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Filmkritik
Der Jahresbestfilm "Der Gefangene von Alcatraz" schilderte die Lebensgeschichte eines Zuchthäuslers, der in stufenweiser charakterlicher Entwicklung zur Überwindung seiner selbst und zu einem geistigen Freiheitsbewußtsein gelangt. "Der Unbeugsame" vermittelt ein völlig entgegengesetzes Häftlingsbild. Hier geht es um einen Häftling, der im Vollzug seiner Strafe nicht die geringste Veränderung erfährt. Der nur bei den Fluchtversuchen kurz ausgeweitete Schauplatz ist ein amerikanisches Zwangsarbeiterlager. Zwei Jahre hat der Sträfling Luke hier abzumachen. Durch seine Härte gewinnt er die Achtung der Mithäftlinge. Ein Fluchtversuch nach der Nachricht vom Tode der Mutter scheitert zwar, steigert aber Lukes Ansehen im Lager. Er wird zum Idol; er ist der Mann, der stellvertretend die Fluchtträume aller zu verwirklichen wagt. Auch nach der zweiten Flucht wird Luke wieder eingefangen. Diesmal verbleibt es nicht bei einer Strafverschärfung. Luke ist für die Wachmannschaft zur Herausforderung geworden. Er wird in der unmenschlichsten Weise gepeinigt. Die Quälereien gipfeln in dem Befehl, ein Grab auszuheben; Luke muß es für sein eigenes halten. Nach weiteren Schikanen wird er, brutal zusammengeschlagen, in das Grab geworfen. Endlich zeigt Luke sich gebrochen. Winselnd unterwirft er sich seinen Bewachern.
Diese Sequenzen lassen den Betrachter aufmerken. Nach der langen Exposition und viel Unterhaltungsüblichem scheint sich Wesentliches anzubahnen. Die Tragödie des zur Kreatur erniedrigten Menschen, seine Kapitulation vor der nackten Gewalt aus Selbsterhaltungstrieb steigt auf. Das Aufeinanderprallen von Unterdrücker und Unterdrücktem; die Eigengesetzlichkeit des Lagers, seine von polaren Spannungen erfüllte Künstlichkeit, die geheimen, paradoxen und doch unleugbaren Anziehungskräfte zwischen Peiniger und Gepeinigtem werden beklemmendes Bild. Weiteres noch: die Fragwürdigkeit der Kameraderie, die Wandelbarkeit der Gruppengunst, das Zweifelhafte situationsbedingten Ruhmes, der Verrat am "Helden" wegen menschlicher Schwachheit. Denn der kapitulierende Luke findet nicht nur keine Achtung mehr bei seinen Kameraden; vergebens streckt er auch in kreatürlicher Not die Hand nach ihrer Hilfe aus. Er hat "seine Leute" enttäuscht. Das Idol ist unfrei in seinem Tun; es darf nur den Erwartungen der Bewunderer entsprechend handeln, sonst verletzt es sein "Engagement" und ist außerhalb der tragenden Gunst. Statt in diese Tiefenschichten weiter vorzustoßen, schlägt der Film plötzlich einen Haken und verschenkt seine Möglichkeiten. Er kurvt nach dem Ausflug in die Grenzsituation wieder in die Betriebsamkeit des gängigen Reportagestils ein: Luke hat nur scheinbar aufgegeben, um die Aufmerksamkeit der Wächter einzulullen und einen dritten Fluchtversuch zu wagen. Dieser aber endet tödlich - in einer Kirche, wo Luke in einem widerhakigen, wegen seiner Primitivität schon blasphemisch anmutenden Gespräch mit Gott eine Art Bestandsaufnahme macht. Am Ende steht die Heldenverehrung; der tote Luke geht in die Geschichte des Lagers ein - er wird zur Legende. Drängte es Luke wirklich nur aus unbezähmbarem Freiheitsdrang zur Flucht? Oder war es die Imagination einer Rolle, einer Rolle vor den bewundernden Kameraden, die Luke über sich selbst hinausführte? Der Film gibt es nicht klar zu erkennen. Insgesamt verbleibt es bei einer mit reißerischer Perfektion gebotenen Darstellung menschlichen Behauptungs- und Durchhaltevermögens, gekoppelt mit einer Verherrlichung primitivharter Männlichkeit. Das Ringen um ein "geistiges Freiheitsbewußtsein" fällt weitgehend aus. Obwohl es ein Männerfilm ist, kommt durch eine Sequenz, die die Sexualnot der Gefangenen verdeutlichen soll, Weibliches insofern ins Bild, als die Häftlinge bei der Außenarbeit ein leichtgeschürztes Mädchen beim Autowaschen beobachten. Die obszönsymbolischen Gesten dieser Sequenz weisen sie als ausgemachte Spekulation aus.