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Filmkritik
Gutsein kann man lernen. „Aber wozu?“, würde Mr. Wolf fragen. Denn Mr. Wolf ist gut in dem, was er macht, und das ist: ein Meisterdieb sein. Ob Banken, Casinos, Juwelen oder unbezahlbare Bilder – es macht ihm Spaß, andere um ihren Reichtum zu bringen. Im Team mit Mr. Snake, Mr. Piranha, Mr. Shark und Miss Tarantula ist er als berüchtigtes Diebes-Quintett immens erfolgreich. Die Gangster Gang ist hochaktiv und überdies die am meisten gefürchtete Bande der Stadt.
Doch dann folgt eine Verkettung unglücklicher Ereignisse, was die Bande vielleicht Pech nennen würde, andere aber Überheblichkeit; ein Coup geht dabei gründlich schief. Die frisch gebackene Bürgermeisterin Diane Foxington kann mit der Verhaftung der fünf Schurken einen ersten Erfolg verbuchen und die Gegend etwas sicherer machen. Für die Fünf kommt das zur Unzeit, da sie gerade ein wertvolles Artefakt stehlen wollte: eine goldene Statuette, die der Meerschweinchen-Professor Marmelade in einer feierlichen Show verliehen bekommt, und zwar nur deshalb, weil er so unglaublich gut und selbstlos ist.
Das ist ein erster Hinweis, dass Gutsein bisweilen auch monetär von Vorteil sein kann, von der Beliebtheitssteigerung ganz zu schweigen. Für die festgenommenen Schurken ist das Grund genug, sich selbst als reuige Sünder für eine Schulung im Gutsein ins Spiel zu bringen – freilich (anfangs) nur zum Schein, um ungestört weiter ihrer Berufung folgen zu können.
Schlecht sein, aber ganz genüsslich
Schlecht sein, aber dies ganz genüsslich, ist eine der wertvollen Eigenschaften, um im Filmbusiness ganz groß herauszukommen. Populäre Bösewichter bestimmten schon in den 1980er-Jahren in Form von J.R. Ewing („Dallas“) oder Alexis Carrington („Denver-Clan“) den Unterhaltungswert ganzer Serien und haben etwa in Gestalt des spitznasig-spinnenbeinigen Gru aus der „Despicable Me“-Reihe ab 2010 auch eine kongeniale Zeichentrick-Entsprechung gefunden.
In der Animationskomödie „Die Gangster Gang“ wurden die vermeintlich Bösen genau wie alle vermeintlich Guten physiognomisch auf possierlich getrimmt, sodass man sich über mögliche Vorbehalte gegen die eine oder andere Tierart keine Gedanken mehr zu machen braucht. Selbst Kreaturen wie Spinnen, Piranhas oder weiße Haie empfehlen sich mit großen runden Kulleraugen und Grinsezähnen für den Plüschzoo der jungen Zuschauer.
Etan Cohen hat sich mit seinem Drehbuch zu „Die Gangster Gang“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Denn das, was die Gang bei der Schulung im Gutsein an Handlung durchstehen muss, ist gelinde gesagt hanebüchen. Der vermeintlich gutherzige Professor Marmelade nicht nämlich nicht das knuddelige Meerschweinchen, das er zu sein vorgibt, sondern ein gar Garstiger, der mittels einer Meerschweinchen-Armada die Weltherrschaft an sich reißen will. Auch die Bürgermeisterin hat es faustdick hinter den Ohren und gleicht eher einem akrobatischen Superhelden denn einer wortgewandten Politikerin. Auf der Suche nach Reichtum einerseits und Gutsein andererseits werden in "Die Gangster Gang" munter und zum Finale hin auch immer wirrer die Seiten gewechselt.
Hilfsbereitschaft und ein paar Gehässigkeiten
Dennoch ist „Die Gangster Gang“ weitgehend unterhaltsames Kinderkino, in dem Werte wie Menschlichkeit (trotz all der Tiere), Uneigennützigkeit und Hilfsbereitschaft hochgehalten werden, nicht aber, ohne auch ein paar Gehässigkeiten zu zelebrieren. Das liegt vor allem an gelungenen Figuren wie der Klapperschlange Mr. Snake, die mit ihrer Böswilligkeit wenigstens ab und an mal gegen die brave Familienunterhaltung aufbegehrt. Auch die Pointen des anderen Getiers sind weit besser, als es die Handlung vermuten lässt.
Das Character-Design von Julien Le Rolland und Peter Maynez sowie die Animation von Fredrik Nilsson erinnern in ihrer mit Ecken und Kanten versehenen Flächigkeit trotz 3D-Stereoskopie mehr ans französische Animations-Kunstkino als an Hollywood-Fließbandarbeit. Und nicht zuletzt zeichnet auch in der deutschen Fassung das Synchron-Team maßgeblich dafür verantwortlich, dass das, was gesagt wird, viel amüsanter ist als das, wohin das Gesagte führt. Wenn sich in den potenziellen Sequels dann noch jemand Gedanken um eine bessere Story machen würde, steht der vergnüglichen Lust am Gutbösesein auch in Zukunft nichts im Wege.