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Filmkritik
In der Komödie „Doggy Style“ sind Hunde den Menschen zwar durch Zuneigung und Abhängigkeit verbunden, verstehen ihre Welt jedoch manchmal falsch. Riesenräder und Feuerwerke bleiben für sie rätselhaft oder sogar furchterregend. Postboten provozieren sogar völlig irrationalen Hass, der sich mindestens in aggressivem Gebell ausdrückt. Eine gigantische Werbetafel mit einem grinsenden Briefträger ist unter den Vierbeinern dementsprechend als „Teufel im Himmel“ bekannt.
Der ebenso anhängliche wie gutgläubige Border Terrier Reggie erliegt jedoch einem deutlich existenzielleren Missverständnis. Das Verhältnis zu seinem Besitzer Doug (Will Forte) ist eine einzige Fehlinterpretation. Der dauerkiffende und -masturbierende Nichtsnutz hat den Hund lediglich behalten, um seiner Ex-Freundin eins auszuwischen. Seine ständigen Beschimpfungen und erfolglosen Versuche, Reggie loszuwerden, versteht der unbedarfte Vierbeiner aber als Liebesbeweis und Aufforderung zum Spielen.
Drama über Emanzipation
Reggies Erzählstimme führt zunächst aus dem Off in seinen vermeintlich glücklichen Provinzalltag. Als es seinem Besitzer endlich gelingt, das Tier auszusetzen, und der Hund plötzlich in der Großstadt auf sich allein gestellt ist, beginnt der Vierbeiner die Lippen zu bewegen. „Doggy Style“ spielt von nun an fast ausschließlich unter Hunden und funktioniert dabei oft über Dialoge. Für Regisseur Josh Greenbaum eröffnet dies die Möglichkeit, bewährte Genre-Formeln einfach in die Tierwelt zu übertragen. Was als „Fish-out-of-Water“-Geschichte beginnt, entwickelt sich zwischen zotiger Buddy-Komödie und sentimentalem Road Movie zu einem Drama über Emanzipation.
Während sich Reggie zunächst in versifften Hinterhöfen zurechtfinden muss, lernt er den angeberischen Boston Terrier Bug, die mit einem ausgeprägten Geruchssinn gesegnete australische Schäferhündin Maggie und die trantütige deutsche Dogge Rolf kennen. Das Trio versucht dem zotteligen Landei das ungezwungene Leben eines Streuners schmackhaft zu machen. Zu fetten Hip-Hop-Beats strawanzt die Gang in Zeitlupe durch die Straßen, greift Essens- und Bierreste ab und gibt sich allerlei Blödsinn hin. Schließlich schmieden sie den teuflischen Plan, Reggies ehemaligen Besitzer aus Rache zu kastrieren.
Der Trip durch den Südosten der USA dient dabei als grobes dramaturgisches Gerüst, um sich von Abenteuer zu Abenteuer zu hangeln. Der Film wählt dafür eine Perspektive, die menschliche und tierische Eigenschaften verbindet. Während einerseits die Anal- und Genitalfixiertheit der Vierbeiner immer wieder Anlass für derbe Späße ist, werden die Hunde andererseits vermenschlicht, um der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen. „Doggy Style“ spielt abwechselnd mit dem Andersartigen und dem Vertrauten. So wie der Film in einem Moment Komik und Ekel provoziert, wenn die Hunde sich anpinkeln oder ihr Erbrochenes fressen, bringt er sie mit persönlichen Offenbarungen oder aufkeimenden Liebesgeschichten auf der anderen Seite wieder näher.
Ein unabhängiges Leben bleibt eine Utopie
Auch wenn der ordinäre Humor manchmal etwas monoton gerät, trifft er mit seiner virtuosen Albernheit dennoch häufig ins Schwarze. Absurde Höhepunkte sind ein unflätiger Macho-Polizeihund, eine ebenso trick- wie fäkalienreiche Befreiungsaktion aus einem Tierheim sowie ein durch giftige Pilze ausgelöster, psychedelischer Drogenexzess. Oft bedient sich „Doggy Style“ auch einfach recht klassischer Komödien-Tugenden über liebenswürdig einfältige Figuren und ihre Unzulänglichkeiten. Für Vierbeiner-Fans gibt es zudem einige filmische Referenzen wie einen mäßig gelungenen Gastauftritt des Hundefilm-erprobten Schauspielers Dennis Quaid sowie Witze über tierische Eigenheiten wie das rätselhafte Im-Kreis-drehen vor dem Hinlegen.
Lässt man den nicht jugendfreien Humor beiseite, ist „Doggy Style“ ein simpler, nicht immer runder Film über den Kampf mit Einsamkeit und einem gebrochenen Herzen. Die Hunde wirken dabei wie für die Kamera gemacht. Während die sprechenden Schnauzen zunächst noch etwas gewöhnungsbedürftig aussehen, erweisen sich die treudoofen Gesichter und glasigen Kulleraugen besonders in den emotionaleren Szenen als sehr effektiv. Statt dem Originaltitel „Streuner“ gerecht zu werden, schließt der Film mit der teils tröstlichen, teils bitteren Erkenntnis, dass es zwar gute und weniger gute Besitzer gibt, ein Leben völlig unabhängig vom Menschen jedoch eine Utopie bleiben muss.