Filmplakat von Der letzte Akt

Der letzte Akt

95 min | Drama, Kriegsfilm, Historie
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Während Tausende Berliner Unterschlupf in den S- und U-Bahn-Schächten suchen, ist Hitler vom Sieg der Deutschen immer noch überzeugt. Hauptmann Wüst erhält den Auftrag, Adolf Hitler um Verstärkung für die eingekesselte Armee zu bitten. Er erlebt die Verzweiflung der letzten Getreuen. Die sowjetische Armee steht kurz vor der Reichskanzlei, und Hitler gibt den Befehl, die Tunnel zu sprengen. Wüst klagt an: "Die sinnlose Fortsetzung des Krieges ist Mord", worauf er von SS-Wachen erschossen wird. (aga)

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Filmkritik

Dies ist nicht das Grauen. Der Regisseur G. W. Pabst will die letzten Tage Hitlers schildern und läßt einen schlurfenden Narren (Albin Skoda) wild gestikulieren, läßt ihn hysterisch schreien, aber aus dem Dämon ist eine schon groteske Vogelscheuche geworden. Schlimm, wenn man eine furchtbare Realität zur Karikatur zusammenpreßt, die politisch möglicherweise den bedenklichen Effekt hat, daß solche filmische Abrechnung wegen ihres unangenehm kolportagehaften Charakters leicht als geschäftstüchtige Lächerlichkeit und somit die aufgesetzte Gegeneinstellung als undiskutabler Schwindel gesehen wird. Eine ernsthafte filmische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Hitler mag nützlich sein, was aber dieser Film zeigt, muß Widerwillen gegen eine verantwortungslose Geschäftstüchtigkeit auslösen. Gewiß, man hat verläßliches Material verarbeitet, es kommt aber nicht so sehr darauf an, ob das äußere Faktum stimmt. Es ist nicht wichtig, ob Hitler den Generalobersten Greim zuletzt noch zum Marschall ernennt oder seinen Schwager Fegelein erschießen läßt, ob er noch an eine Armee Wenk glaubt und sich das Horoskop stellen läßt. All das wird ebenso stimmen, wie seine Trauung mit Eva Braun. Es mögen sogar dem Sinne nach die Tobsuchtsausbrüche Hitlers, seine irren Reden, verläßlich sein. Aber wie sieht das Bild des Ganzen aus? Es wirkt wie eine abenteuerliche Kolportage, die nach den wohlfeilsten Prinzipien aufgebaut ist. Zunächst ein einigermaßen langweiliger Bericht über die Situation. Hitler eine groteske Figur, Goebbels mehr einer unfreiwilligen Komik zuneigend. Man benimmt sich immer exzessiver; Hitler lärmt, die Generale besaufen sich oder stehen verlegen herum. Die Bunkerbesatzung aber macht Betrieb: letzter Tanz auf dem Vulkan. Sehr wichtig: erotische Elemente drängen sich vor. Aber dann kommt (ebenso wichtig) das Sentiment. Hitler heiratet. Tränen quillen. Der "Führer" erschießt sich. Und das deutsche Volk, die Berliner, die Furchtbares erdulden? Man sieht sie in ein paar unglaublich schlecht arrangierten Bunkerszenen, man sieht sie als hilflose Opfer, wenn auf einen Irrsinnsbefehl Hitlers hin U-Bahnschächte überflutet werden. Aber das Volk bleibt im Grund passive Masse, lediglich Objekt einer filmischen Sensation. Die tapfere Berliner Bevölkerung hätte das Gegenbild geben müssen. Die Regie hätte da vorzügliche Möglichkeiten gehabt. Gegenspieler Hitlers ist lediglich ein Leutnant mit auffallend weichen Gesichtszügen, eine zwiespältige Natur ohne Kraft. Es stimmt nirgendwo. Übrig bleibt lediglich das halb alberne, halb groteske Bild eines Mannes, den es so in der Wirklichkeit nie gegeben hat. Bosheit muß Grauen erregen, sie darf nicht lächerlich wirken. Dieser Film aber ist ein kurioses Panoptikum des Bösen. Und gerade das ist nicht erträglich, wenn es um die beispielhafte Inkarnation des Bösen geht.

Erschienen auf filmdienst.deDer letzte AktVon: A. (26.6.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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