Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Einige Fernsehzuschauer erinnern sich vielleicht noch an „Sketch History“, eine mehrfach ausgezeichnete Comedy-Serie im ZDF, die zwischen 2015 und 2019 Meilensteine der Historie makaber und frech auf die Schippe nahm und aus neuem Blickwinkel erzählte. Mit dem Wissen von heute wurde das Gestern anders gedeutet; Ereignisse und Persönlichkeiten erschienen im neuen Licht.
Zahlreiche deutsche Fernsehkomiker, bekannt aus der „heute-show“ oder „Extra 3“, gaben sich schon damals die Klinke in die Hand. Das tun sie in „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“ wieder, von Judith Richter bis Carolin Kebekus, von Matthias Matschke bis Valerie Niehaus. Es gibt auch ein Wiedersehen mit alten Figuren. So spielt Bastian Pastewka erneut Al Capone, Alexander Schubert schlüpft wieder in die Rolle des Leonardo Da Vinci. Nicht zu vergessen Max Giermann, der Klaus Kinski berüchtigte Wutausbrüche aufs Korn nimmt und damit das Augenmerk auf sich lenkt, nicht auf die Rolle, die Kinski hier spielt.
Wie die Frauenquote in die Welt kam
Regisseur Erik Haffner präsentiert 15 Episoden, die nach einem kurzen Zeichentrick-Prolog über die versehentliche Entstehung des Lebens einen Schnelldurchlauf durch die Menschheitsgeschichte erlauben, von den Neandertalern bis (fast) in die Gegenwart. Die erzählerische Klammer bildet Christoph Maria Herbst als Dr. Gerhard Friedle, der für die Voyager-Mission von 1977 eine Schallplatte aufnimmt, damit Außerirdische über die Erde und ihre Bewohner ausreichend informiert sind.
Nicht jede Episode ist gleich gut. Spaß machen vor allem die Handwerker der Baufirma Konopke, die im siebten Jahrhundert vor Christus die Chinesische Mauer aufbauen sollen. Doch aufgrund ihres Berliner Dialekts kommt es zu einigen Missverständnissen, was Höhe und Länge des Bauwerks angeht. Plato, Sokrates und Aristoteles werden hingegen wie eine Boygroup gefeiert. Jeder Gedanke ein Hit, sozusagen, mit Stagediving und Groupies, aber ohne Zugabe.
Ulrich Tukur ist derweil als Wikinger-Anführer zu sehen, der beim Überfall auf ein englisches Dorf von seinen Mitstreitern mehr Rücksicht, Gemeinsinn und Mitgefühl verlangt. Und warum sollten nicht auch Frauen brandschatzen dürfen? Die Frauenquote ist geboren!
Monty Python lässt grüßen
Spätestens jetzt merkt man, dass die Geschichte der Menschheit vor allem eine grausame Geschichte ist, was vielleicht die wichtigste Erkenntnis des Films ist, der so gar nicht so erkenntnisreich sein will. So besingt Bela B. als Jean-Ignace Guillotine die Vorteile seiner messerscharfen Erfindung, und der Erste Weltkrieg wird in den Schützengräben durch einen Jungesellinnenabschied aufgehalten. Monty Python grüßen von weitem.
Manchmal ist das sehr albern; nicht jede Episode zündet, und mancher Kalauer tut auch weh. Doch wenn Tom Schilling als Graf Stauffenberg das Attentat auf Hitler genauso plant, wie es dann in der Realität passiert ist, Absicht und Wirkung also vertauscht werden, ist das schon sehr witzig. Gesucht wird dabei immer auch der Kontrast zwischen Gestern und Heute, die Verquickung von Historischem und Aktuellem, etwa wenn während der Französischen Revolution zu flotten Rhythmen gerappt wird. Die Episode um Al Capone hingegen ist ein schöner Beweis für den gelegentlichen Wortwitz des Films: Capone entwaffnet seine Gegner mit absurden Sprichwörtern und Vergleichen. Doch Elliott Ness kann ihm diesbezüglich das Wasser reichen.
Liebevolle Ausstattung, detailfreudige Kostüme
Die Capone-Episode zeigt auch, wie aufwändig und teuer der Film produziert ist. Sogar im Hintergrund steht noch ein Oldtimer am Straßenrand. Andere Episoden wie die um Leonardo Da Vinci oder Christopher Columbus überzeugen durch die liebevolle Ausstattung und die detailfreudigen Kostüme. Angesichts des vielen Geldes, das in diese Produktion geflossen ist, überkommt einen manchmal so etwas wie Bedauern, dass nicht ein wesentlich besserer Film entstanden ist.