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Filmkritik
Lolas Zitronenkuchen ist weit mehr als ein köstliches Gemisch aus Backzutaten, Zitronenabrieb und Mohn, der es in der kleinen mallorquinischen Gemeinde Valldemossa zu legendärem Ruf gebracht hat. Marinas und Annas Kindheitserinnerungen hängen daran, der Geschmack weckt Bilder und Gefühle. Die Schwestern betreiben dann auch einigen Aufwand, das von der verstorbenen Bäckerin hinterlassene Rezept nachzubacken. Ihr Kuchen ist gar nicht mal so schlecht, aber irgendetwas fehlt. Erst als die zerstrittenen Schwestern sich wieder in den Armen liegen und einige Geheimnisse ergründet sind, kann der Kuchen originalgetreu rekonstruiert werden. Dank des Insiderwissens von Catalina, Lolas einziger Vertrauten und Mitarbeiterin, und wohl auch Marinas Tränen, die beim Backen wirkungsvoll in die Teigmasse hineintropfen.
Heilen durch Backen
Wenn im Kino gebacken wird, gibt es meistens etwas zu heilen. Das ist in „Die Insel der Zitronenblüten“ von Benito Zambrano nicht anders. Nach dem gleichnamigen Bestseller von Cristina Campos, der als „leichte Sommerlektüre“ und „Sommerroman mit mediterranem Flair“ beworben wurde, breitet der Film eine ungelenke und etwas wirre Familiengeschichte aus. Ungelenk zum einen, weil die beiden Handlungsorte – das postkartenhaft gefilmte Dorf auf der Insel Mallorca und ein nicht näher benanntes Land in Afrika – in kein Verhältnis zueinander gebracht werden. Zum anderen fehlt Zambrano jedes Gespür, Figuren dreidimensional zu zeichnen und ihre doch sehr steilen Entwicklungen glaubwürdig zu vermitteln.
„Die Insel der Zitronenblüten“ erzählt von Wendepunkten. Marina arbeitet als Gynäkologin für eine NGO in Afrika. Doch für das Krankenhaus interessiert sich der Film nur als Kulisse, in der gütige Schwestern und idealistische Entwicklungshelfer herumschwirren. Die dramatische Geburt eines Babys gleich zu Beginn, bei der die Mutter stirbt, bringt Marinas versteckten Kinderwunsch ins Spiel, den sie im Laufe der Handlung noch mit ihrem jüngeren Lebensgefährten aushandeln muss. Weitere Aufgaben warten in Form ihrer auf Mallorca lebenden Schwester Anna, mit der sie seit 14 Jahren nicht gesprochen hat, und einer geheimnisvollen Erbschaft.
Wieder zusammen durch den Verkauf des Erbes
Lola, die den Schwestern völlig unbekannt war, hat ihnen alle ihre Besitztümer vermacht, darunter auch die Bäckerei. Der Verkauf des Erbes führt die beiden Frauen wieder zusammen und befreit Anna, Mutter einer etwas motzigen Teenagertochter, praktischerweise auch noch von ihrem Ehemann, einem unerträglichen Patriarchen. Als die gröbsten Hindernisse aus dem Weg geräumt sind, folgt prompt eine brutale Krebsdiagnose.
Kern der Geschichte ist das Geheimnis um Lola, das Marina mit eigenen Nachforschungen zu ergründen versucht. All die anderen darum gruppierten Ereignisse sind jedoch zu groß, zu einschneidend und raumgreifend, um den Fokus wirklich darauf zu lenken. Am ehesten kommt „Die Insel der Zitronenblüten“ noch beim Backen zu sich selbst. Die schroffe Catalina ist die Herrscherin der Backstube – und der heimliche Star des Films. Mit ihrem störrischen Wesen und ihrer hageren Körperlichkeit bildet sie ein würdiges Gegengewicht zu der Seifenoper.