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Filmkritik
Es ist schon ein wenig irritierend, wenn der Bösewicht dieses Films, ein Koala-Bär namens Igor, wie ein mexikanischer Revoluzzer mit quer umgehängten Sprengstoffgürteln durch den Urwald rennt und rechts und links seine Handgranaten verteilt. Ist der Terrorismus jetzt im Animationsfilm angekommen? Vielleicht ist die Frage für einen Film, der vor allem Kinder unterhalten will, zu schwergewichtig, doch sie muss erlaubt sein. Zwar gelingt es der Tigerin Natascha, gemeinsam mit ihren Kumpeln Faultier Tony, Nashorn Goliath und Stachelschwein Ricky (sie bilden das Team „Die Asse“), Igor das Handwerk zu legen und, wie weiland Napoleon, auf eine einsame Insel zu verbannen. Doch der Koala hat noch eine unangenehme Überraschung in petto: Selbstzündende Sprengstoff-Pilze brennen den ganzen Urwald nieder. Auch das kein schönes Bild: verbrannte Erde, rauchende Stümpfe, vertriebene Tiere. Immerhin: Ein Ei konnte den Flammen entrissen werden, und daraus schlüpft Maurice, ein Pinguin, den Natascha adoptiert. Als Jugendlicher geht er in die Welt hinaus, um – wie seine Mutter – im Urwald für Frieden und Sicherheit zu sorgen. Gemeinsam mit Gorilla Harry, Fledermaus Flederike, Koboldäffchen Grummel und Tigerfisch Junior sind sie die „Dschungelhelden“ – sehr zum Unwillen von Natascha, die um die Gefahren des Security-Geschäfts weiß. Denn plötzlich ist Igor wieder zurück, diesmal mit noch schrecklicheren Plänen: Der Urwald soll förmlich im Erdboden versinken. Eigentlich könnte dies eine sehenswerte Geschichte über das Erwachsenwerden sein, über die Emanzipation vom Elternhaus, über die Notwenigkeit von Helden, über den Mut, über sich hinauszuwachsen. Doch „Dschungelhelden“, der auf einer französischen Serie beruht, die zwischen 2014 und 2017 auch im deutschen Privatfernsehen lief, gefällt sich viel zu sehr in seiner Zerstörungswut. Hier löst sich so einiges in violettem Rauch auf, von der Felsenwand bis zur Baumallee, und das ist weder witzig noch unterhaltsam, schon gar nicht für kleine Kinder. Sehr viel interessanter, wenn auch nicht neu, sind da andere Ideen, zum Beispiel die höchst unterschiedlich designten Charaktere, die mit ihren jeweiligen Schwächen und Stärken gerade erst den Erfolg der Gruppe ausmachen. Rückschläge tragen zur Reife des Helden bei, die Aussöhnung mit der Mutter gehört unbedingt dazu, der Song „Eye of the Tiger“ aus „Rocky 3“ (fd 23 750) signalisiert lautstark die Läuterung des Helden: Jetzt ist er für den Showdown gewappnet. Aus der „Madagascar“-Serie ist der Erfindungsgeist des Pinguins entnommen, der sogar einen fahrradbetriebenen Hubschrauber bauen kann, seine Martial-Arts-Kenntnisse stammen aus „Kung Fu Panda“ (fd 38 796). Erwachsene Zuschauer werden darüber hinaus bewusste Anspielungen auf „Superman“ und „Indiana Jones“ entdecken, die vor allem für Action und Bewegung sorgen. Ausgefeilte Kettenreaktionen, sowohl bei der Verfolgungsjagd in einer Höhle als auch bei der Wehrhaftigkeit der Helden, zeugen von der Technikverliebtheit der Macher. Die Tücke des Objekts trägt meist zum Gelingen bei. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Bösewicht für einen Kinderfilm viel zu skrupellos und egomanisch geraten ist. Aus verletzter Eitelkeit ist er zum Tyrannen geworden, der sich Sklaven hält und die Zerstörung als Selbstzweck ansieht. Für eine Welt ohne Urwald hat er auf Nachfragen der unterjochten Paviane keine Vision. Das färbt auch auf die anderen Figuren ab. „Draufhauen! Draufhauen! Draufhauen!“, ruft Gorilla Harry und teilt aus wie Bud Spencer. Zur Nachahmung ist das sicher nicht empfohlen.