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Filmkritik
Die Wintersteinschule braucht Nachschub an magischen Tieren. Daher fährt der schrullige Mortimer Morrison (Milan Peschel), der Inhaber der Magischen Zoohandlung, mit seinem roten Bus durch einen feuchten Dschungelwald in Madagaskar. In einer tiefen Felsschlucht spürt er das Chamäleon Caspar auf, das er mit Witzen dazu bringt, sich selbst zu enttarnen. Der schüchterne Caspar schließt sich Mortimer an. In der nächsten Szene bekommt die rothaarige Ida (Emilia Maier) von ihrer Mutter (Marleen Lohse) einen Geburtstagkuchen. Ein Jubiläum feiert auch ihre Schule. Zum 250-jährigen Bestehen soll sie ein selbst verfasstes Musical einstudieren, für das Ida bereits Lieder geschrieben hat. Am gleichen Morgen erfahren Idas Schwarm Jo (Loris Sichrovsky) und Anna-Lena (Lilith Johna), dass sie endlich auch magische Tiere erhalten. Auf Jo wartet der vorlaute Pinguin Juri, auf Anna-Lena der scheue Caspar, der aber zunächst unsichtbar bleibt.
Als die Proben unter Anleitung der schottischen Lehrerin Miss Mary Cornfeld (Nadja Uhl) beginnen, platzt der Schuldirektor Siegmann (Justus von Dohnányi) herein, der den SchülerInnen sein eigenes altbackenes Theaterstück aufdrängt. Darin wird der Schulgründer Wunibald verherrlicht, der einst das Schulschloss gegen die Räuber verteidigt haben soll. Die Kinder bereiten dagegen ein modernes Musical mit feministischem Einschlag vor, das Wunibalds Schwester Adelheid als Schlossretterin feiert. Ida hat sich für die Regie wie die Komposition des Stücks gemeldet. Beim Casting aber krallt sich die Zicke Helene (Emilia Pieske) die Hauptrolle, ohne dass jemand widerspricht.
Auf dem Schulhof klaffen Löcher
Unterdessen gerät der Schulbetrieb mehrmals durcheinander, weil auf dem Schulhof morgens immer wieder große Löcher klaffen. Bei den Vorbereitungen des Musicals kommen sich Helene und Ida in die Quere, da beide um die Gunst von Jo buhlen. Als Ida entdeckt, dass Anna-Lena eine viel bessere Stimme als Helene hat, führt sie einen Gesangswettstreit herbei.
Mit der Kinderbuchreihe um „Die Schule der magischen Tiere“ gelang der Schriftstellerin Margit Auer ein kommerzieller Volltreffer. Seit 2013 sind bereits 25 Bände erschienen. Die Verfilmung des ersten Buches durch Gregor Schnitzler lockte 1,7 Millionen Besucher in die Kinos. „Die Schule der magischen Tiere“ avancierte damit zum erfolgreichsten Kinofilm 2021 und gewann als erster Kinderfilm den Deutschen Filmpreis in der Kategorie „Besucherstärkster Films des Jahres“.
Knapp ein Jahr später kommt nun Teil zwei auf die Leinwand. Die meisten Figuren sind wieder mit dabei, neben den Protagonisten Ida, Jo, Helene und Benni auch die eher randständigen Erwachsenen, die erneut kaum über schablonenhafte Charakterisierungen hinauskommen. So ist Direktor Siegmann noch immer unbelehrbar eingebildet und Morrison hemmungslos schrullig, während der Hausmeister Wondraschek weiter den verpeilten Tollpatsch gibt.
Mit der schüchternen Schülerin Anna-Lena stößt eine neue Hauptfigur zum spielfreudigen Ensemble, und mit dem prahlerischen Pinguin Juri und dem scheuen Chamäleon sind gleich zwei neue magische Tiere an Bord. Wobei sich die Magie der computeranimierten Tiere in engen Grenzen hält: Sie können zwar sprechen und versuchen, ihren Kindern zu helfen, doch magische Kräfte besitzen sie nicht. Die Heranwachsenden müssen ihre Probleme letztlich selbst lösen.
Ein mysteriöses Phantom
Auf dem Regiestuhl hat diesmal der Komödienspezialist Sven Unterwaldt Platz genommen. Fürs Drehbuch zeichnen vier Personen verantwortlich, unter ihnen aber erneut Viola M. Schmidt. Sehr viel Neues ist ihnen aber nicht eingefallen; über weite Strecken ähnelt Teil 2 doch sehr der ersten Geschichte. Erneut sorgt ein mysteriöses Phantom für chaotische Zustände in der Wintersteinschule, wieder kommt der Krimi-Plot recht schmalbrüstig daher und muss sich die zerstrittene Klasse zu einer magischen Gemeinschaft zusammenraufen; alle zentralen Figuren absolvieren fast die gleichen Entwicklungsstationen.
Selbst einige ausgelutschte Running Gags wie der vom Direktor, der sich Idas Namen nicht merken kann, werden erneut bemüht. Und das Geplänkel im romantischen Dreieck um Ida, Jo und Helene ist recht vorhersehbar. Mit Vorbereitung und Premiere des Musicals ist allerdings ein effektives Strukturelement hinzugekommen, das für reichlich Irrungen und Wirrungen sorgt und die poppigen Gesangs- und Tanznummern schlüssig einbindet. Im Unterschied zu den eingängigen Songs wirkt der Filmscore aber fast immer eine Spur zu dick aufgetragen.
Die größte Überraschung ist die Figur der Anna-Lena, die gegenüber der Oberzicke Helene lange in der unterwürfigen Haltung einer Dienerin verharrt, ehe sie mit Hilfe von Caspar ihre Hemmungen überwindet, im Gesangswettstreit über sich hinauswächst und im Finale mit Mut und samariterhafter Selbstlosigkeit alle Herzen im Sturm erobert. Lilith Johna überzeugt mit ihrem natürlichen Spiel und einer faszinierenden Stimme, insbesondere in den Songs „Kann mich irgendjemand hör’n“ und „Adelheid“. Die junge Darstellerin wandelt sich als modernes Aschenputtel souverän zur stärksten Identifikationsfigur.
Auf Augenhöhe der Kinder
Bemerkenswert ist, wie konsequent die geradlinige Inszenierung sich mit ihrem cleveren Mix aus Fantasy, Abenteuer, Humor und Romantik auf Augenhöhe der jungen ZuschauerInnen bewegt. Auch mit dem Themenbündel aus Unsicherheit und erster Liebe, Mobbing und Mut, Einsamkeit und Freundschaft greift der Film geschickt Anliegen der pubertierenden Zielgruppe ab. Dennoch wäre es schön, wenn zur unterhaltsamen Literaturverfilmung im zu erwartenden dritten Teil mehr Risikobereitschaft und Innovationsfreude hinzukommen würden.