu verarbeiten. Buchstäblich auf den ersten Blick fühlen sich beide zueinander hingezogen.
Es dauert dann aber noch ein bisschen – Ian hat auf der Toilette belanglosen Sex mit einer anderen, und auch Kira knutscht eher widerwillig mit einem Fremden herum –, ehe beide miteinander ins Gespräch kommen. Sie ziehen sich gegenseitig auf, albern herum, rennen um die Wette, lassen sich alle möglichen kindischen Spiele einfallen und reden zwischendurch fast nebenbei über den Sinn des Lebens, ihres Lebens, ihre Hoffnungen, Ängste und die Liebe. Beide gestehen sich gegenseitig ein, dass sie sich im Moment vor allem auf der Flucht vor sich selbst befinden. Zwei Tage verbringen sie auf diese Weise miteinander, ohne einander zu küssen und ohne am Ende ihre Adressen zu tauschen, aber auch ohne sich je wieder zu vergessen.
Unabhängig voneinander kehren sie nach London zurück, Ian zu seiner Freundin, der er nie wirklich nahekommt, Kira zu Aidan, von dem sie nicht loskommt, auch wenn er sie noch so zurückweist. Beide ahnen nicht, dass der jeweils andere nur eine Querstraße entfernt ist. Sie wissen ja nicht einmal, dass sie beide in London leben.
Konflikte und innere Dämonen
Natürlich werden sie sich irgendwann dennoch wieder begegnen. Bis dahin aber muss Kira ihre eigenen Wege gehen, aus dem Schatten ihres Jobs als Bühnenbildassistentin heraustreten, sich als Künstlerin emanzipieren. Und Ian, der als Musiker auf den Durchbruch hofft, muss sich seiner Familie stellen und mit seiner depressiven Schwester versöhnen, die er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat.
Aylin Tezel, die sich in ihrem Spielfilmdebüt als Drehbuchautorin und Regisseurin in der weiblichen Hauptrolle selbst gecastet hat, skizziert die persönlichen Konflikte und die inneren Dämonen der beiden Figuren mit wenigen kraftvollen Strichen. Die Romanze zwischen ihnen präsentiert sich dramaturgisch als eine Melange aus „Before Sunrise“, „Once“ und „Notting Hill“. Die schicksalhafte Begegnung führt dazu, dass beide schließlich ihren Platz im Leben finden: „Falling Into Place“ eben.
Der Glaube an die große Liebe
Es sind einmal mehr verkannte Künstler:innen (die aber natürlich nicht verkannt bleiben dürfen), denen hier die ganz großen Gefühle zugeschrieben werden. Die eigentlich spannende Frage, die Kira mit einer älteren Freundin diskutiert, ob ihre Generation überhaupt noch an die romantische Liebe glaubt, läuft ins Leere, weil der Film als Generationenporträt schlicht nicht markant genug ist. Nichtsdestotrotz verleihen die zerbrechlichen, humorvoll-selbstironischen Charaktere, die verspielten Szenen und berührend-lustigen Momente sowie die klugen und witzigen Dialoge dem Film eine zauberhaft charmante Aura. Die melancholisch-herben Winterlandschaften der Isle of Skye und die nicht weniger wehmütige Filmmusik tragen ihren Teil dazu bei, dass aus einer simplen Romanze eine wundervolle Liebesgeschichte wird.
Und da sowohl Kira als auch Ian im Verlauf des Films zwar immer mal wieder Sex haben, aber nie miteinander, hält „Falling Into Place“ auf erfrischend altmodische Weise den Glauben an eine große romantische Liebe aufrecht, die aus mehr besteht als körperlicher Leidenschaft. Der passende Film zur Weihnachtszeit.