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Filmkritik
Im Morgengrauen startet Mr. Mann aus dem Dunkel seiner Garage durch die Enge des Stadtverkehrs und hinaus auf die freie Oberlandstraße. Er ist geschäftlich unterwegs und in Eile. Mehr erfährt der Zuschauer über seine Person nicht. Es bleibt auch nicht viel Zeit, den Hintergründen der Fahrt nachzugrübeln, denn der Protagonist wird alsbald in einen "Zweikampf" mit einem schweren Sattelschlepper verwickelt, der sich zum Alptraum steigert. Gewagte Überholmanöver, Verfolgungsjagden, Versuche des Lastwagens, Mr. Mann den Weg abzuschneiden, ihn zu überfahren oder zu erdrücken, treiben den Reisenden in Schweiß und Verzweiflung. Könnte der Film des bisher offenbar fürs Fernsehen tätigen Steven Spielberg als Traum gedeutet werden? Der Gedanke wäre jedenfalls nicht abwegig. Bei einem Ferngespräch zwischen Mr. Mann und seiner Frau ist die Rede von einer Episode, die sich am Vorabend abgespielt hat und bei der Mann offenbar einer Herausforderung ausgewichen statt ihr entgegengetreten ist. Herausforderung, gesteigert bis zum Terror, unausweichlich, lebensbedrohend, sodann Angst und aufreizende Erniedrigung: Diese Erfahrungen spiegeln sich auch in der ungewöhnlichen Reise, die der Film "Duell" zur Darstellung bringt, die sein ausschließliches Thema bildet. Durch die thematische Beschränkung, den weitgehenden Verzicht auf Motivationen und Erläuterungen, versucht der Film aus einer banalen Situation Elementares zu destillieren. Im gleichen Sinne bemüht er sich in der Handlung um Einhaltung eines "realistischen" Rahmens, über den er gestalterisch andererseits hinausweist. Den Sattelschlepper stilisiert er zum Monstrum, das in seiner schwarzen Scheußlichkeit, ohne sichtbaren Führer, überdimensioniert, aber in der Bewegung erstaunlich wendig, an ein seelenloses Untier gemahnt, zugleich auch an eine anonyme Macht. Diese Stilisierung tut ihre Wirkung.
Sie täte es freilich noch besser, wenn Regisseur Spielberg weniger an den Gestaltungsmitteln des Action-Films hängen bliebe, weniger optische und Montage-Effekte forcieren würde. Abgesehen von gewissen Wiederholungen in der ersten Hälfte des Films hält er die einmal aufgebaute Spannung recht gut durch, da das Drehbuch genügend Variationen zur Grundsituation bereitstellt. Aber es ist nicht zu übersehen, daß die Spannung zu einem guten Teil veräußerlicht, daß die reißerische Seite der Inszenierung oftmals dominiert. Was modellhaft faßbar wird, sind Erfahrungen, die der Zeitgenosse mit sich und seiner Umwelt im Straßenverkehr macht: Anonymität der Begegnung, Gewalttätigkeit und Angst, Regression. Den Film weiterzudeuten ins Existentielle mag die Versuchung bestehen. Der Film selbst gibt ja Hinweise in dieser Richtung. Doch erweist er sich für eine solche Interpretation nicht als tragfähig genug, dazu fehlt es ihm an Exaktheit und Disziplin der Gestaltung und an der Vertiefung der subjektiven Seite.