Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Der "Panther" stellt sich als Familienvater vor. Ein breitschultriger Mann mit entschlossenem, etwas traurig-verhangenem Blick. Er liebt seine junge Frau und seine beiden Kinder. Von "Beruf" ist er Gangster. Die dauernde Flucht vor der Polizei kostet seinem besten Freund und seiner Frau das Leben. Ein durch ehemalige Kumpane engagierter Berufskollege holt ihn und seine Kinder im Krankenwagen von der Südküste Frankreichs nach Paris. Dort hält der Panther Abrechnung mit seinen einstigen Freunden, die ihn nach ihrem letzten Dienst an die Polizei verraten. Doch wieder trifft es auch Unschuldige. Nachdem er sich das Geld für einen gesicherten Aufenthalt seiner Kinder beschafft hat, resigniert der weichherzige, müde gewordene Mann. Ein Sprecher verkündet, die Polizei habe ihn gefaßt und er sei hingerichtet worden. - Die Reklame arbeitet mit der Berufung auf "tatsächliche Ereignisse". Es sei nicht angezweifelt, daß es Gewaltverbrecher wie diesen Panther wirklich gibt: "bürgerliche" Menschen mit aufrichtiger Liebe zur Familie und festgeprägten Vorstellungen von Freundschaft, die dennoch rauben und töten - nicht aus Haß gegen die Gesellschaft, sondern aus irgendeiner dunklen Veranlagung ihrer eigenen Person. Aber solche Fälle möge man den Psychologen überlassen; sie werden selbst unter diesen als schwierige Studienobjekte menschlicher Zwiespältigkeit gelten. Auf die Leinwand gehören sie nicht. Besonders nicht, wenn Machart und Umstandsschilderung des Drehbuchs darauf aus sind, einseitiges Mitgefühl mit dem fragwürdigen "Helden" zu wecken. Zu einer annähernden Beurteilung des Panthers hätte der Zuschauer dessen Vorgeschichte nötig. Eine Aufklärung hierüber unterbleibt jedoch; ungenügende Andeutungen der bürgerlichen Existenz seines Vaters vermögen eher zu verwirren, denn zu klären. Was trieb diesen Mann ins Verbrechen? Wie ist die seltsame Spannung zwischen seinem robusten, unbarmherzigen Auftreten und seiner zartfühlenden Sorge um Familie und Freunde zu erklären? Fragen, die sich aufdrängen, ohne irgendwo erhellt zu werden. Um einen Grad bedenklicher noch ist die Art des Films, das Gangstertum zu klassifizieren. Zwar unterbricht er damit die allzu einfache Schwarzzeichnung konventioneller Filmanlage, suggeriert dem Publikum aber zugleich die vorgebliche Harmlosigkeit von Verbrechern, deren Taten gegen die Gesellschaft - zu der ja auch der Zuschauer gehört - bewußt ausgeklammert oder als Erscheinungsformen einer (nicht als illegitim erfaßten) Nothilfe dargestellt werden. Die Sympathie mit dem Verbrecher führt hier so weit, daß man ihm die traurigen Blickes vollzogenen Morde an seinen verräterischen Freunden nahezu verzeiht und nicht verstehen kann, weshalb die unaufmerksame Justiz ihn in Verkennung seines "guten Kerns" verurteilen konnte. - Die künstlerische Gestaltung verstärkt unsere Besorgnis. Der Film hat, was man nur von wenigen Gangsterfilmen behaupten kann, weitgehend "Stil": die optisch eindringliche Beweglichkeit der Kamera und eine leise poetische Melancholie ergänzen sich ohne fühlbaren Bruch. Insbesondere der Anfang fesselt durch interessante Perspektiven und originelle Einfälle; darin steckt mehr Neues (im Alltäglichen) als in mancher krampfhaften Bemühung der "Neuen Welle". Gerade diese künstlerische Formung unterstützt aber nur die gefährliche Anteilnahme an der zweifelhaften Hauptperson. Durch sie wird die gefühlsmäßig-unbewußt wirkende Beeinflussung des Zuschauers vollkommen, so daß wir vom Besuch des Films abraten müssen.