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Filmkritik
Vor gut einem Jahrzehnt wagte sich der französische Regisseur Laurent Tirard an die erste Realverfilmung der populären Comic-Geschichten um den kleinen Nick, die René Goscinny geschrieben und Jean-Jacques Sempé illustrierte hatte. Die ersten Episoden erschienen schon 1955 im belgischen Magazin „Le Moustique“. Populär wurde der aufgeweckte Titelheld aber erst, als die Storys in der französischen Regionalzeitung „Sud-Ouest Dimanche“ gedruckt wurden.
Später entstanden daraus Bücher, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Nach dem Kinoerfolg des nostalgisch gestimmten Kinderfilms „Der kleine Nick“ (2011) drehte Tirard 2014 die Fortsetzung „Der kleine Nick macht Ferien“. Bei der dritten Adaption macht nun aber der Regisseur Julien Rappeneau einen klaren Schnitt. Zusammen mit Mathias Gavarry schrieb Rappeneau eine komplett neue Geschichte und engagierte auch eine neue Besetzung. Allerdings ist die Story weiterhin in den 1960er-Jahren angesiedelt und wie die Vorgänger im Retro-Look gehalten. Die Titelfigur fungiert als Ich-Erzähler, der aus dem Off in die Geschichte einführt, sich aber praktisch erst am Ende wieder zu Wort meldet.
Die „Unbesiegten“ und ihr Problem
Der neunjährige Nick und seine Freunde nennen sich selbst „Die Unbesiegbaren“. Regelmäßig treffen sie sich auf einem freien Feld am Rand einer französischen Stadt. „Da können wir machen, was wir wollen, und haben jede Menge Spaß“, erklärt Nick zu Beginn aus dem Off, als sich die Bande zum Fußballspielen trifft. Sein Vater arbeitet in einem Büro. Was genau er da macht, kann er seinem Sohn aber nicht erklären. Die Mutter kümmert sich um den Haushalt. An der reinen Jungenschule kommen die Kinder mit der verständnisvollen Klassenlehrerin gut zurecht. Dagegen piesackt sie der strenge Aufseher Hühnerbrüh, weil seine Trillerpfeifen auf wundersame Weise immer wieder verschwinden.
Doch dann wird Nicks Vater von seinem Chef Maßbaum als künftiger Leiter einer Firma in Südfrankreich ausersehen. Während der Vater sich diese Chance nicht entgehen lassen will, ist Nick frustriert, denn ein Umzug würde bedeuten, dass er seine Freunde nicht mehr sehen kann. In einem Albtraum stellt er sich den Firmensitz als Steinbruch mit Sklavenarbeit vor. Außerdem hat der Schuldirektor gerade einen Wettbewerb ausgelobt, bei dem der Siegerklasse ein Ausflug in eine Sternwarte winkt. Als der Vater bei einem Geschäftsessen mit Maßbaum sein Konzept vorstellen soll, versucht dies Nick zu sabotieren. Ohne Erfolg. Danach verfallen die Jungs auf die Idee, auf dem Gelände der Mädchenschule einen alten Wikingerschatz zu suchen, damit Nick so reich werde, dass sein Vater die gut bezahlte Stelle nicht mehr antreten muss.
Immer scheint die Sonne
Paradigmatisch für die zart hingetupfte Heile-Welt-Atmosphäre des Kinder- und Familienfilms scheint in der Stadt offenbar immer die Sonne. Mit solcherart unbeschwerter Heiterkeit, einer liebevollen Ausstattung und den kleinen Streichen der Jungs entfaltet der Film eine nostalgische Grundstimmung. Dazu passt, dass man Schätze hier noch mit Landkarten auf vergilbtem Papier suchen muss statt mit dem Smartphone und der passenden App.
Im Vergleich zur Buchvorlage wird die Figur von Nicks Mutter, die ebenso namenlos bleibt wie der Vater, deutlich aufgewertet und modernisiert. Obwohl sie „nur“ Hausfrau ist, die Mann und Kinder versorgt, agiert sie als heimliche Chefin im Haus und beweist bei den Vorbereitungen zum Umzug beträchtliches Durchsetzungsvermögen gegenüber ihrem Mann. Audrey Lamy verkörpert diese Figur, die unaufhörlich zwischen Anpassung, Selbstbewusstsein und Emanzipation oszilliert, recht lebhaft. Im Vergleich dazu bleibt Jean-Paul Rouve als etwas tollpatschiger Vater blass, bis er dank einer cleveren Drehbuchpointe plötzlich doch noch Profil gewinnt.
Mit den erfahrenen Schauspielern kann der 2011 geborene Ilan Debrabant als Nick locker mithalten, was auch daran liegt, dass er seit seinem ersten Auftritt als Fünfjähriger schon in etlichen Filmen mitgespielt hat.
Etwas dick aufgetragen
Im Bemühen um originellen Dialogwitz überspannen Rappeneau und Gavarry gelegentlich den Bogen, wenn der stocksteife Direktor die Lehrer etwa immer wieder mit unpassenden Wortspielen nervt. Auch der Running Gag, dass der stets hungrige und ohnehin schon füllige Otto durch Streiche oder Ungeschicklichkeiten seiner Mitschüler immer wieder Essbares verliert, wird überstrapaziert. Dass zudem die Situationskomik zuweilen etwas platt ausfällt und die erwachsenen Darsteller wie schon in „Der kleine Nick macht Ferien“ ziemlich dick auftragen, dürfte das Vergnügen der kleinen Kinobesucher aber kaum schmälern.