Vorstellungen
Filmkritik
Für Mariann (Marte Klerck-Nilssen) ist die Welt voller Leben. Schneemänner können sprechen, Trolle sind real und vermutlich ziemlich freundlich, und bei der Auswahl des passenden Weihnachtsbaums kommt es auch darauf an, den Willen der Tanne zu achten, denn nicht jedes Gewächs möchte im Wohnzimmer geschmückt und behängt werden. Schwieriger wird es allerdings, als das Mädchen merkt, dass der Teddybär in der Losbude auf dem Weihnachtsmarkt lebendig ist – sie hat sein Niesen gehört, sie hat es auch gesehen! Doch als sie mit ihrer letzten Krone ein Los kauft, gibt der plüschige Bär dem Glücksrad tatsächlich einen Stups, so dass sie nicht gewinnt!
Eine ganz und gar heile Welt
Die Regisseurin Andrea Eckerbom hat einen Weihnachtsfilm gemacht, der ganz klein und gemütlich ist, beschränkt auf ein Städtchen und eine Handvoll Hauptfiguren. Es schneit, aber nicht übermäßig. Alles ist von einer nostalgischen Grundstimmung durchdrungen. Der Weihnachtsmarkt scheint aus der Zeit gefallen, die Bekleidung und die Geschenke ebenfalls. Eine ganz und gar heile Welt mit einer sehr weihnachtlichen, ganz und gar unironischen Familienliebe.
Mittendrin: ein Teddybär (in der deutschen Synchronfassung von Beni Weber gesprochen), ein geradezu archetypisches Weihnachtsgeschenk, der partout nicht einem Kind gehören will. Sondern der in die Welt hinaus, reisen, fliegen und mit dem Bus fahren will. Und ein kleines Mädchen, das kein Geld für all diese Dinge hat und auch nicht Auto fahren kann.
„Ich bin für Größeres genäht worden!“, knurrt der nicht nur aufsässige, sondern fast kaltherzige Bär, der erst im Laufe des Films erfährt, dass er ein „Kuscheltier“ ist – aber das Wort nicht versteht, weil er „kuscheln“ nicht kennt. „Das ist das Schönste auf der Welt!“, erklärt ihm Bolla, die Igelin, mit der er sich in einem staubigen Schuppen wiederfindet, nachdem ihn ein anscheinend reicher Mann gewonnen hat. Das Ziel seiner Träume sieht dann doch etwas anders aus als gedacht.
Von entschiedener Leichtigkeit
„Ein Weihnachtsfest für Teddy“ ist Weihnachtskino mit entschiedener Leichtigkeit, die die reale Welt nicht ignoriert, sondern bewusst außen vorlässt. Die sich nur um sich selbst kümmert und Weihnachten als Gefühl und Stimmung evoziert.
Diese Art Kino ist ganz genau auf jüngste Zuschauerinnen ausgerichtet, im Alter von vier bis vielleicht acht Jahren. Es eröffnet eine Welt, wie man sie mit einem fantastischen Kinderbuch aufklappt. Und das ist kein Zufall. Das Drehbuch beruht auf einer kleinen Erzählung von Alf Prøysen, dessen Kinderbücher hierzulande viel zu wenig bekannt sind.
Nach seinen Erzählungen gab es in den vergangenen Jahren schon „Plötzlich Santa!“ in den Kinos zu sehen und vor allem den bezaubernden Film „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“, bei dem Andrea Eckerborn ebenfalls schon Regie führte. Die Motive ähneln sich über die Filme hinweg: eine der konkreten Zeit entrückte Welt, die Ansammlung mehr oder weniger skurriler Figuren, mit einer grundsätzlichen Freundlichkeit in einer kleinstädtischen Gemeinschaft.
In jede dieser Geschichten sind aber auch Zweifel eingesät. Bei „Elise“ hat die ganze Stadt vergessen, dass es Weihnachten gibt (und vergisst deshalb eigentlich dauernd alles, etwa auch das Hosetragen). In „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ vermutet Marianns kleiner Bruder (Vegard Strand Eide), dass sein Papa (Jan Gunnar Røise) der Weihnachtsmann sei, und durchsucht deshalb mit detektivischer Gründlichkeit Kleiderschränke und das ganze Haus nach Indizien.
Auf Augenhöhe
Natürlich kommt der Weihnachtsmann dann doch, während Papa im Sessel sitzt – allerdings verpasst der Großvater dafür den Besuch des bärtigen Geschenkebringers. Auf wundersame Weise gibt es ein großes Happy End, dass Eltern, die mit Geschenkelogistik vertraut sind, wohl schon frühzeitig kommen sehen – aber das macht ja nichts.
Für sie ist dieser Eskapismus der freundlichsten Sorte im Kern auch nicht gemacht. Die Kuscheltiere sind allerliebst animiert und fügen sich harmonisch in die reale Welt ein, der modernen Computertechnik sei Dank.
Es gibt ein paar Konflikte, es fließen auch ein paar Tränen, wir alle machen Fehler, aber wir können einander auch verzeihen. Das sind große Themen auf Augenhöhe von Protagonistin und Publikum, die gerade eben so dafür sorgen, dass der Film nicht in Schmalzigkeit erstickt, sondern Rührung und das Bedürfnis nach einem Topf Milchreis mit einer Mandel drin weckt.
Wer dagegen etwas sagen kann, der werfe die erste Marzipankartoffel.