- RegieMarten Persiel
- Dauer93 Minuten
- GenreDramaDokumentarfilmScience Fiction
- Cast
- AltersfreigabeFSK 12
- TMDb Rating6/10 (8) Stimmen
Vorstellungen
Filmkritik
Wie wird die Erde in dreißig Jahren aussehen? Für einen in die Zukunft schauenden Science-Fiction-Film eigentlich eine kurze Zeitspanne, weswegen das Jahr 2054, das Regisseur Marten Persiel in dystopische und zugleich erstaunlich gefällige Bilder taucht, nicht wirklich Schrecken verbreitet. Wasserknappheit, immer länger dauernde Hitzephasen, Waldsterben und eine schrumpfende Artenvielfalt sind Phänomene, die längst auch auf der Nordhalbkugel präsent sind. Persiel denkt sie in „Everything will Change“ nur zu Ende und zeigt Landschaften, die keine mehr sind, verbrannte Erde, die kein Leben mehr hervorzubringen vermag.
Die meisten Menschen haben sich mit dem Notstand arrangiert und in digitale „Meta“-Welten zurückgezogen. Schwer fällt es ihnen nicht, schließlich können sich nur noch die wenigsten an Lebewesen erinnern, die von ihnen selbst abweichen. Es bedarf eines Zufalls, damit sich der 30-jährige Ben, seine Freundin Cherry und sein bester Freund Fini mit einer anderen Spezies konfrontiert sehen. Beim Kauf einer alten Schallplatte entdecken sie das Foto einer Giraffe. Ist sie nur ein Fake? Lügen und mediale Manipulationen sind in der Zukunft erwartungsgemäß immer noch an der Tagesordnung. Sie forschen weiter nach, begeben sich in einem alten Mercedes auf eine Reise durch die von der Kamera spektakulär eingefangene Ödnis und treffen in einem alten Bunker auf greise Wissenschaftler, die ein Archiv einst bekannter Tier- und Pflanzenarten angelegt haben.
Als eine Rettung noch möglich war
Die Fotos und Videos sind überwiegend Tierdokus der vergangenen Jahrzehnte entnommen. Sie versetzen die drei Vergangenheitsarchäologen in die 2020er-Jahre, als eine Rettung noch möglich war. Das Näherrücken des Klimawandels war dank fundierter Vorhersagen bekannt und auch längst erlebbar. Hätten genug Politiker rechtzeitig die Dringlichkeit erkannt, wäre die Gegenwart des Trios eine andere geworden.
Spielfilmelemente, die emotional packen sollen, wechseln sich ab mit dokumentarischen Teilen, in denen Experten und Expertinnen, darunter auch prominente Laien wie Wim Wenders und Markus Imhoof, das Ausmaß der millionenhaft bedrohten Biodiversität rekapitulieren, flankiert von Aufnahmen blühender Pflanzen- und Tierwelten, die mit ihrer die „natürliche“ Schönheit feiernden Werbeclipästhetik überwältigen sollen. Die drei hybriden Ebenen harmonieren aber nicht wirklich miteinander, wenn der Strom aus Fakten, Zahlen und Gesichtern nicht abreißt, die Fiktion den Drama-Part nur schleppend voranbringt und die Sprünge in der Zeit von einem geradezu märchenhaften Optimismus umklammert werden, der sich weigert, das heute viel zu langsam einsetzende Umdenken auf seine Wirksamkeit hin realistisch abzuklopfen.
Ein Feelgood-Katastrophenfilm
Die Generation Fridays for Future soll ihren Elan nicht verlieren, so die Botschaft des aufklärenden und zugleich auf publikumswirksame Schauwerte setzenden Feelgood-Katastrophenfilms. Das wirkt etwas unentschieden, denn eigentlich sprechen die von Meteorologen, Evolutionsbiologen oder Klimaforschern vorgetragenen Analysen eine andere Sprache. Sie sind die investierte Aufmerksamkeit wert. Der Rest ist atmosphärischer Zuckerguss.