Filmplakat von El sembrador de estrellas (The Sower of Stars) / Burial / Aralkum

El sembrador de estrellas (The Sower of Stars) / Burial / Aralkum

Thriller, Horror, Kriegsfilm
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Filmkritik

Anna (Harriet Walter) sitzt gebannt vor ihrem Fernseher im Wohnzimmer ihres Hauses in London. Die Nachrichten verkünden das Ende des Kalten Krieges; die Sowjetunion ist Geschichte, ein neues politisches Zeitalter kündigt sich an. Der Hund aber bettelt lautstark und möchte in den Garten gelassen werden. Anna will zunächst nicht darauf eingehen, gibt dann aber doch nach. Als der Vierbeiner wenig später winselnd zurück ins Haus kommt, vergisst Anna die Terrassentür abzuschließen. Oder hat sie die Tür mit Absicht offengelassen, da sie bereits ahnt, dass jemand im Dunkel des Gartens lauert?

Anna ist jedenfalls vorbereitet. Sie streckt den maskierten Eindringling, der sich alsbald die Treppe hochschleicht, mit einem Elektroschocker nieder und fesselt ihn an die Heizung. Da sitzt der Neonazi Karl (David Alexander Parker) nun und glaubt, etwas gegen die alte Frau in der Hand zu haben. Sie heiße nicht Anna, sondern Brana und habe als russische Agentin am Ende des Zweiten Weltkrieges einen Sonderauftrag ausgeführt, bei dem es darum ging, das Überleben von Adolf Hitler zu vertuschen. Anna/Brana lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Ja, sie habe einen Sonderauftrag ausgeführt. Das Ziel aber sei ein ganz anderes gewesen.

Kampf um die Überreste des Führers

Mit dieses Home-Invasion-Szenario baut „Burial“ in der Rahmenhandlung ein Geheimnis auf, das etwas albern wirkt angesichts der Tatsache, dass der deutsche Untertitel „Die Leiche des Führers“ schon alles preisgibt. In der Tat dreht sich die in langen Rückblenden entfaltete Geschichte der Protagonistin um die Leiche von Adolf Hitler. Bis der Film dies allerdings offenlegt, wird bedeutungsschwanger über den Inhalt der sargähnlichen Holzkiste gesprochen oder vielmehr darum herumgeredet.

Die sterblichen Überreste des Diktators sollen 1945 von Brana (Charlotte Vega) und einer kleinen Gruppe russischer Soldaten am Gegner vorbei nach Russland gebracht werden. Stalin höchstpersönlich will sich vom Tod des großen Feindes überzeugen. Bereits dieser Auftrag ist hanebüchen, und natürlich interessiert sich auch die Gegenseite für „die Fracht“. Eine brutale deutsche Sondergruppe mit dem Namen „Werwolf“ lauert in den Tiefen der Wälder. Es folgt: viel Blutvergießen, Verrat und lange Dialoge über das Grauen des Krieges. All das nur wegen der Leiche eines Massenmörders?

Der Zirkel der Gewalt dreht sich weiter, weil die Nazis die Überreste sichern wollen, um den Tod zu vertuschen, damit der Diktator als Mythos weiterleben kann. Genau dies aber wollen die Sowjets verhindern und den Dämon um sein geisterhaftes Nachwirken als Symbol bringen.

Abgleiten in Trash

Wäre diese Story geradlinig und schonungslos als Kampf um die Deutungshoheit inszeniert, könnte man sich gegenüber der fiktiven Gegengeschichte á la „Inglourious Basterds“ trotz ihrer enorm konstruierten Grundidee versöhnlich zeigen. Regisseur und Autor Ben Parker schlägt aber gerade zu Beginn den Ton eines trashigen Horrorfilms an: Der Sarg muss jede Nacht vergraben werden, während die Kamera die Nebelschwaden über die Bäume ziehen lässt. Die Begründung: Der Feind solle die Fracht nicht sofort finden. Als würde man ein frisch ausgehobenes Grab übersehen können.

Doch auch die Rede von den Werwölfen, die sich alsbald als normale Soldaten in Tierfellen entpuppen, ist mehrdeutig gehalten. Man wähnt sich eine ganze Weile in einem Exploitationfilm mit Nazi-Werwölfen, der jeden Moment die ruhigen, atmosphärisch dichten Bilder im Blutrausch zerfetzen könnte. Doch nichts passiert.

„Burial“ bleibt ein Kriegsthriller. Der Film möchte seinem Thema mit dramatischer Ernsthaftigkeit begegnen, verheddert sich dabei aber in dilettantisch gefilmten Kampfhandlungen, unpassenden Splatter- und Gore-Einlagen und einer beinahe lächerlichen Figurenzeichnung. Da mag sich Charlotte Vega als Brana noch so sehr gegen den Stumpfsinn auflehnen: Das Schicksal aller Beteiligten will einfach nicht berühren.

Ein vermessener Film

Das liegt schon allein daran, dass die Soldaten viel zu sauber aussehen, beinahe geleckt. Wer sich auf einen solchen Gewaltmarsch durch Wind, Regen und Matsch begibt, muss auch körperlich vor die Hunde gehen. Zumal der Film am Ende des Zweiten Weltkriegs spielt und Kraftreserven kaum mehr vorhanden sein dürften. Hinzu kommt, dass alle ein perfektes Englisch sprechen, bei dem der letzte Rest an Glaubwürdigkeit verlorengeht.

„Burial“ trägt das harte Los eines Low-Budget-Films, der eine Geschichte erzählen möchte, für die die Produktionsverhältnisse nicht ausgelegt sind. Das entschuldigt nichts, sondern macht die Sache nur noch schlimmer. Es ist ein vermessener Film, der komplett auseinanderfällt.

Erschienen auf filmdienst.deEl sembrador de estrellas (The Sower of Stars) / Burial / AralkumVon: Sebastian Seidler (23.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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