- RegieFulvio Risuleo
- ProduktionsländerItalien
- Dauer93 Minuten
- GenreKomödie
- Cast
- TMDb Rating5/10 (34) Stimmen
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Immerhin wurde kein Schaf verletzt oder gar getötet! So erleichtert formuliert Marti (Daphne Scoccia) ihre Bilanz einer furiosen, aber erfolglosen Verfolgungsjagd, die sie und ihre Freundin Rana (Silvia D’Amico) sich mit dem vermeintlichen Tierarzt und Hundeentführer Dr. Mopsi geliefert haben. Die Verfolgungsjagd führte von einem Parkplatz für Boote in Rom durch trostlos-staubige Vorstädte über Feldwege und Viehweiden, wo eine grasende Schafherde aufgeschreckt wurde. Entführt wurde die französische Bulldogge Ugo, die Marti als Hundesitterin übers Wochenende in der Obhut hatte.
Schnitzeljad durch die Vorstädte von Rom
Der dubiose Dr. Mopsi hatte Marti in einem Park auf die Bulldogge angesprochen, weil er, selbst Halter einer Bulldoggen-Dame, einen Plan hatte, wie man sich mittels Ugos Fortpflanzungstriebs und dem anschließenden Verkauf der dabei entstehenden Welpen ein paar Euro verdienen und den Tieren zugleich eine unterhaltsame Gefälligkeit erweisen könnte. Als prekär lebendes und nicht ganz helles Partygirl war Marti diesem Ansinnen nicht abgeneigt, zumal sie für ihre Betreuungsdienste deutlich unter Mindestlohn abgespeist worden war.
Später erst realisieren die Freundinnen, dass der dubiose Tierarzt auf seiner Visitenkarte seinen Beruf falsch geschrieben hat. Zudem spielte „Dr. Mopsi“ auch nicht mit offenen Karten, was den Marktwert von Bulldoggen-Welpen angeht. Doch zum neuerlichen Aushandeln eines aktualisierten Honorars kommt es nicht mehr.
Im Unterschied zu Martis optimistischer Einschätzung würde die Tagesbilanz aus Sicht der Polizei deutlich negativer ausfallen: Hundeverlust, Verletzung von Eigentumsrechten, Auto- und Benzindiebstahl sowie die Verteilung von Falschgeld.
Die Fagottistin im Nebenhaus
Allerdings verliert „Der ganz große Coup“ nach gut der Hälfte seiner Spieldauer die beiden Protagonistinnen schlicht aus dem Blick, um stattdessen von Orazio (Edoardo Pesce) zu erzählen. Der Heavy-Metal-Fan hat schon vor längerer Zeit seinen Job in einem Computer-Laden verloren. Er leidet an einem Reizhusten, ist mit ein paar Mieten im Rückstand und zudem heimlich in seine Fagott spielende Nachbarin verliebt. Einen Plan scheint er nicht zu haben, eher den Blues. Jetzt aber braucht er dringend einen Job.
Andererseits leistet sich Orazio den Luxus einer Haltung, denn er reagiert empört, als sein Bruder und seine Mutter vorschlagen, die wertvolle Familiengrabstätte zu verkaufen, um ihm finanziell unter die Arme zu greifen. Alternativ erhält er den Tipp, dass eine Tierhandlung im Viertel dringend Mitarbeiter suche; der Laden will sein Dienstleistungsangebot für Hundebesitzer:innen kreativ erweitern. Spätestens wenn Orazio sich das neue Geschäftsmodell erklären lässt, wird klar, dass es sich bei dem langhaarigen Slacker Orazio und dem schmierigen Popper Dr. Mopsi um ein und dieselbe Person handelt.
Die Kunst des komplexen Drehbuchs
Regisseur und Drehbuchautor Fulvio Risuelo hat die Vorgeschichte der ersten Hälfte von „Der ganz große Coup“ (im Original: „Il colpo del cane“, Der Hundestreich) einfach nach hinten gezogen, allerdings aus anderer Perspektive. Nach und nach finden sich so die fehlenden Puzzleteile, die zunächst noch Fragen offenließen. Zugleich wird auch die Genese der seltsamen Figur „Dr. Mopsi“ und ihrer kriminellen Energie sichtbar, die mehrere Impulse einfach miteinander verbunden hat. Und schließlich finden auch beide Erzählstränge buchstäblich zusammen, so dass man die Geschichte von Marti, Rana, Orazio, Ugo und „Dr. Mopsi“ noch einmal aus anderer Perspektive erlebt – und deren Fortsetzung.
Das ist ein cleverer Schachzug, wenn das Filmbudget beschränkt ist, man aber die Kunst des komplexen Drehbuchs beherrscht. Schließlich gilt es auch noch Fragen nach der Herkunft des Falschgeldes oder dem Verbleib von Hund und Entführer zu klären.
Wenn die Polizei schließlich ein Einsehen hat und das temporeich-amüsante Treiben fürs Erste stoppt, zieht eine der Hauptfiguren die längst fällige Konsequenz, um dem ganzen Elend nicht länger beiwohnen zu müssen. Man kann es ihr/ihm wahrlich nicht verübeln.