Kekse und Popcorn für ein großartiges Kinoerlebnis

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Filmplakat von Fair Play

Fair Play

113 min | Drama, Erotikthriller | FSK 16
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Eine unerwartete und plötzliche Beförderung bei einem skrupellosen Hedgefonds bringt die Beziehung eines jungen Paares an den Rand des Zusammenbruchs. Dabei steht nicht nur ihre frische Verlobung, sondern weit mehr auf dem Spiel.

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Leider gibt es keine Kinos.

Filmkritik

Das Geschäft der Hedgefonds ist knallhartes Business. Was zählt, sind Zahlen, Gewinne und Wachstum. Wer nicht mehr abliefert oder sich bei den hochriskanten Geschäften verspekuliert, dem droht ein Absturz, auf den der Aufstieg einer anderen Person folgt. Alle sind austauschbar, Werkzeuge im Strom der Finanzen.

Das musste auch der letzte Portfoliomanager lernen. Vor Wut und Enttäuschung zertrümmert dieser sein Büro mit einem Goldschläger. Sofort gibt es Spekulationen, wen der unberechenbare und launische Firmenchef Campbell (Eddie Marsan) denn als Nachfolger erwählen könnte. Den Gerüchten zufolge soll Luke (Alden Ehrenreich) beste Chancen haben. Dann allerdings wird ihm seine Kollegin Emily (Phoebe Dynevor) vorgezogen – und eine Welt stürzt ein für den ehrgeizigen Mann. Was die ganze Angelegenheit zusätzlich verkompliziert: Emily und Luke sind – entgegen dem Firmenkodex – ein Paar und haben sich heimlich verlobt. Im Büro tun die beiden, als wären sie lediglich Kollegen, wo sie sich doch in Wirklichkeit die Wohnung teilen.

Blut wird fließen

„Fair Play“ beginnt damit, dass wir die beiden auf einer Hochzeitsfeier kennenlernen – wo sie auf der Toilette leidenschaftlichen Sex haben. Allerdings sind Emilys Kleid und Lukes Hemd danach voll mit Menstruationsblut: Beide sind nun markiert, das horizontale Stelldichein sichtbar für alle. Gleichzeitig funktioniert das Blut als Warnung. In der leidenschaftlichen Unbedarftheit liegt bereits eine Ahnung, dass die Beziehung der beiden alsbald in eine Schieflage geraten wird: Blut wird fließen.

So lustvoll das geheime Liebesleben auch sein mag, der Alltag im Büro ist geprägt von einem enormen Druck, von klaren Arbeitsabläufen und hierarchischer Ordnung. Alle warten nur darauf, einander das Steak vom Teller zu klauen. In New York gehören diese Menschen zu den Gewinnern. Als Emily zur Vorgesetzten von Luke wird, beharrt dieser zunächst darauf, dass er sich für seine große Liebe freue. Nichts weiter als eine Illusion, die nicht lang aufrechterhalten werden kann: Da fühlt sich jemand um eine sicher geglaubte Beförderung betrogen und ist tief in seiner Männlichkeit gekränkt. Immer wieder vermutet Luke eine Affäre seiner Freundin mit dem Chef: Der Erfolg der eigenen Verlobten kann nur als eine Art Gegenleistung für sexuelle Dienste gedacht werden. Frauen schlafen sich hoch. Dieses sexistische Narrativ ist nicht aus der Welt zu kriegen.

Folglich wendet sich Luke immer mehr von Emily ab, beschimpft und beleidigt sie. Die Kränkung hat einen Riss in die schöne Fassade des zunächst als aufmerksam und empathisch gezeichneten Mannes gezogen, durch den sich ein ungehemmter Sexismus Bahn bricht: Emily kleide sich wie ein Cupcake. In der harten Welt der Finanzen darf es keine erfolgreichen Frauen geben: It’s a man’s world.

Opfer und Täter einer unmenschlichen Arbeitswelt

So weit, so vorhersehbar. Regisseurin Chloe Domont aber belässt es nicht bei diesen klaren Fronten. Emily mag die Beförderung verdient, sich den Erfolg hart erarbeitet haben. Aber sie beginnt auch, das Spiel der Macht mitzuspielen und sich zu verändern. Regelmäßig geht sie mit den anderen Portfoliomanagern etwas trinken und landet schließlich in einem Stripclub, wo sie ihre Unsicherheit mit Anpassung zu überdecken versucht. Am schlüpfrigen Gerede der Männer beteiligt sie sich nach einem kurzen Zögern mit obszöner Deutlichkeit. Nein, diese Frau ist keine Feministin. Sie ist weit weg von den Problemen des Alltags. Lange Zeit sind sie und Luke gleichzeitig Opfer und Täter einer Arbeitswelt, in der die Menschen eigentlich keinen Platz haben.

Dann aber zeigt sich zunehmend die brutale und hässliche Fratze des Patriarchats. Luke gerät völlig außer Kontrolle. „Fair Play“ zieht mit unerbittlicher Kühle die narrative Schlinge enger und verschiebt sich vom Paar-Drama zunehmend in Richtung Thriller, der auch die Frage stellt, wer wir eigentlich sind, wenn wir in einem Büro unserer Arbeit nachgehen und gezwungen sind, uns auf kleine Funktionen innerhalb einer großen Maschine zu reduzieren: Work-Life-Balance am Limit.

Erschienen auf filmdienst.deFair PlayVon: Sebastian Seidler (21.11.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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