Die zehn Gebote - Mose und das Geheimnis der steinernen Tafeln
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Cecil B. De Mille hat für seinen neuesten Bibelfilm die nach seiner Meinung bildfähigsten Kapitel aus dem Buche Exodus unter ergänzender Benutzung nichtbiblischer Quellen zu einer phantasievollen Biographie des Propheten Moses verarbeitet. Bald nach seiner Auffindung im Binsenkörbchen und seiner Adoption durch die Tochter des Pharaos sieht man Moses als Rivalen des Thronfolgers am ägyptischen Königshof. Sein Leben ist zunächst recht weltlich. Er wird von Frauen umworben und muß antisemitische Hofintrigen bestehen. Der zweite Teil des Films schildert dann die Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch, die Beglaubigungswunder des Moses in den ägyptischen Plagen und Israels Befreiung. Das Volk zieht durchs rote Meer, erhält auf Sinai die zehn Gebote und erleidet das Strafgericht für seinen Rückfall in den Götzendienst. Moses sieht endlich das Volk Israel ins gelobte Land ziehen. - De Mille darf behaupten, mit bestem Willen ein an Vorbereitungsdauer, beflissener kulturhistorischer Rekonstruktion, verschwenderischen Massenszenen (und auch an Propaganda) nicht leicht übertrumpfbares Schaubild geschaffen und damit den bisher kostspieligsten Achtungsbeweis eines Filmproduzenten vor der Heiligen Schrift erbracht zu haben. Der Christ, welcher sich fragt, ob der Film der Religion und dem Christentum wirklich einen Dienst erweise, sieht das Kolossalgemälde freilich mit gemischten Gefühlen. Was immer "Die 10 Gebote", besonders in Amerika, an momentaner Ergriffenheit und Bibelkenntnis bewirken mögen - bei uns wagt man, sich von dieser gefällig das Auge beschäftigenden Schilderung biblischer Begebenheiten ein besseres und religiöses Verstehen der heiligen Berichte nicht zu erhoffen. Zwei besondere Bedenken gehen noch tiefer. Das Verständnis des Alten Testamentes wird durch das Neue Testament erschlossen. De Milles Film will sich erklärtermaßen nicht nur an Christen, sondern auch an Juden und Mohammedaner wenden. So läßt er im Grunde die heilsgeschichtlichen Beziehungen zwischen Moses und Christus unbeachtet und ersetzt das Wort "Erlösung" durch "Freiheit". Die Geschicke des Heilsvolkes Israel sind lediglich ein Stück Weltgeschichte, der Kampf eines unterdrückten Volkes gegen Sklaverei und Diktatur. Hier kommt der Film bedenklich in die Nähe rationalistischer Politisierung, und die selbständige Bemühung des Betrachters um eine christliche Sinndeutung des biblischen Filminhalts wird behindert. Dies geschieht um so eher, als ein großer Teil unseres breiten Publikums vom Alten Testament sehr mangelhafte Restvorstellungen hat. Zudem eignet der deutschen Mentalität, offenbar im Unterschied zu der amerikanischen, eine gewisse Reserve gegenüber einer naturalistisch theatralisierenden Wiedergabe biblischer Personen und Ereignisse. Darum hat die De Mille`sche Methode, Göttliches, Übersinnliches und Wunderbares mit der ganzen Direktheit einer pseudokünstlerischen "So war es"-Fotografie und mit naiver, wenn auch gekonnter Tricktechnik als "wirklich" zu beglaubigen, für uns etwas Befremdliches, um nicht zu sagen religiös Anstößiges. Sowohl auf jenen geistigtheologischen als auch auf den in der deutschen Mentalität begründeten Einwand möchten die Vorbehalte aufmerksam machen, zu denen die Katholische Filmkommission für Deutschland sich genötigt sieht.