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Filmplakat von Eismayer

Eismayer

87 min | Drama, Historie, Lovestory | FSK 12
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Hart, härter, Eismayer! Der herrische Vizeleutnant Charles Eismayer gilt als gefürchtetster Ausbilder beim österreichischen Bundesheer. Und er ist schwul – nur das darf keiner wissen. Die Liebesbeziehung zu einem Mann ist mit seinen Vorstellungen, wie ein echter Soldat zu sein hat, nicht vereinbar. Doch als der hübsche und offen schwule Rekrut Mario in seiner Truppe landet, gerät Eismayers strenge Gedankenwelt ins Wanken. Wird er seinem Image des gefühlslosen Machos treu bleiben – oder dem Ruf seines Herzens folgen?

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Filmkritik

Nach einem langen, leidenschaftlichen Kuss, einem richtigen Filmkuss, ist das Gesicht des Vizeleutnants ganz verschmiert. Mit Tarnschminke statt des in ähnlichen Situationen üblichen Lippenstifts. Seine Reaktion ist kein verschämtes Wegwischen; die braunschwarze Schmiere, eigentlich ein Mittel zur Camouflage, ist Zeichen einer stolz und öffentlich sich bekennenden Liebe. Es ist geschafft, endlich! Doch bis die Farbe ins Gesicht kommt, ist es ein mühsamer Weg. „Eismayer“ von David Wagner erzählt „nach wahren Begebenheiten“ von den Mühen wie vom Lohn.

Vizeleutnant Charles Eismayer (Gerhard Liebmann) ist im Österreichischen Bundesheer eine berüchtigte Figur. Unter den Rekruten kursieren wilde Storys; er sei ein lebender Toter und Psychopath, einer, der schon an vielen Krebsarten erkrankt sei, doch „der stirbt nicht“! Man kennt solche Schreckensgestalten aus Kriegsfilmen und Dramen, die ihren Schauplatz in Militärakademien und ähnlichen Ausbildungs- und Disziplinaranstalten haben. Als Eismayer zum ersten Mal vor der Truppe auftaucht, macht er seinem Ruf als „Schleifertyp“ auch tatsächlich alle Ehre. Zwanghaft sucht er nach Fehlern, schikaniert, schnaubt und brüllt nach Leibeskräften. Das bevorzugte Ziel seiner Attacken scheint dabei der Rekrut Mario Falak (Luka Dimić) zu sein – „ein klassischer Fall für den Eismayer“, wie die Kollegen voraussagen. Falak ist ehrgeizig, frech, attraktiv – und außerdem offen schwul. Für den verheirateten Familienvater Eismayer, der seine Homosexualität sein Leben lang verborgen und bekämpft hat, eine Provokation und Bedrohung.

Die Liberalisierung und ihre Grenzen

„Eismayer“ arbeitet mit bekannten Motiven, verschiebt sie und setzt sie einem Gegenwartstest aus. So zeigt sich schnell, dass in dieser sich überraschend geradlinig entwickelnden Liebesgeschichte der optimistische Falak nicht nur eine Art Antifigur zu den drangsalierten Opfertypen ist, auf die sich das „Genre“ so gerne stürzt. Auch kommen Eismayers altertümliche Methoden – Schultern, bis der Arm auskugelt, Rekruten nackt in die Kälte schicken und so weiter – bei seinen Vorgesetzten alles andere als gut an. Ein wesentlich jüngerer Oberst zitiert ihn in sein Büro, um ihn daran zu erinnern, dass die 1980er-Jahre doch wirklich vorbei seien, und fragt ihn herausfordernd, ob er vielleicht ein Problem mit Homosexualität habe.

Natürlich hat die Liberalisierung, auch das zeigt „Eismayer“, ihre Grenzen. Anfangs gerät Falak mit einem Rekruten aneinander, der sich durch seine Erektion unter der Dusche bedroht fühlt, und auch wenn Falak bei seinen Kameraden beliebt ist, sind „Schwuchtel“-Sprüche fester Bestandteil des Umgangstons. Trotz der anders weiterwirkenden oder auf die Ebene der Ironie verschobenen Homophobie betont die Inszenierung aber, dass der sogenannte „gesellschaftliche Wandel“ inzwischen auch beim Österreichischen Bundesheer angelangt ist.

Eismayer mag auf die Truppe zwar einen realen Leidensdruck ausüben, bewegt sich in seiner Performance – „dann bekomm ich Blutrausch“ – aber auch immer hart an der Grenze zur Lächerlichkeit. Der Inszenierung geht es jedenfalls nicht darum, die Figur mit einer gefährlichen Aura auszustatten und wählt deshalb einen eher leichten, fast spielerischen Ton. Ebenso wenig geht es darum, das Militär als einen Schauplatz schwelender Homoerotik und aufgeladener Körperlichkeit zu zeigen. Der Film ist ganz auf die Titelfigur und ihren inneren Kampf zugeschnitten; Ästhetisierung und Fetischisierung wären dabei nur im Weg.

Out of the Closet

Einzig die wiederkehrenden symbolisch aufgeladenen Aufnahmen einer Ruine im Wald erlauben sich ein atmosphärisches Eigenleben. Parallel zu Eismayers Entwicklung arbeitet sich die Kamera Stück für Stück vom Inneren ins Freie – out of the closet.

Der Weg vom patriarchalen, der Vergangenheit verhafteten Männerbild des Vizeleutnants, das nicht nur die Liebe, sondern auch eine Krebserkrankung und die unfreiwillige Versetzung in eine traurige Amtsstube abschafft, und Falaks „gesunder“ schwuler Maskulinität ist erstaunlich kurz. Was wohl auch daran liegt, dass die beiden Männer überzeugte Soldaten sind und den Glauben an Disziplin und Härte grundsätzlich teilen. Falak ist bei aller Aufmüpfigkeit ein ziemlicher Streber; seinen Ausbilder findet er „hart, aber gerecht“. So schematisch wie konsequent drehen sich mit seiner Krankheit die Rollen vom Disziplinarmeister der „feigen Schwuchtel“ um. „Eismayer“ ist schließlich ein symmetrischer, geradezu ordentlicher Film; sogar die Tarnfarbe verteilt sich schön gleichmäßig auf beide Gesichter.

Erschienen auf filmdienst.deEismayerVon: Esther Buss (28.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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