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Filmkritik
Doro liebt Axel, und eigentlich liebt Axel auch Doro. Es könnte alles bestens sein mit ihrer Zweierbeziehung, hätte Axel nur seine Hormone etwas besser im Zaum. Als Doro den notorischen Seitenspringer wieder mal mit einer fremden Frau in flagranti erwischt, wirft sie ihn kurzentschlossen aus der gemeinsamen Wohnung.
Auf der Suche nach einer neuen Bleibe trifft Axel auf Waltraud. Waltraud heißt eigentlich Walter und liebt so ziemlich alles, was männlich ist, einen knackigen Po und ein paar Muskeln hat. Axel ist genau ihr/sein Typ. Doch weil der überzeugte Hetero mit Männern nichts im Sinn hat, übernachtet Axel dann doch lieber bei Waltrauds Freund Norbert. Der ist zwar auch homosexuell, erscheint aber nicht ganz so exaltiert und vor allem weniger zudringlich.
Ein Missverständnis nach dem anderen
Während Axel sich in der Folgezeit mit dem heldenhaft vor sich hin leidenden (weil hoffnungslos in Axel verliebten) Norbert arrangiert, stellt Doro fest, dass sie schwanger ist, und macht sich auf die Suche nach Axel, dem Vater in spe. Sie findet ihn in einer vermeintlich eindeutigen Situation - mit Norbert. Ein Missverständnis. Denn eigentlich ist natürlich alles ganz anders.
Missverständnisse spielen in dem Film von Sönke Wortmann die Hauptrolle. Im Prinzip geht es hier zu wie in jenen Schwänken, mit denen man auf deutschen Volksbühnen so beharrlich für Brüller im Publikum sorgt. Da steht ein vermeintlicher Liebhaber zwischen den Mänteln, der eigentlich gar keiner ist, sondern nur dasteht, weil der eine dachte, die andere könnte denken, er hätte nicht nur gedacht, sondern auch noch getan, was er keinesfalls hätte tun sollen und eigentlich ja auch gar nicht getan hat. Und so weiter.
Aus dem Schnittmuster dieser schlichten dramaturgischen Mechanik zaubert Wortmann hier aber ein Lustspiel von gehobenem Unterhaltungswert. Zumindest, wenn man es an dem misst, was das deutsche Kino in den vergangenen Jahren sonst so an komödiantischen Versuchen hervorgebracht hat. Dabei lässt der nach Motiven der gleichnamigen Comics von Ralf König gedrehte Film nicht nur kein (Homosexuellen-)Klischee aus, sondern überspitzt sie derart, dass sich mit ihnen schon wieder spielerisch umgehen lässt.
„Titten“ statt „grosche Brüscht“
Ob da nun der homosexuelle Ästhet und Gourmet Norbert an seinem grobschlächtigen Verlegenheitsliebhaber leidet (der natürlich auch noch Schlachter ist), oder schwer verunsicherte Heteros in ihrer Männergruppe trotzig üben, „Titten“ statt „grosche Brüscht“ zu sagen (da so was im Dialekt besonders komisch klingt, muss einer von ihnen natürlich auch noch schwäbeln), dient eher der Karikatur als einer subtilen Milieuzeichnung, will aber auch gar nichts anderes sein.
Und da Wortmann in vielen Sequenzen ein sicheres Gespür für Situationskomik und szenische Auflösungen beweist, sieht man ihm nach, dass mancher Gag quasi mit Ansage daherkommt. Wenn sich die hochschwangere Doro schließlich aufmacht, um Axel beim homosexuellen Seitensprung zu ertappen, und dann zwar alles ganz anders, aber noch weit chaotischer ist, als zu befürchten war, kann man darauf wetten, dass gleich die Wehen einsetzen.
Mit beachtlichem Screwball-Tempo
Dass solche plumpen Momente nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben, hängt am beachtlichen Screwball-Tempo der Inszenierung. Die Darsteller machen ihre Sache zudem durchweg gut. Ob Til Schweiger und Katja Riemann das Nonplusultra deutscher Schauspielkunst sind, sei dahingestellt. Doch Joachim Król ist eigentlich allein schon das Eintrittsgeld wert.
Sicherlich ist „Der bewegte Mann“ Mainstream-Kino, dem jener spröde Charme abgeht, den Wortmanns „Kleine Haie“ noch verströmten. Und natürlich hat das auch mit dem Produzenten Bernd Eichinger zu tun, der den Regisseur unter seine Fittiche genommen hat. Aber Mainstream, bei dem das Fehlen von Tiefsinn nicht gleich mit Schwachsinn einhergeht, muss man auch erst können.