- RegieOlivia Wilde
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Dauer123 Minuten
- GenreScience FictionThrillerMystery
- AltersfreigabeFSK 12
- TMDb Rating6.9/10 (913) Stimmen
Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Das Ei ist nicht faul, es ist viel schlimmer. Die Dinger sind innen hohl. Alice zerdrückt mit ihrem Fragezeichengesicht ein Ei nach dem anderen und hat doch immer wieder nur die knirschenden Schalen zwischen den Fingern. Dass es an diesem Tag keine Eierspeise für ihren Mann Jack geben wird, muss wohl verkraftet werden. Doch an Alice nagt seitdem ein ständig wachsender Verdacht.
Dass an der in den 1950er-Jahren mitten in der Wüste gelegenen Firmenstadt Victory etwas faul ist, weiß man in „Don’t Worry, Darling“ allerdings schon vor der Eiergeschichte. Die Zeichen des Jahrzehnts wirken wie aus der Werbung zusammengetragen. Es ist alles da: Die Bungalows mit den Butterfly-Stühlen auf der Veranda, die Cocktailkleider, die pastellfarbenen Anzüge und Bowlingshirts, die Partys mit den lustigen Trinkspielen und den Longdrinks mit den Schirmchen.
Probleme ohne Namen
Auch die Ehefrauen, die ihren Männern morgens das Lunchpaket zum Auto tragen und sich dann mit Verve in die Hausarbeit stürzen, sind ganz nach Maß. Historisch inkorrekt ist jedoch nicht nur die diverse Nachbarschaft, die einem sofort ins Auge fällt, sondern auch die völlig verstrahlte Zufriedenheit, mit der die Frauen ihrem komplett beschränkten Dasein nachgehen. Das „Problem ohne Namen“, wie die US-amerikanische Feministin Betty Friedan das wachsende depressive Befinden der Hausfrauen in den 1950er-Jahren nannte, wirkt wie vom Kopf auf die Füße gestellt.
Die hermetisch abgeschlossene Welt von „Don’t Worry, Darling“, der ein zwielichtiger CEO namens Frank vorsteht, schwebt irgendwo zwischen Sekte, neofaschistischem Ministaat, verdeckter militärischer Operation und knallbuntem Superpatriarchat. Die Männer arbeiten im Rahmen des streng geheimen Victory-Projekts an der Entwicklung von „progressive material“, die Frauen dürfen nicht Auto fahren und werden zum Shoppen und Tanztraining geschickt. „There is beauty in control. There is grace in symmetry. We move as one“, lautet das Mantra.
Als eine Nachbarin Warnungen ausspricht, die von der Umgebung als Psychose gedeutet werden, beginnt Alice Fragen zu stellen. Nach einem verbotenen Gang in die Wüste, wo sie das Hauptquartier entdeckt, stürzen immer wieder Bilderketten in ihr Bewusstsein: Vorahnungen, Schnipsel aus einer Vergangenheit vor dem Leben in Victory und symmetrische Tanzformationen wie aus einem verrückt gewordenen Busby-Berkeley-Musical. Bei ihrem Ehemann Jack findet Alice wenig Gehör. Eine „schwierige“ Frau ist für seine bevorstehende Beförderung doch eher hinderlich. Er möchte sein altes Leben zurück mit dem täglichen Sonntagsbraten und dem tollen Sex auf dem Esstisch.
Kritik am Patriarchat
Olivia Wilde, die vor einigen Jahren mit ihrem Regiedebüt „Booksmart“ eine kleine, schön verquere Komödie hingezaubert hat, schleppt sich an dem Mystery-Thriller ab wie an einem viel zu schwer gepackten Koffer. Ihre Kritik an Patriarchat und Kontrollgesellschaft, die nach einem ungelenken Plot-Twist laut heraustrompetet wird, ist auf seltsame Weise an der Gegenwart vorbeierzählt und steht zudem ungünstig im Schatten von Klassikern wie „Die Truman Show“ und „Die Frauen von Stepford“.
Ab dem Augenblick, wenn sich der Film gegen die Retortenwelt auflehnt, die er zuvor mit großem Aufwand etabliert hat, stimmen die Kräfteverhältnisse endgültig nicht mehr. Alles, was Alice beziehungsweise ihre Darstellerin Florence Pugh an leidenschaftlicher Überzeugungsarbeit, Rebellion und Wut investiert, verpufft in einem gänzlichen Vakuum. Vor allem die Wahnsinnsliebe zu Jack, auf die zu verzichten anscheinend ein riesiges Opfer für sie wäre, bleibt reine Behauptung und lässt die emotionalen Momente seltsam blutleer wirken. „Don’t Worry, Darling” wirkt über weite Strecken selbst wie ein hohles Ei.