Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Der Eiffelturm ist das weithin sichtbare Wahrzeichen von Paris, eine wundervolle Plattform, vor der aus man in großer Höhe die ganze Stadt überblicken kann. Ein Bauwerk der Moderne, und lange Zeit das höchste Gebäude der Welt. Der Name seines Schöpfers, Alexandre Gustave Eiffel (1832-1923), ist ihm unverbrüchlich eingeschrieben, und so ist der Eiffelturm auch so etwas wie ein Denkmal in eigener Sache.
Natürlich gehört der Eiffelturm von Beginn an auch zur Filmgeschichte. Unvergessen, wie sich die Kamera während des Vorspanns von Truffauts „Sie küssten und sie schlugen ihn“ von weitem nähert und ihn in den Blick nimmt, oder wie Greta Garbo als „Ninotschka“ ihn sogar zu Fuß erklimmt, Stufe für Stufe.
Ein spektakuläres Denkmal
Der deutsche Verleihtitel des Films von Martin Bourboulon weist darauf hin, dass Eiffel nicht nur ein genialer Ingenieur, sondern auch ein Privatmann gewesen ist. Der Protagonist erinnert sich darin in einer langen Rückblende, wie er im Jahr 1860 als junger Mann in Bordeaux eine Brücke über die Garonne baut. Er lernt die schöne, lebensfreudige Adrienne Bourgès kennen und lieben. Doch die Eltern sind gegen die Heirat, und plötzlich ist Adrienne verschwunden.
26 Jahre später soll Eiffel, der inzwischen Witwer und Vater von zwei Kindern ist, ein spektakuläres Denkmal bauen, aus Anlass der Weltausstellung in Paris 1889. Eigentlich ist er mit dem Bau der Metro beschäftigt, etwas Nützlichem und Praktischem, das den Einwohnern zugutekommt. Doch er ändert seine Meinung. Denn bei einem formellen Abendessen trifft er Adrienne wieder.
Die Gefühle füreinander flammen erneut auf. Allerdings ist Adrienne verheiratet – mit Antoine Restac, der in der Stadt enormen Einfluss besitzt. Trotzdem macht sich Eiffel beschwingt an die Arbeit. Wo soll der Turm stehen? Was ist zur Stabilisierung des Untergrunds zu bedenken? Woraus soll er gemacht sein? Woher kommt das Geld? Soll er nach der Weltausstellung wieder abgebaut werden? Währenddessen beobachtet Restac misstrauisch den Flirt zwischen seiner Ehefrau und Eiffel.
Brückenbauer und Mann des Volkes
Regisseur Martin Bourboulon schildert Gustave Eiffel zunächst als engagierten und kenntnisreichen Brückenbauer – ein Beruf mit einem ganz eigenen Mythos, da Brücken Hindernisse überwinden oder Stadtteile miteinander in Beziehung setzen. Er skizziert Eiffel zudem als Mann des Volkes, dem die Sicherheit seiner Arbeiter über alles geht. Als ein Mann während der Montage in die Garonne fällt, springt Eiffel beherzt hinterher und rettet ihn. Im Haus der reichen Bourgès’ hingegen fühlt er sich unwohl und steht unschlüssig herum.
Die Liebesgeschichte beginnt mit langen, durchdringenden Blicken, die voller Neugier und Sehnsucht sind, in ihrer Intensität aber auch etwas Verstörendes haben. Dieses Begehren kann nicht gut gehen. Immer weiter forciert die Inszenierung die Versatzstücke des Genres: das plötzliche Verschwinden Adriennes, ihre Verstoßung durch die Eltern, ein Unfall mit verheerenden Folgen – doch all das rührt in seiner Anhäufung von dramatischen Höhepunkten dennoch nicht an.
Interessanter ist da schon der Bau eines hohen Turms gegen alle Widerstände und Bedenken, fast so etwas wie ein Turmbau zu Babel, weil Politiker, Geldgeber, Architekten, Ingenieure, Arbeiter und Anwohner unterschiedliche Vorstellungen haben. Es werden technische Raffinessen erklärt, etwa wie Grundwasser durch Druckluft zurückgedrängt wird oder Höhenunterschiede verschiedener Bauelemente durch Ablassen oder Zuführen von Sand ausgeglichen werden. Auch finanzielle Probleme deutet der Film an. So wollen die Geldgeber erst nach Fertigstellung des ersten Stocks bezahlen, später sogar erst der Vollendung des zweiten Stocks. Das finanzielle Risiko liegt allein bei Eiffel.
Der Bedeutung seiner Schöpfung bewusst
Leider denkt „Eiffel in Love“ die Probleme nicht zu Ende; wie der Architekt sie löst, erfährt man nicht. Irgendwann gehen die Bauarbeiten einfach weiter, da Eiffel mit leidenschaftlichen Worten einen Streik der Arbeiter abgewendet hat.
Eiffel ist sich dabei stets der Bedeutung seiner Schöpfung bewusst: „Von jetzt an benutzen wir keine Bolzen mehr, sondern Nieten. Niemand soll diesen Turm jemals wieder abbauen“, sagt er einmal; so viel Weitsicht ist dann doch bewundernswert.
Das wird auch in den Bildern deutlich, etwa, wenn zu Beginn die vier Stützpfeiler wie Skelette schräg aus dem Fundament ragen oder, in einer besonders spannenden Szene, die Querbalken des ersten Stockwerkes in Millimeterarbeit eingesetzt werden. Man sieht förmlich, dass hier ein Jahrhundert zu Ende geht und ein neues Zeitalter beginnt. Die Liebesgeschichte verblasst dagegen sehr.