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Filmplakat von Der Mann der vom Himmel fiel

Der Mann der vom Himmel fiel

138 min | Dokumentarfilm, Musik, Biographie
Weil sein Heimatplanet eine Dürre erlebt, landet Thomas Jerome Newton mit einem Raumschiff in New Mexico. Um an Reichtum und genügend Wasser zur Rückkehr zu gelangen, gründet Thomas eine Firma, die fortschrittlichste Technologien unter die Menschen bringt. Obwohl er schnell Unmengen an Geld besitzt, hält ihn eine sich zuspitzende Spirale aus Sex und Drogen auf der Erde fest. Musiklegende David Bowie spielt den Mann, der vom Himmel fiel, als Lustobjekt des Körperkinos. Als Alien empfindet er dabei gegenüber der Erde Abscheu und Faszination zugleich und präsentiert sich sowohl als Sieger als auch Opfer einer unmenschlichen Welt. (nd)

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Filmkritik

Den Filmen des Engländers Nicholas Roeg merkt man an, daß Roeg früher Kameramann war, bevor er sich der Regie (zuletzt " Wenn die Gondeln Trauer tragen") zuwandte. Auch im Genre der Science-Fiction, dem sein neuer Film zuzurechnen ist, hat er einschlägige Erfahrung: er stand u.a. bei Truffauts "Fahrenheit 451" hinter der Kamera. Einen Hauch von Bradbury besitzt die Story seines Films. Ein Mann kommt von einem anderen Stern zur Erde, nicht als bedrohlicher Okkupant, sondern selbst ein Bedrohter. Der Planet, auf dem er Frau und Kinder zurückläßt, verdorrt allmählich unter einer sengenden Sonne. Energietransplantation heißt das Stichwort, das seine Anwesenheit auf der Erde bestimmt. Der Überfluß an Wasser war es, der ihn die Erde für seine verzweifelte Unternehmung, das Leben auf dem eigenen Planeten vor dem Aussterben zu retten, auswählen ließ. Newton, wie sich der Ankömmling nennt, bringt einen Intelligenzstand mit, den die Menschen noch lange nicht erreicht haben. Seine Augen und sein Gehirn nehmen mit Leichtigkeit zwölf Fernsehprogramme gleichzeitig auf, und seine Fähigkeiten reichen aus, gleich neun Grundlagenpatente aus der Tasche zu ziehen, deren Wert ein New Yorker Anwalt auf 350 Millionen Dollar schätzt. "Zu wenig", kommentiert Newton lakonisch, und da er selbst möglichst wenig in Erscheinung treten möchte, macht er den Patentanwalt zum Präsidenten eines mächtigen Konzerns, der Newtons revolutionäre Erfindungen auswertet. Er selbst zieht sich mit einem Spezialisten an den Ort seiner Ankunft zurück, an einen idyllischen See in New Mexiko, um seine Aufgabe und Rückkehr in die ferne Heimat zu realisieren. Doch die Macht, die er schuf, und die Feinde, die sie auf sich gezogen hat, kehren sich gegen ihn. Er, der anders ist als sie alle, erleidet bald das Schicksal des Außenseiters. Den Anwalt schmeißt man kurzerhand aus dem Fenster eines Wolkenkratzers, Newton setzt man einer subtileren Prozedur aus. Die physische und psychische Folter hat erst ein Ende, als er seine Identität verloren hat, als er nicht mehr in der Lage ist, aus der Haut des Erdenmenschen herauszuschlüpfen. In visionären Bildern sieht er dem Sterben seiner Familie auf dem fernen Planeten zu, während ihm selbst nichts bleibt, als Mensch zu sein. Und mit den Menschen hat er die grausamsten Erfahrungen gemacht. - Im Film braucht es lange, bis der Zuschauer diese Geschichte aus der verschachtelten Bilderflut herausgefiltert hat. Roegs immense optische Fantasie konstituiert ein zunächst verwirrendes Spiel mit Realität und Imagination, in das auch noch eine private Zweithandlung, die Liebesbeziehung Newtons zu einer Frau, komplizierend eingebaut ist. Die Bilder, in deren krassem Wechsel von nostalgischer Poesie und visionärer Gigantomanie der Zuschauer zunächst zu ertrinken droht, ziehen immer mehr in einen fast psychedelischen Rausch, der alles Überladene und Widersprüchliche des Films vergessen läßt. Ehe er sich noch richtig in der genialischen Fülle von Bildeinfällen zurechtgefunden hat, fühlt sich der Zuschauer als geheimer Komplice und Leidensgefährte Newtons. Roeg montiert unbekümmert sexuelle Exaltationen neben rührend stille Szenen von seltener zwischenmenschlicher Empfindung. Der bleiche David Bowie erscheint bald als verletzlicher Einzelgänger, bald als zielbewußt Überlegener. Sein Scheitern ist emotional so stark vorbereitet, daß es keines Hinweises auf die allgemeingültige Erfahrung von der erzwungenen Anpassung des Individualisten in einer Gesellschaft des Konsums und der Konzerne mehr bedarf. Roeg führt aber noch eine weitere Ebene in seinen Film ein: die Stimulierung durch die Medien. Im Verlauf der Handlung spielen immer häufiger Szenen aus Filmen und Fernsehserien eine Rolle, deren Skala sich von latenter Gewalttätigkeit bis zur scheinbar banalen Humanität des Kino-Melodrams erstreckt. Der Höhepunkt wird erreicht, wenn sich die Gefühle des Zuschauers in einer eingeblendeten Sequenz aus Carol Reeds "Drittem Mann " exakt widerspiegeln. Im einzelnen mögen viele Zweifel an Roegs Film übrigbleiben, doch kann man sich dem Sog seiner Bildfantasie kaum entziehen, ist es unmöglich, mit Gleichgültigkeit darauf zu reagieren.

Erschienen auf filmdienst.deDer Mann der vom Himmel fielVon: BHR. (21.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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