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Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Den Teufel, den der Filmtitel erwähnt, gibt es wirklich: Er heißt Anna Wintour und leitet die US-Ausgabe der Modezeitschrift „Vogue“. Eine ehemalige Assistentin Wintours hat deren absolutistischen Führungsstil zum Gegenstand eines Schlüsselromans gemacht, der dem Film als Vorlage diente. Aus Anlass des Kinostarts von „Der Teufel trägt Prada“ meldeten sich in US-Zeitungen weitere Modejournalistinnen zu Wort, die auf Grund eigener Erfahrungen mit der „Vogue“-Chefin bekräftigten, dass die Komödie die Marotten ihrer Titelfigur nur unwesentlich überzeichne. In David Frankels Film heißt Wintours Alter ego Miranda Priestly und erwartet von ihren Angestellten wie selbstverständlich das Unmögliche. So muss die neue Redaktionsassistentin Andy Sachs als Urlaubslektüre für die Töchter der Chefin die Druckfahnen eines noch unveröffentlichten „Harry Potter“-Bandes beschaffen. Bei anderer Gelegenheit wird die junge Protagonistin am Samstagabend aus einer Verabredung gerissen, weil Miranda trotz eines tobenden Hurricanes darauf besteht, dass man ihr sofort einen Heimflug aus Miami organisiere. Kurioserweise hat Andy zunächst gar kein Interesse an der Modewelt und tritt ihre Stelle bloß an, weil sie nach dem Studium keinen Job findet, in dem sie sich als seriöse Journalistin beweisen könnte. Doch trotz dieser hehren Ziele lässt sie sich von ihrer Chefin bald so sehr in Beschlag nehmen, dass ihr bodenständiger Freund, ein Koch, am Jahrestag ihrer Beziehung vergeblich auf sie wartet. Während Mirandas Ansprüche Andy ständig auf Trab halten, bereiten sie dem unbeteiligten Publikum großes Vergnügen. Meryl Streep kontrastiert die Unverschämtheit ihrer Miranda ganz wunderbar mit einem leisen, resignierten Ausdruck – so, als spräche die Figur nur mit sich selbst, weil die Kommunikation mit dem Personal ohnehin nutzlos ist. Scheinbar nebenbei gemurmelt, kommt Mirandas Sarkasmus umso besser zur Geltung, und weil der Dialogwitz, den das Drehbuch ihren Untergebenen in den Mund legt, ebenso beiläufig eingestreut wird, wirkt auch deren blasierte Weltfremdheit herrlich komisch, etwa wenn Andys unmittelbare Vorgesetzte bemerkt, dass sie nur eine Magengrippe von ihrem Idealgewicht entfernt sei. Angesichts des Milieus überrascht, dass der Film mit Glamour geizt. Zwar zelebriert eine Montagesequenz Andys täglichen Garderobewechsel, als sie vorübergehend modisch aufblüht. Wenn die junge Frau erstmals Zutritt zu jener Schatzkammer erhält, in der reihenweise Designerstücke hängen, die der Zeitschrift zur Begutachtung überlassen wurden, hält sich die Kamera jedoch zurück; ebenso wenig schwelgt der Film im Blitzlichtgewitter von Modeschauen oder Foto-Shootings. Weil die Protagonistin dem schönen Schein zuletzt zugunsten wichtigerer Dinge entsagt, mag die stilistische Unauffälligkeit des Films sogar konsequent wirken. Die Schlusswendung, die leere Oberflächenreize gegen hehren Idealismus ausspielt, ist zwar konventionell, doch Frankel nimmt die vordergründige Moral seiner Geschichte selbst nicht ernst. Sein Film macht sich zwar über die Eitelkeiten der Branche lustig, ist aber klug genug, deren Reiz bis zuletzt nicht in Abrede zu stellen. Zwei affektierte Nebenfiguren, die mit Haut und Haaren der Modewelt verfallen sind und von Emily Blunt und Stanley Tucci hinreißend gespielt werden, wirken denn auch wesentlich charismatischer als Anne Hathaways blasse Protagonistin und dürfen bis zuletzt Witz oder jedenfalls unbekümmerte Attitüde beweisen. So ist der Ton des Films nuanciert genug, um sogar Miranda gerecht zu werden. Wenn sie in zwei Sätzen die Genealogie eines scheinbar beliebigen Kleidungsstücks herleitet, blitzt unvermittelt eine scharfe Intelligenz auf, die ein kulturwissenschaftliches Seminar ersetzen könnte. An anderer Stelle wird die Fassade einen Augenblick lang brüchig, woraufhin plötzlich Gefühle durchschimmern. Doch selbst wenn Miranda dabei überrascht wird, wie sie ihrem Ehemann ein paar Tränen hinterher weint, legt der Film nicht die Lesart nahe, dass weibliche Figuren dominantes öffentliches Auftreten unweigerlich mit privatem Unglück bezahlen müssten. Denn Miranda darf ihre perfekt gestylte Fassade sogleich wieder herrichten. Selbst wenn ihre Tränen nicht, wie behauptet, allein den Töchtern gelten mögen, macht diese Frau keinen unglücklichen Eindruck. Ihr vermeintlich teuflisches Verhalten würde, wie sie zuvor zu bedenken gab, einem Mann übrigens als Führungsstärke ausgelegt werden.