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Filmkritik
Die „Wilden Hühner“ haben Nachwuchs bekommen. Die „Wilden Küken“ sind einige Klassenstufen weiter unten in der Klasse 4b geschlüpft. Sie tragen statt der obligatorischen Feder-Ketten zerbrochene Eierschalen um den Hals und haben sich frech vorgenommen, den Hühnern die gemeinsame Klassenfahrt auf eine romantische Burg in der Voreifel zur Hölle zu machen.
In Wahrheit werden die älteren Vorbilder natürlich vergöttert. Sprotte, Frieda, Wilma, Melanie und Trude sind nämlich erwachsen geworden. Vormalige Schulhof-Schwärmereien für die Jungs aus der rivalisierende Pygmäen-Clique und Probleme mit den Erzeugern sind in der neunten Klasse Tuschel-Themen von gestern; nun geht es um den eigenen Start ins Leben, und der kann holprig sein.
Zeit fürs "erste Mal"
Pünktlich zum zweijährigen Beziehungsjubiläum präsentiert Freund Fred im Wohnwagen-Hauptquartier Oberhuhn Sprotte seine schon länger ausgebrütete Idee: Es wäre Zeit fürs „erste Mal“. Sprotte ist schockiert bis überfordert. Während Wilma weiter ihrem Traum von der Schauspielerei nachhängt, steht Melanies Teilnahme an der Klassenfahrt auf der Kippe. Seltsam verschlossen lässt sie weder ihre Mithühner noch Willi an sich heran; dabei hatten die beiden sich im IKEA-Katalog schon die Möbel für ihre gemeinsame Wohnung ausgesucht.
Dennoch: Die Klassenfahrt muss absolviert werden, auch wenn dort aufgeschlossenere weibliche Konkurrenz Sprotte einen Strich durch ihre Enthaltsamkeitspläne macht und sich überdies herausstellt, dass Pygmäen-Mitglied Torte die Auswanderpläne seines Vaters im Alkohol ertränkt. Währenddessen hecken die Küken sehr zum Leidwesen des Lehrerpärchens Grünbein-Rose, bei dem bald auch die Funken fliegen, so fiese Streiche aus, dass die Hühner über den Vorruhestand zu grübeln beginnen. Allein Trude und Steve scheinen sich bei all den Turbulenzen näherzukommen. Aber da wären ja auch noch das gar nicht so unangenehme Schweigen und die zufälligen Berührungen zwischen Frieda und Willi.
Wer hier nur noch Bahnhof versteht, gehört nicht zu den eingefleischten Fans, die Cornelia Funke mit mittlerweile fünf Hühner-Bänden um sich scharen konnte. Während das immer pompösere Fußballspiel der „Wilden Kerle“ bald in die fünfte Verlängerung geht, hat die filmische „Wilde Hühner“-Reihe von Regisseurin Vivian Naefe bislang durch ihren authentischen Blick auf die Sorgen der weiblichen Zielgruppe überzeugen können.
Hühner und Pygmäen
Auch der dritte Teil bleibt inszenatorisch angenehm auf dem Teppich und sticht erneut durch seine ausgefeilten Charaktere und liebevoll ausgebreiteten, episodischen Handlungsschichten aus dem Gros der mainstreamigen Jugendfilme heraus. Naefe weiß die Balance zu halten, umgeht Slapstick-Glätten, baut die Spannungskurve beim letzten Abenteuer der Mädchen mit jugendgerechtem Thrill auf und wieder ab. Dabei verlieren selbst uneingeweihte erwachsene Zuschauer angesichts des überbordenden Figurenarsenals die Fäden nicht aus den Augen; und wundert sich über das ruhige Händchen, mit dem Naefe bisweilen vielleicht auch etwas zu leichtfüßig diejenigen Konflikte inszeniert hat, die mittlerweile durchaus einschneidende Konsequenzen für die weitere Lebensplanung der Hühner und Pygmäen haben.
Die prominent besetzten Erwachsenen (Veronica Ferres, Benno Fürmann) überlassen unterdessen etwas überzeichnet, aber zurückhaltend den Teenies mehr Platz auf der verwirrenden Bühne, die die Welt bedeutet. Auch wenn aus den Buchvorlagen selbst nicht mehr allzu viel Stoff herauszuholen war, haben die Drehbuchautoren Thomas Schmid und Uschi Reich die beliebten Motive so sorgfältig zu einem neuen, lebendigen Ganzen weitergesponnen, dass die Figuren wie auch ihre mitgealterte Fangemeinde am Ende optimistisch gewappnet ins Leben entlassen werden.