- RegieMalte Wirtz
- ProduktionsländerDeutschland
- Produktionsjahr2024
- Dauer73 Minuten
- GenreThrillerHorrorPsychothriller
- Cast
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Filmkritik
Eva (Merle Peters-Moorhouse) und Arthur (Tim-Fabian Hoffmann) machen sich auf in die Großstadt. Die Eltern des Paares dürfen davon nichts wissen. Nach Abenteuer oder gar Liebesflucht sieht es dennoch nicht aus. Die Reise wirkt eher wie eine Pflichterfüllung. Ohnehin wird die Aufmerksamkeit von einem Erzähler besetzt, der mit bedeutungsschwangerem Ton die dramaturgischen Eckpfeiler der Gruselgeschichte markiert und von einem tragischen Ereignis erzählt, das sich alle 30 Jahre wiederholt. Jetzt sei es wieder so weit.
Was folgt, spielt sich beinahe ausschließlich in einem heruntergekommenen Hotel ab, in dem das Paar eincheckt. Der kauzig-verschrobene Rezeptionist gibt eine Führung durch die Räumlichkeiten und erklärt die wichtigste Regel: Das „schwedische Zimmer“ dürfe unter keinen Umständen betreten werden. Eine klassische Regel der Spannung und des Horrorfilms. Man ahnt, dass sie nicht lange befolgt wird.
Der dritte im Bunde
Eva und Arthur laufen durch die Räume, bereiten in einer ranzigen Küche ihr Abendessen zu und duschen im flackernden Licht, ehe sie sich endlich näherkommen. Wobei es nicht so ganz klar ist, wer hier eigentlich mit wem schläft: Es könnten durchaus auch Geister am Werk sein. Genaueres weiß man aber nicht. Es ist auch egal, weil die ästhetische Form derart unterkomplex und amateurhaft schlampig ist, dass man keinen Zugang zu dem Film „Der dritte Gast“ von Malte Wirtz bekommt.
Alles hat mit dem rätselhaften Gast zu tun, der mit dem Rezeptionisten Schach spielt und viel Schnaps trinkt. Dessen bedeutungsschwer vorgetragenen Sätzen ist eine Art Auftrag zu entnehmen, den es in dieser Nacht zu erfüllen gilt. Es geht um eine tragische Liebe, die im Selbstmord endet. Das Licht flackert, während Menschen immer wieder in Spiegel blicken und gedankenverloren über ein und denselben Flur streifen. Ach, wäre es doch bloß zum Schreien!
Die Musik bemüht sich um Bedrohlichkeit, schwillt an, streicht und klimpert dunkel, so als könnte sie den banalen Handkamerabildern und ihren schröcklichen Motiven Atmosphäre einhauchen. Allerdings will sich so gar kein Grusel einstellen. Und auch vom satirischen Edeltrash ist der Film meilenweit entfernt.
Mit Lust zur Improvisation
Regisseur und Drehbuchautor Malte Wirtz, der sich mit unermüdlicher Energie dem Amateurfilm verschrieben hat, verhebt sich bei diesem Horrorfilm in jeder Hinsicht. Der angekündigte Mumblecore, der sich in den Horrorfilm schleichen soll, bleibt lediglich Behauptung. Handkamera und Dialoge sind viel zu improvisiert und genuschelt. Nichts davon reicht an den aufsässigen Charme von Filmen wie „Love Steaks“ oder „Beat Beat Heart“ heran.
Es ist ehrenwert und wichtig, dass sich das Filmemachen von den Zwängen großer Budgets befreit und mit Tatendrang und flirrenden Ideen ans Werk macht. Eine Idee braucht es dennoch. Und vor allem eine Form. Der gerade im Horrorgenre gerne herangezogene Thriller „Armee der Finsternis“ von Sam Raimi besitzt all dies. Vor allem eine Idee von Terror und Bedrohung, wie man sie auf diese Weise selten sieht. Malte Wirtz hingegen scheint mit der Vorstellung, Filme völlig ohne Drehbuch im Vorbeigehen zu inszenieren, immer mehr zu seinem eigenen Klischee zu werden.